Seniorenheim in Oberpleis Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung

OBERPLEIS · Nach dem Tod eines 88-Jährigen im Seniorenheim Sankt Konstantia in Oberpleis ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen eine Mitarbeiterin des Hauses wegen fahrlässiger Tötung. Wie Oberstaatsanwältin Monika Volkhausen gestern bestätigte, besteht der Verdacht, dass die Frau dem schwer kranken Mann möglicherweise versehentlich eine falsche Dosis Morphium verabreicht haben könnte.

Allerdings stünden die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchungen noch aus. Volkhausen: "Die Todesursache ist noch Gegenstand der Ermittlungen."

Der Senior lag zum Zeitpunkt seines Todes bereits im Sterben und wurde auf ärztliche Anordnung mit Morphium behandelt. Er starb in der Nacht zum Ostersamstag. Ein Arzt hatte anschließend eine natürliche Todesursache attestiert. Allerdings fiel am nächsten Morgen eine "Unklarheit" auf, wie Heimleiterin Eva-Maria Mergelsberg gestern auf Anfrage mitteilte. "Wir haben daher sofort die Polizei und Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Wir haben nichts zu verheimlichen, es wird nichts verschleiert." Das sei ihr besonders wichtig. Alle Unterlagen, Spritze und Ampullen seien der Polizei übergeben worden.

Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Obduktion an, die mittlerweile abgeschlossen ist. Die Auswertung der toxikologischen Untersuchungen könne allerdings noch einige Zeit in Anspruch nehmen, so Volkhausen. Denn für die Klärung der Frage nach der Todesursache könnten diese Daten entscheidend sein. Bis dahin könne die Staatsanwaltschaft nichts weiteres sagen. Volkhausen machte auch deutlich, dass die Ermittler bislang davon ausgehen, dass es sich um "ein Versehen" gehandelt habe.

Auf gar keinen Fall ließen sich die Geschehnisse in Oberpleis mit denen im Pflegeheim Haus Dottendorf vergleichen. Wie berichtet, hatten der Medizinische Dienst der Krankenversicherung Nordrhein (MDK) und die städtische Heimaufsicht das Haus in Bonn im Januar geschlossen, nachdem dort erhebliche Pflegemängel offensichtlich geworden waren. "In Oberpleis geht es um einen Einzelfall", so Volkhausen.

Das Morphium hatte der behandelnde Arzt verschrieben. Er legte auch die genaue Dosierung und die Häufigkeit der Medikamentengabe fest. "Aufbewahrt werden die Medikamente in einem separaten, abgeschlossenen Schrank", so Mergelsberg. Entnahmen und Verabreichung würden dokumentiert. Verabreicht worden sei das Morphium, so Mergelsberg, subkutan - es wurde also unter die Haut gespritzt. Bei der Mitarbeiterin, die derzeit krankgeschrieben sei, handele es sich um eine "erfahrene Fachkraft". "Wir haben auch sofort die Heimaufsicht und den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung informiert und zu uns ins Haus eingeladen", sagte Mergelsberg weiter. Es habe keine Beanstandungen gegeben. Mergelsberg: "Ich bin selbst Krankenschwester und daher ist es mir wichtig, dass hier alles geklärt und nichts verschleiert wird."

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