Alte Ansichtskarten des Siebengebirges Einen wertvollen Schatz gehoben

KÖNIGSWINTER · Historiker Ansgar Klein hat 400 Glasplatten für das Siebengebirgsmuseum und den Heimatverein Siebengebirge erworben. Sie geben Aufschluss über die historische Entwicklung der Rheinlandschaft.

 Übergabe der historischen Glasplatten: Ansgar Klein und Franz-Joachim Thür (links).

Übergabe der historischen Glasplatten: Ansgar Klein und Franz-Joachim Thür (links).

Foto: Frank Homann

Völlig neue Ansichten! Historiker Ansgar S. Klein hat einen Schatz gehoben. Und das Siebengebirgsmuseum und der Heimatverein Siebengebirge verfügen nun über 400 Glasplatten, die einst zur Herstellung von Ansichtskarten mit unterschiedlichen Motiven aus dem gesamten Siebengebirgsraum dienten.

Klein, auch zweiter Vorsitzer und Archivar des Heimatvereins, hält im weltweiten Netz immer wieder Ausschau nach allem, was unter den Begriffen Königswinter, sämtlichen Ortschaften oder unter der Gesamtbezeichnung Siebengebirge läuft – aus Liebe zur Heimat und Interesse an ihrer Geschichte. So entdeckte er das Verkaufsangebot über 400 Glasplatten. Sie dienten dem früheren Dortmunder Cekade-Verlag in den fünfziger und sechziger Jahren als Vorlagen für die Produktion von Grußkarten.

Bürgerstiftung unterstützte den Kauf

Das Herz des Historikers schlug schneller. „Bei 5 oder 10 Euro nehme ich die Anschaffung auf die eigene Kappe, aber bei einem solchen Betrag halte ich natürlich Rücksprache.“ Die Bürgerstiftung unterstützte den gemeinsamen Ankauf des Heimatvereins und der Stadt Königswinter. So konnte dieser äußerst bedeutsame historische Bestand an Glasplatten für Königswinter gesichert werden. Stand jede Platte zunächst mit fast 17 Euro zum Verkauf, so gab der Anbieter einen reichlichen Nachlass, nicht zuletzt, weil es sich beim Interessenten um einen Verein handelt. Schließlich ging jede Platte zu je zehn Euro nach Königswinter.

„Es ist nicht die erste Kooperation zwischen Verein, Stadt und Bürgerstiftung“, sagte Heimatvereinsvorsitzer Burkhard Rinkens und nannte als Beispiel ein Aquarell von Richard Seewald. „Ohne diese wunderbare Kooperation würde uns solch eine Anschaffung als Heimatverein allein nicht gelingen. Das machen wir wieder, wenn etwas auftaucht.“ Rinkens dankte stellvertretend Ulrich Berres als Geschäftsführer Kultur der Stadt und Bürgerstiftungs-Geschäftsführer Franz-Joachim Thür.

Andächtiges Staunen vor den Glasplatten

Fast andächtig standen die Protagonisten vor den Kästen mit Glasplatten. Museumsleiterin Sigrid Lange trug weiße Handschuhe, als sie eine der Platte aus dem Kuvert zog. „Die Aufnahmen sind wirklich sehr deutlich“, meinte die Historikerin. Einige Platten waren bereits als Beispiele gescannt und ausgedruckt worden. Und an diesen wenigen Fotografien war bereits zu erkennen, welchen Wert diese Platten haben, um die Entwicklung der Ortsbilder nachverfolgen zu können. Eine Heidenarbeit kommt auf die Akteure zu, denn alle 400 Exemplare werden gescannt, digitalisiert und in die neue Datenbank des Museums eingefügt.

„Das wird eine spannende Aufgabe“, sagte Ansgar S. Klein. Auch die Technik gab ihm noch Rätsel auf. „Warum Glasplatten genutzt wurden, weiß ich noch nicht.“ Im Vordergrund steht freilich das jeweilige Motiv. „Bei dieser Ansicht von der Wolkenburg hat der Fotograf bestimmt von August Sanders gelernt“, mutmaßte Thür. Und Sigrid Lange meinte: „Diese Aufnahmen sind Zeugen der Landschaftsgeschichte und des Landschaftswandels, die die Veränderungen in den Orten dokumentieren. Auch längst verschwundene Bauwerke lassen sich mit diesen alten fotografischen Platten wieder darstellen. Hinzu kommen Ansichten von Orten und Gegenden, die nicht zum üblichen Repertoire der Postkartenanbieter gehören.“

Der Drachenfels noch vor der Betonphase

Auf einer Aufnahme aus dem Norden war das Lemmerzfreibad zu erkennen mit Schloss Drachenburg und der Burgruine dahinter. Aufnahmen von der anderen Rheinseite zeigten den Drachenfels in voller Pracht mit dem alten Gasthaus auf dem Plateau. Von „Beton“, der mittlerweile auch Geschichte ist, war auf diesen Ansichtskarten noch nichts zu sehen. Die Rheinfront der Altstadt mit ihren Hotels ist Thema eines anderen Fotos. Und Rhöndorf mit seinem Ziepchensplatz war zu entdecken mit der damals noch aktiven Weinlage „Ulaneneck“, die gerade erst wieder zu neuem Leben erweckt wird. Und auf einer Rhöndorfer Karte war noch das Hotel zu sehen, das später die Geschäftsstelle des Deutsch-Französischen Jugendwerks wurde; heute ist dort Wohnbebauung vorzufinden.

Auch die offensichtlich gerade fertiggestellte Brücke über die B 42 auf Honnefer Gebiet hatte einst der Fotograf aufs Korn genommen, die Produktionsstätten der Firma Penaten in Rhöndorf und das Nachtigallenwäldchen daneben, das längst einer Bebauung weichen musste.

Eine vergleichende Ausstellung ist denkbar

Eine Ausstellung mit den schönsten Motiven ist denkbar, auch die Gegenüberstellung von damals und heute, so die Museumsleiterin. Und Burkhard Rinkens könnte sich die Gestaltung eines Kalenders oder eines Postkartenbandes vorstellen. „Wir wollen mit diesem Schatz etwas machen.“

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