Am Freitag werden 76 Prozent der Sonne verdeckt sein. Bad Honnefer Hobbyastronom Christian Preuß im Gespräch "Finger weg von normalen Sonnenbrillen"

Christian Preuß grüßt gerne "interstellar" oder mit Sonnengrüßen. Die Astronomie begeistert ihn dermaßen, dass er gemeinsam mit Freunden eine Sternwarte im Siebengebirge aufbauen würde. Über die morgige Sonnenfinsternis und wie man sich am besten auf sie vorbereiten kann, sprach Philipp Königs mit ihm.

 Die Sonnenfinsternis am 1. August 2008 war auch vom Siebengebirge aus zu beobachten. Der Mond bedeckte die Sonne damals, aus der lokalen Perspektive, nur zu maximal 10,9 Prozent. FOTO: C. PREUSS

Die Sonnenfinsternis am 1. August 2008 war auch vom Siebengebirge aus zu beobachten. Der Mond bedeckte die Sonne damals, aus der lokalen Perspektive, nur zu maximal 10,9 Prozent. FOTO: C. PREUSS

Foto: Christian Preuß

Herr Preuß, am 20. März steht die nächste Sonnenfinsternis an: Wie werden die Sternfreunde Siebengebirge den Tag nutzen?

Christian Preuß: Zur Sonnenfinsternis führe ich ein eigenes Event in einer Bonner Schule für rund 120 Schülerinnen und Schüler durch. Zwei meiner Sternfreunde unterstützen mich bei der Veranstaltung. Mit solchen Events, einer Verbindung aus Astronomie, Wissensvermittlung und Entertainment bin ich mittlerweile regelmäßig unterwegs.

Was wird denn im Siebengebirge genau zu sehen sein?

Preuß: Bei gutem Wetter und wolkenfreiem Himmel kann man zwischen 9.30 Uhr und 10.50 Uhr beobachten, wie sich der Mond vor die Sonnenscheibe schiebt und sie später wieder freigibt. Der Mond steht dabei also genau auf der Verbindungslinie zwischen Erde und Sonne. Während der Mond aber nur rund 380 000 Kilometer von der Erde entfernt ist, beträgt die Sonnenentfernung fast 150 Millionen Kilometer. Am Himmel erscheinen uns beide nur zufällig nahezu gleich groß. Das hat zur Folge, dass der Mond die Sonnenscheibe manchmal auch exakt verdecken kann.

Das wird bei uns diesmal aber nicht der Fall sein.

Preuß: Eine solche totale Sonnenfinsternis ereignet sich am 20. März nur für Beobachter auf den Färöer-Inseln oder im norwegischen Spitzbergen. Von Deutschland aus gesehen verdeckt der Mond die Sonne nicht komplett, aber zu einem großen Teil. Es kommt zu einer partiellen Sonnenfinsternis. Von uns aus gesehen werden rund 76 Prozent der Sonnenscheibe verdeckt. Das sollte sich dann auch in einer leichten Abnahme der Tageshelligkeit bemerkbar machen, ähnlich einem Dämmerungseffekt.

Was müssen Beobachter beachten?

Preuß: Achtung: Eine direkte Beobachtung der Sonnenfinsternis darf niemals mit dem bloßen Auge erfolgen. Schwere Augenschäden können sonst die Folge sein. Die Sonne ist viel zu hell. Gefahrlos beobachten kann man das Ereignis nur mit einer speziellen Sonnenfinsternisbrille, die mit einer hochwertigen Filterfolie ausgestattet ist. Sie filtert den größten Teil des Sonnenlichts heraus und ist für ein paar Euro im Optikfachhandel zu bekommen. Ein Fernrohr eignet sich nur dann, wenn ein hochwertiger Sonnenfilter vor dem Objektiv angebracht ist.

Kann man so eine Brille auch selbst basteln?

Preuß: Auf gar keinen Fall sollte man das versuchen. Einzig Folien, die optisch dicht genug sind und speziell für diesen Zweck hergestellt wurden, darf man verwenden, wenn man sein Augenlicht nicht gefährden will. Also: Finger weg von normalen Sonnenbrillen und auch anderen Dampfgläsern wie zum Beispiel aus Schweißerbrillen.

