Premiere in Königswinter Dieser Film über jüdisches Leben beeindruckt nachhaltig

Königswinter · Die Premiere des Films „Ich will euch erzählen, hört mir zu“ über jüdische Lebenswelten in Königswinter beeindruckt die Zuschauer tief, wie unsere Autorin beobachtete.

 Bewegende Film-Aufführung: Im Siebengebirgsmuseum in Königswinter hatte jetzt der Film „Ich will euch erzählen“ Premiere.

Bewegende Film-Aufführung: Im Siebengebirgsmuseum in Königswinter hatte jetzt der Film „Ich will euch erzählen“ Premiere.

Foto: Ralph Klodt

Es klingt so unbeschwert, wenn jemand heute mit Stolz auf seine Königswinterer Heimat verkündet: „Ich bin ein Königswinterer Jong“. Diesen Stolz muss auch Albert Cahn (1877-1957) verspürt haben, als er genau das ausrief. Albert Cahn war ein Nachfahre der bekannten Königswinterer Familie Cahn. Er betrieb an der Hauptstraße in der Altstadt ein Schuhgeschäft und war im gesellschaftlichen Leben der Stadt tief verwurzelt. Als er damals seine Heimatliebe so unbekümmert zum Ausdruck brachte, konnte er noch nicht ahnen, dass auch er Opfer nationalsozialistischer Verfolgung werden und aus seiner geliebten Heimat im Siebengebirge fliehen würde.

Eine lange Geschichte von Heimat und Verfolgung

Bei der Premiere des Dokumentarfilms über jüdische Lebenswelten „Ich will euch erzählen, hört mir zu“ im Siebengebirgsmuseum nahm Jürgen Kusserow, stellvertretender Bürgermeister von Königswinter, in einer Ansprache Bezug auf die Worte Albert Cahns. Das Grundgefühl, sich zuhause und beheimatet, anerkannt und gleichberechtigt zu fühlen, habe sich im Lauf der Geschichte fatalerweise für viele jüdische Mitbürger, wie eben auch für Albert Cahn, als trügerisch erwiesen. Ein „Königswinterer Jong“ zu sein sei irgendwann alles andere als selbstverständlich gewesen. Der Film nach einer Idee der Historikerin Gabriele Wasser und des Filmemachers Georg Divossen schildere einfühlsam, ja behutsam und mit großer Sachkunde das jüdische Leben in Königswinter und Oberdollendorf. Und zwar nicht nur zu Zeiten des Holocaust, sondern durch neun Jahrhunderte hindurch mit ständig wechselnden politischen Verhältnissen.

Bereits zu Beginn des Filmes geht es weit hinein in die Geschichte der Juden in Königswinter. Im 12. Jahrhundert sind die rheinischen Juden schrecklichen Pogromen ausgesetzt durch Kreuzfahrer Heere. Es gelingt den Juden, 1146 den Erzbischof von Köln davon zu überzeugen, ihnen die als uneinnehmbar geltende Wolkenburg im Siebengebirge als Schutzort zur Verfügung zu stellen. Sie waren gerettet.

Warum Königswinter für jüdisches Leben so besonders ist

Auch der Mönch von Heisterbach erwähnte etwa um 1210 in einer Niederschrift Ereignisse aus dem jüdischen Leben. „Damit haben wir den Beweis, dass Königswinter eine der ältesten jüdischen Gemeinden im Rheinland ist“, berichtete Historiker Manfred van Rey, der den Film ebenso wie Ansgar Sebastian Klein wissenschaftlich begleitet hatte. Überhaupt seien die Kölner Erzbischöfe stets zuvorkommender den Juden gegenüber gewesen als die weltlichen Herrscher, so van Rey.

Durch den Film bekommen die Zuschauer auch Einblick in die wechselvolle Geschichte des jüdischen Friedhofs am Königswinterer Rheinufer, angelegt im 16. Jahrhundert. „Immer wieder wurde versucht, diesen Friedhof abzuschaffen“, erzählte Gabriele Wasser. Das misslang, so blieb der Friedhof der Stadt bis heute als wichtiges Kulturgut erhalten.

Gut 60 Minuten lang geht die spannende Reise durch die regionale jüdische Geschichte, die im Film wunderbar begleitet wird durch die Schilderungen „Ich will euch erzählen...“, vorgetragen von Joachim Knüttgen, sowie musikalisch von Bella Liebermann und KolColé. „Jüdische Erinnerungskultur in bewegten Bildern zu visualisieren ist uns für Königswinter erstmals gelungen“, sagte Divossen.

Mitgewirkt bei dem Filmprojekt haben überdies der Heimatverein Oberdollendorf und Römlinghoven e.V., das Virtuelle Brückenhofmuseum, der Heimatverein Siebengebirge, das Siebengebirgsmuseum und zahlreiche andere Institutionen und Privatpersonen.

Der Film kostet acht Euro und ist erhältlich im Siebengebirgsmuseum in Königswinter Altstadt, Kellerstraße 16 und im Brückenhofmuseun, Bachstraße 93 in Oberdollendorf.

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