Schloss Drachenburg Erbschaft aus England für die Buntglasfenster

KÖNIGSWINTER · Die frohe Kunde aus dem englischen Brighton kam völlig überraschend. Bereits Anfang Januar informierte eine dort ansässige Kanzlei die NRW-Stiftung darüber, dass ein älterer Herr einen Teil seines Vermögens der Stiftung vermacht habe.

Offenbar kannte er Schloss Drachenburg und hatte Gefallen an der Rheinromantik gefunden.

Obwohl die Erbschaft nicht zweckgebunden ist, trug der Vorstand der Stiftung jetzt dem Faible des Engländers für das Schloss Rechnung und stellte 175.000 Euro für die Rekonstruktion von Buntglasfenstern zur Verfügung. "Immer wieder setzen Menschen, die sich den Aufgaben der NRW-Stiftung verbunden fühlen, die Stiftung oder ihren Förderverein als Erben ein", sagt Stiftungsreferent Stefan Ast. "Wir sorgen dafür, dass ihr Vermögen nach ihren Wünschen verwendet wird, wie jetzt im aktuellen Beispiel für die Rekonstruktion der Buntglasfenster." Die NRW-Stiftung ist Eigentümerin des Schlosses.

Von dem Geld sollen zwei großflächige Fenster in Auftrag gegeben werden. "Das Nibelungenzimmer wird durch die Rekonstruktion und Ergänzung endlich seinen ursprünglichen Raumeindruck wieder bekommen", teilte Walburga Schulte Wien von der Betriebsleitung Museum Schloss Drachenburg mit. Zwei Fenster, bei denen eine Befundung vorliegt, werden nach einer Entwurfszeichnung der Mayerschen Hofkunstanstalt rekonstruiert, ein weiteres - ohne Befundung - ergänzt. Das Durchgangszimmer zur Kunsthalle wird dann komplett fertig sein. Bis Weihnachten sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Die Kunsthalle erhält bis Weihnachten 2016 fünf weitere Lanzettfenster, die mit einem bereits in Auftrag gegebenen Rosettenfenster einen Teil der Farbigkeit und des Raumeindrucks zurückbringen werden. Diese Buntglasfenster sind jedoch auch nur ein weiterer Schritt auf dem Weg zur endgültigen Wiederherstellung der im Krieg zerstörten Pracht. "Schließlich warten noch weitere 70 Fenster auf die Rekonstruktion und die Vervollständigung des rheinischen Kleinodes", so Martina Grote, die Geschäftsführerin der NRW-Stiftung.

Kurz gefragt

Freude herrscht bei Schloss Drachenburg über das Erbe aus England. Mit Geschäftsführer Joachim Odenthal sprach Hansjürgen Melzer.

Warum hat der freundliche Engländer seine Erbschaft der NRW-Stiftung vermacht?
Joachim Odenthal: Es ist nur ein Teil der Erbschaft. Der Herr war nicht ganz unvermögend. Wir wissen nur, dass er nicht verheiratet war, Schloss Drachenburg kannte und sehr viel nach Deutschland und besonders entlang des Rheins gereist ist. Die NRW-Stiftung hatte ihn auch zur Eröffnung von Schloss Drachenburg im Jahr 2010 eingeladen. Damals konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen, hat aber eine sehr freundliche Rückantwort geschrieben. Dann kam nach seinem Tod vollkommen überraschend die Mitteilung von seinen Anwälten aus Brighton. Das macht uns natürlich stolz, zumal es in England selber ja den National Trust gibt.

Ist die Erbschaft denn zweckgebunden?
Odenthal: Nein. Aber da der Kontakt über Schloss Drachenburg stattfand, hat man überlegt, wie man das Geld für das Schloss verwenden kann. Und die Buntglasfenster sind die dringendste Aufgabe, die wir haben. Wir werden später in einer Widmung auf den Geldgeber hinweisen.

Kommt es häufiger vor, dass Sie Spenden erhalten?
Odenthal: Wir haben bereits vor zehn Jahren das Schiller-Fenster und das Uhland-Fenster in der Kunsthalle durch großzügige Spenden rekonstruiert. Wir haben auch eine Spendenbox aufgestellt. Das Geld reicht, um alle zwei bis drei Jahre ein Oberlicht zu rekonstruieren. Neuerdings ist es auch möglich, in einer stilvoll eingerichteten Suite im Schloss für 200 Euro am Tag oder 1000 Euro pro Woche zu wohnen. Durch die Erlöse sollen ebenfalls die Buntglasfenster des Schlosses restauriert werden. Das Motto lautet: Traum-Urlaub machen und gleichzeitig fördern. So ist es uns bereits gelungen, drei Oberlichter zu rekonstruieren.

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