Interview mit Clara Oberbeckmann und Daniel Waldhaus Einsatz für die DLRG: "Standpauken dürfen wir nicht halten"

KÖNIGSWINTER · Während andere am Strand ihren Urlaub genießen, sind sie stets bereit, ins Wasser zu springen und Leben zu retten: Clara Oberbeckmann (17) und Daniel Waldhaus (16), beide Mitglieder der DLRG Oberpleis, waren in den Sommerferien gemeinsam mit anderen Rettungsschwimmern aus Königswinter zwei Wochen ehrenamtlich an der Ostsee im Wachdienst tätig. Über ihre Erlebnisse sprachen sie mit Gabriela Quarg.

 Sonniger Arbeitsplatz: Der Strandabschnitt an der Ostsee war für zwei Wochen das Einsatzgebiet für die Rettungsschwimmer aus Königswinter.

Sonniger Arbeitsplatz: Der Strandabschnitt an der Ostsee war für zwei Wochen das Einsatzgebiet für die Rettungsschwimmer aus Königswinter.

Foto: DLRG Oberpleis

Wie sieht der Alltag eines Rettungsschwimmers aus?
Daniel: Der Wachdienst beginnt um 9 Uhr morgens. Die Mittagspause wird so gelegt, wie es gerade passt, da die Wachfähigkeit unbedingt erhalten sein muss. Schluss ist gegen 18 Uhr, bei viel Badebetrieb dauert der Dienst auch schon mal länger.

Wie begegnen Euch die Badegäste?
Clara: Durch das rote T-Shirt, das wir tragen, wird einem viel Respekt entgegengebracht. Die meisten Leute sind auch einsichtig, wenn wir sie bitten, aus dem Wasser zu kommen oder mit ihrem Hund den Strand zu verlassen.
Daniel: Viele wissen gar nicht genau, was die Farben der Flaggen eigentlich bedeuten. Oder dass es spezielle Hundestrände gibt.

Womit habt Ihr es während des Wachdienstes zu tun?
Daniel: Es gibt zum Beispiel immer wieder Leute, die sich an einer Muschel geschnitten haben und ein Pflaster benötigen. Oder Eltern, die ihre Kinder suchen.
Clara: Auch Quallenstiche kommen häufig vor. Dann helfen wir den Leuten, indem wir Rasierschaum auf die betroffene Stelle auftragen. Das löst die Nesseln, die man dann mit einem Holzstäbchen abtragen kann.

Während Eures Einsatzes habt Ihr auch Ernstfälle erlebt. An welchen erinnert ihr Euch besonders?
Clara: Als ich Wachgängerin auf dem Turm war, kam ein Mann und erzählte, dass am Hundestrand eine Frau umgekippt sei. Ich bin sofort mit dem Sanipack losgelaufen. Die Frau konnte nicht aufstehen, es ging ihr sehr schlecht, aber sie war ansprechbar.
Daniel: Während Clara die Frau erstversorgt hat, habe ich mit dem DLRG-Boot zwei Sanitäter zum Einsatzort gefahren. In dem Fall ging das schneller, als wenn sie über den Strand gelaufen wären.
Clara: Zu sechst haben wir anschließend die Frau auf einer Trage über den Strand zum Turm getragen. Das war alles ganz schön nervenaufreibend. Umso mehr habe ich mich gefreut, als die Frau zwei Tage später zu uns kam und sich bedankt hat.

Daniel, Du warst nicht nur an der Ostsee, sondern auch auf Langeoog im Einsatz. Was hast Du dort erlebt?
Daniel: Wir haben dort relativ oft den Rettungswagen rufen müssen. So hatte zum Beispiel ein kleiner Junge eine Feuerqualle ins Auge bekommen.

Gab es denn auch Fälle, in denen Ihr tatsächlich Leute aus dem Wasser retten musstet?
Daniel: Ja, in den zwei Wochen ist das drei oder vier Mal vorgekommen.
Clara: Der Grund ist meistens, dass sich die Leute überschätzen, zu weit rausschwimmen und dann den Rückweg nicht mehr schaffen. Oder sie unterschätzen Wellen und Strömung.

Habt Ihr leichtsinnigen Badegästen auch schon mal eine Standpauke gehalten?
Clara: Insgeheim wünschen wir uns das manchmal schon, aber als Rettungsschwimmer dürfen wir das gar nicht. Wir müssen immer freundlich und höflich bleiben.

Es wird häufig bemängelt, dass immer weniger Kinder schwimmen können. Stimmt das?
Clara: Ja, das ist ein großes Problem. Die meisten Eltern glauben, dass ihre Kinder, wenn sie das Seepferdchen haben, schwimmen können und auch alleine im Meer baden können.
Daniel: Aber das Seepferdchen ist noch lange kein Schwimmabzeichen. Um einigermaßen sicher zuschwimmen, muss man schon Bronze oder Silber haben. Und leider werden es immer mehr Kinder, die eben nicht richtig schwimmen können.

Was ist denn für Euch die Motivation, sich in den Ferien ehrenamtlich zu betätigen?
Daniel: Für mich ist das eine sinnvolle Art, meine Ferien zu verbringen. Hier kann ich Leuten wirklich helfen. Auch den ständigen Kontakt zu den Menschen finde ich schön.
Clara: Mir macht es einfach Spaß. Ich fahre ja schon jahrelang mit der DLRG an die Ostsee. Und ich freue mich immer, wenn die Leute sich bei uns für unsere ehrenamtliche Tätigkeit bedanken. Dann merkt man, dass man wirklich etwas Gutes tut.

Zu den Personen

Clara Oberbeckmann (17) besucht die Oberstufe der Gesamtschule Hennef. Sie ist langjähriges Mitglied der DLRG und besitzt den Rettungsschwimmschein in Silber, der Voraussetzung für Wachgänger ist.

Daniel Waldhaus, 16 Jahre alt, ist Schüler des Gymnasiums am Oelberg in Oberpleis. Er besitzt ebenfalls den Rettungsschwimmschein in Silber und hat den amtlichen Sportbootführerschein See und Binnen gemacht. Er ist auch bei der DLRG Bonn in der Wasserrettung aktiv. Daniel und Clara sind zudem in der Schwimmausbildung tätig und befinden sich in der Ausbildung zum Lehrschein Schwimmen und Rettungsschwimmen.

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