Wie oft hat man die Gelegenheit, eine Sonnenfinsternis im Rheinland zu beobachten?

Preuß: Nicht sehr oft. Sonnenfinsternisse, und erst recht jene, die von Deutschland aus zu beobachten sind, sind sehr selten. Die nächste totale Sonnenfinsternis über Europa ereignet sich am 12. August 2026. Sie ist von Deutschland aus aber nicht beobachtbar. Erst im September 2081, also in 66 Jahren, ist dieses beeindruckende Naturschauspiel wieder über dem Rheinland zu sehen.

Mit welchen Mitteln und von welchem Standort kann man die Sonnenfinsternis im Siebengebirge aus Ihrer Sicht am geeignetsten verfolgen?

Preuß: Bei gutem Wetter und wolkenfreiem Himmel kann man die Sonnenfinsternis von fast jedem Standort aus beobachten. Hohen Gebäuden oder Bäumen sollte man ausweichen, damit man einen freien Blick auf die Sonne hat.

Die Sternfreunde haben am Vereinswettbewerb der Bad Honnef AG "Verein(t) gewinnt" erfolgreich teilgenommen: Können Sie schon sagen, wie das Projekt "Sternwarte im Siebengebirge" vorankommt?

Preuß: Am 22. Januar fand die Gründungsversammlung des neuen und gemeinnützigen Trägervereins "Sternwarte Siebengebirge" statt. Der Verein befindet sich noch in Gründung und wird seinen Sitz in Bad Honnef haben. Er wird weitere finanzielle Mittel hinzusparen müssen. Wir benötigen weitere Förderungen, Spenden, und suchen Sponsoren. Der Verein muss zeitnah eigene Fernrohre und nötiges Equipment anschaffen, um zunächst eine mobile Sternwarte auszurüsten.

Welches Equipment ist dafür nötig?

Preuß: Wir benötigen zum Beispiel ein größeres Sonnenteleskop und ein lichtstarkes Fernrohr für die nächtliche Beobachtung weit entfernter Planeten und Millionen Lichtjahre entfernter Galaxien. Mit unserem ersten Nachhaltigkeitsprojekt "Das kosmische Licht" werden wir dann in Kindergärten, Grundschulen, höheren Schulen, aber zum Beispiel auch in Kinderheime der Region gehen. Mit unseren Teleskopen wollen wir den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit eröffnen, die Wunder unseres Universums mit ihren eigenen Augen zu erblicken und ganz neue Erfahrungen zu machen. Unser Ziel ist auch die Realisierung eines Planetenparks und einer stationären Sternwarte im Naturpark Siebengebirge, gerne in Bad Honnef.

Was ist denn ein Planetenpark?

Preuß: In einem Planetenpark erfahren Kinder wie Erwachsene hautnah die wahren Dimensionen der Sonne und der acht Planeten unseres Sonnensystems. Er wäre auch ein ganz besonderes Highlight im Rahmen einer Bewerbung Bad Honnefs um die Landesgartenschau 2020. Eine echte Sternwarte als einmaliger Kultur- und Erlebnisraum wäre zudem sicher ein i-Tüpfelchen und eine völlig neue Attraktion im Siebengebirge. In die öffentliche Kommunikation unserer Ziele, Ideen und Aktivitäten steigen wir im April ein, wenn auch ein erstes Pilotevent für Multiplikatoren aus Bildung, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Tourismus und Kultur stattfinden soll.

Zur Person

Christian Preuß ist 47 Jahre alt und lebt seit 42 Jahren in Bad Honnef. Der Familienvater hat als Online-Spezialist im Marketing, Content- und Social Media Management-Bereich gearbeitet. 2013 hat er sein Hobby zum Beruf gemacht, seitdem arbeitet er selbstständig als Inhaber des Unternehmens "Sky Voyage Astrotainment". Er gibt Einführungen in die Astronomie und ist mit seiner mobilen Sternwarte in der Region unterwegs. Seit Januar 2015 ist er einer von drei Vorständen des neuen und gemeinnützigen Vereins Sternwarte Siebengebirge, der sich besonders der nachhaltigen Kinder- und Jugendbildung in Sachen Astronomie widmen will.

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