Projekt "Leihgroßeltern" "Es geht nicht darum, Babysitter zu sein"

Königswinter · Gisela Klaebe vermittelt in Königswinter seit sieben Jahren Leihgroßeltern. Das Projekt "Leihgroßeltern" gibt es in Königswinter seit vier Jahren - unter dem Dach des seit 2008 bestehenden Forum Ehrenamt. Leihomas und Leihopas sind gefragt bei jungen Eltern - und deren Kindern. Gisela Klaebe ist ehrenamtliche Beraterin beim Forum, das im Haus Heisterbach seinen Sitz hat.

 Gisela Klaebe sucht ehrenamtliche Leihgroßeltern.

Gisela Klaebe sucht ehrenamtliche Leihgroßeltern.

Foto: Roswitha Oschmann

Sie bringt Eltern, Kinder und "Großeltern" zusammen. Die Voraussetzungen für ihr Engagement sind ideal: Die 69-jährige Eudenbacherin war beruflich im Jugendamt und im Amt für Soziales und Senioren der Stadt Köln tätig.

Welche Gründe gibt es, Leihgroßeltern zu vermitteln?
Gisela Klaebe: Viele junge Familien suchen für ihre Kinder Kontakte zur älteren Generation. Oft wohnen die Großeltern aber weit entfernt, sind verstorben oder die Beziehung fehlt. Leihgroßeltern können diese Lücke schließen.

Worauf kommt es Ihnen dabei an?
Klaebe: Ältere Menschen haben Lebenserfahrung, sie vermitteln wichtige Werte. Kinder wiederum bereichern den Alltag der Senioren. Gegenseitiges Verständnis wird dabei erlernt. Es geht darum, sich auf eine enge Beziehung zu den Kindern - und damit auch zu den Eltern - einzulassen. Beziehung steht im Vordergrund - nicht helfen.

Wie gehen Sie vor?
Klaebe: Bei uns können sich sowohl Eltern, die für ihren Nachwuchs Großeltern ehrenhalber suchen, melden, als auch Senioren, die diese Aufgabe übernehmen möchten. Ich vermittle dann. Beim Mittwochscafé im Haus Heisterbach kann vorerst unverbindlich ein erster Kontakt hergestellt werden. Beide Seiten sollten ehrlich sein, sich bei anderen Ansichten aussprechen. Wenn die Chemie nicht stimmt, sollte das möglichst früh gesagt werden. Das ist durchaus schon passiert.

Welche Erwartungen werden an die Leihgroßeltern gestellt?
Klaebe: Sie sollten Freude an Kindern haben und mit ihnen, wie mit eigenen Enkeln, spielen, basteln, malen oder singen, ihnen vorlesen oder mit ihnen spazieren gehen.

Viele Rentner reisen viel. Ist das ein Hindernis?
Klaebe: Überhaupt nicht. "Normale" Großeltern verreisen ja auch. Es geht nicht darum, Babysitter oder Erzieher zu sein, sondern sich, nach Absprache mit den Eltern, circa einmal in der Woche Zeit für das Kind zu nehmen.

Haben Sie ausreichend Leihgroßeltern?
Klaebe: Nein, leider nicht. Unser Team besteht derzeit aus sechs Leihgroßeltern-Paaren. Wir treffen uns auch zu Teambesprechungen. Dort geht es dann um Erfahrungsaustausch und Themen wie zum Beispiel Nähe und Distanz, Wahrnehmung und Kommunikation. Aber wir haben eine Warteliste mit Kindern, zum Beispiel aus der Altstadt, aus Ittenbach, Hühnerberg und Stieldorf.

Sind Voraussetzungen zu erfüllen?
Klaebe: Ein erweitertes Führungszeugnis muss vorhanden sein. Ansonsten: Kinder lieben und bereit sein, eine enge Beziehung zu einem Kind aufzubauen. Davor haben manche Senioren Angst. Ein kinderloses Ehepaar formulierte einmal bei einer Teambesprechung, dass es aus Dankbarkeit, so viel Schönes im Leben gehabt zu haben, sich für ein Leihenkelchen entschied. Die Freude, die beide Seiten miteinander haben, ist ein Geschenk.

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