Leitung der Löschgruppe Oberdollendorf Erstmals wird eine Frau Chefin bei der Königswinterer Feuerwehr

Oberdollendorf · Mit Anfang 20 trat Anja Steenken als Quereinsteigerin der Löschgruppe Oberdollendorf bei. Jetzt, mit 32, hat sie deren Leitung übernommen. Die erste Frau an der Spitze in der 131 Jahre alten Königswinterer Wehr.

Rückwärts einparken mit einem Neuneinhalbtonner? Für Anja Steenken kein Problem. „Ich habe vor ein paar Jahren den Lkw-Führerschein gemacht“, sagt die 32-Jährige, springt vom Fahrersitz des Einsatzfahrzeugs und wirft die Tür hinter sich zu. Sportlich ist die selbstständige Physiotherapeutin, was ihr in ihrem „Zweitberuf“ zugute kommt: Am 1. Februar hat die Brandmeisterin die Leitung der Löschgruppe Oberdollendorf der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter übernommen. Steenken ist damit die erste Frau in einer Führungsposition seit Gründung der Königswinterer Wehr vor 131 Jahren.

Sie sei so eine Art „Quereinsteigerin“, sagt Steenken über sich selbst. Erst mit 21 Jahren ist sie in die Königswinterer Feuerwehr eingetreten, ohne den eher üblichen Weg über die Jugendgruppen zu nehmen. „Ich hatte als Jugendliche vor allem meinen Sport im Kopf“, sagt sie. Leichtathletik gehörte dazu und das Sportschießen, das die Oberdollendorferin als Leistungssport betrieb. „Die Feuerwehr war trotzdem immer ein Thema, weil viele Bekannte dort schon damals aktiv waren“, sagt sie.

Als ein Freund sie schließlich ansprach, überlegte Steenken nicht lange und absolvierte die zweijährige Grundausbildung. „Der Gedanke, Menschen helfen zu können, gefällt mir einfach“, sagt sie. „Das galt damals und gilt heute. Sonst könnte man dieses Ehrenamt auch nicht noch neben dem Beruf machen.“ Eine gewisse körperliche Fitness sei für die Einsätze sicher nicht abträglich. Aber: „Auch als Frau kann man das schaffen“, betont sie. „Man muss ja nicht gleich das schwerste Gerät tragen.“

Vier weitere Frauen in der Löschgruppe

37 Aktive, darunter neben Steenken vier weitere Frauen, zählen derzeit zur Löschgruppe Oberdollendorf. Ihre neue Chefin war zuvor vier Jahre Stellvertreterin von Oberbrandmeister Christian Franz, mit dem sie nun sozusagen einen Ämtertausch vollzogen hat: Neben Roland Honnef ist er nun Steenkens Stellvertreter. Problem? „Im Gegenteil“, sagt sie. „Es gibt so viele Aufgaben bei der Feuerwehr zu erledigen, dass es gut ist, sie auf mehrere Schultern verteilen zu können.“ Honnef wird sich künftig um die Technik, Franz um die Ausbildung kümmern. Steenken übernimmt als Schwerpunkt das Thema Kommunikation. „Wir sind ein Dreierteam“, betont sie. „Aber wir können nur so gut führen, wie auch die Mannschaft mitzieht. Das ist das A und O.“

Ohne die Unterstützung ihrer Familie allerdings könnte sie die Arbeit nicht leisten. „Mein Mann ist selbst bei der Feuerwehr aktiv“, sagt Steenken. „Er weiß, wie es ist, wenn der Piepser geht und man eben nicht ins Kino, sondern zum Einsatz fährt.“ Auch die fünfjährige Tochter habe das bereits verinnerlicht. „Neulich waren wir auf dem Weg zu einem Kindergeburtstag, als wir zu einem Einsatz gerufen wurden. Sie hat sich verabschiedet, umgedreht und gesagt: Ihr müsst jetzt los zum Löschen.“

"Die Jungs wissen, was ich kann"

Und wie sieht sie ihre Rolle als erste Chefin bei der Königswinterer Feuerwehr? Steenken winkt ab. „Damit komme ich gut zurecht“, sagt sie. „Ich habe den Job von der Pike auf gelernt und keine Angst, dass mir beim Einsatz ein Nagel abbricht. Die Jungs wissen, was ich kann.“ Natürlich müsse sie sich auch schon mal einen Spruch anhören. „Aber dann drücke ich demjenigen auch einen Spruch zurück.“

Frauen seien ja überhaupt erst seit rund 20 Jahren bei der Feuerwehr aktiv, da werde es sicher auch an anderer Stelle demnächst noch weibliche Chefs geben.

Weitere Infos zu den Aktivitäten der Feuerwehr gibt es unter www.feuerwehr-koenigswinter.de

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