Zwischenstopp im Siebengebirgsmuseum Floß aus dem Schwarzwald hält in Königswinter

Königswinter · Eine mehrköpfige Besatzung ist seit Tagen mit einem Floß auf dem Rhein unterwegs. Am Donnerstag hat die Truppe aus dem Schwarzwald einen Zwischenstopp in Königswinter eingelegt und das Siebengebirgsmuseum besucht.

Großfloß fährt über den Rhein - Station in Königswinter und Mondorf - Bilder
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Großfloß macht Zwischenstopp in Königswinter und Mondorf

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Foto: Frank Homann

Welch ein Empfang für die Schiltacher Flößer in Königswinter: Winfried und Rudolf Clarenbach haben am Donnerstag auf ihrem Balkon im ehemaligen „Kölner Hof“ nicht nur Fahnen, sondern auch eine echte Schiffsglocke installiert. Wenige Minuten vor 11 Uhr schlugen sie den Klöppel zur Begrüßung an – unter ihrem Geläut näherte sich das 15 Meter lange und fünf Meter breite Floß flott der Rheinallee.

An der Landebrücke 8 von Franz Schmitz – nur sie war aus technischen Gründen für das Landemanöver geeignet – standen bereits Leute aus dem Flößer-Tross, um mit ausgebreiteten Armen zu signalisieren, an welchem Platz die Floß-Mannschaft anlanden könne. Die wartende Menschentraube am Ufer verfolgte nun die geschickte Operation der Crew, um das Floß sicher zu stoppen. Die drei Ruder am Bug wurden in den Strom gestellt, zwei Ankertaue geworfen. Nun war nach Jahrzehnten endlich wieder einmal ein Floß auf dem Rhein zu bestaunen.

Besatzung bekommt Wein aus dem Siebengebirge

Auch Königswinters Vizebürgermeister Jürgen Kusserow, Siebengebirgsmuseumschefin Sigrid Lange und Oliver Bremm als Geschäftsführer der Tourismus Siebengebirge GmbH waren gekommen, um die Flößer aus dem Schwarzwald zu begrüßen. Wein aus dem Siebengebirge gab es für die Besatzung, die bereits den größten Teil ihrer Reise von insgesamt 360 Kilometern hinter sich hatte, als sie in Königswinter einen Zwischenstopp einlegte, um dann zum vorletzten Etappenort Niederkassel-Mondorf aufzubrechen.

„Wir freuen uns sehr, dass Sie hier Halt machen“, sagte Kusserow, der den Verein lobte, weil er auf die alte Tradition der Flößerei aufmerksam mache. „Diese schwere körperliche Arbeit, die Existenzgrundlage für viele war, drohte in Vergessenheit zu geraten. Die Flößerei war Broterwerb.“ Sigrid Lange betonte, wie schön es sei, dass hier das Floß Halt mache. „Meistens sind die Flöße an Königswinter ja vorbeigefahren.“ Dabei verwies sie auf alte Bilder mit Flößen vor der Kulisse des Siebengebirges und dem Holländerfloßmodell. „Bei uns im Museum ist die Flößerei ein Thema.“

Interesse am Rheinfloßmodell von Jakob Sieger

Das große Rheinfloßmodell von Jakob Sieger war auch ein Grund, weshalb bei der einjährigen Vorbereitung auf dieses Abenteuer ein Besuch im Siebengebirgsmuseum auf den Plan genommen wurde. „Wir freuen uns, hier zu sein“, sagte Floßmeister Thomas Kipp. Vereinschef Hartmut Brückner stimmte ihm zu. Sie schenkten als Präsent heimischen Wein. Und Sigrid Lange überreichten sie eine Wiede – das ist zu einem Kranz gerolltes Bindematerial aus getrockneten, fünf Meter langen Tannenstämmchen für den Floßbau.

15 Fichtenstämme aus dem Stadtwald von Schiltach hatten die Mitglieder des Vereins geschlagen, geschält und gerichtet und zum Floß gebaut – so wie die Vorfahren. Einst fuhren Flöße mit mehr als 300 Metern Länge auf dem Rhein. Und dieses Floß hatte nun zwei Außenbordmotoren – das war Vorschrift, damit das Floß bremsen kann.

Der Floßmeister stimmt ein Flößerlied an

Die Flößer kamen in schwarzer Kluft, mit Filzhüten und hohen Stiefeln, mit denen sie sich schon früher schützten, wenn sie im Wasser standen, um die Flöße zu bauen. Sie zeigten sich auch sangessicher. Floßmeister Kipp stimmte ein Flößerlied an – und das Publikum applaudierte begeistert, als die letzte Strophe verklungen war. Da hieß es: „Ihr lustigen Brüder, stimmt das schöne Lied an vom Waldhauer!“ Und: „Wenn man will fleitze, muss man Wasser haben genug …“, sangen Thomas und Elke Kipp, Friedrich und Heide Pfaff, Hartmut Brückner, Erwin Wolber, Klaus Maier, Otto Schinle, Bernd Jehle und Friedrich Trautwein, die sich auf dem Floß und im Tross abwechselten.

Wasser gab es ausreichend im Rhein, Wein als Gastgeschenk der Stadt. „Aber nicht auf dem Floß trinken“, meinte Jürgen Kusserow mit scherzhaft erhobenem Zeigefinger. Und Hartmut Brückner betonte: „Es gilt null Promille auf dem Floß.“ Anders als die Vorfahren, die für eine Fahrt zum Beispiel von Andernach nach Dordrecht neben 40.000 Pfund Brot auch 96.000 Liter Bier an Bord nahmen, bereiten sie sich an Bord höchstens mal einen Imbiss zu. Und während früher die Flößer in den Hütten auf dem Floß untergebracht waren, so bleibt während der Tour der Schiltacher nur einer in der kleinen Unterkunft an Bord.

„Fahrt mit einer Schubkarre auf der Autobahn“

Auch wenn Brückner humorvoll die Tour im Vergleich als „Fahrt mit einer Schubkarre auf der Autobahn“ bezeichnete, so verhehlte er nicht, dass sie in jeder Minute der Fahrt sehr aufmerksam sein müssen und Respekt haben. Rechts an der Fahrrinnenbegrenzung haben sich die Flößer zu halten. „Ich habe an einer Engstelle, an der wir eine Begegnung mit einem großen Schiff hatten, noch Verstärkung für die anderen Ruder herbeigerufen.“

Die bisherige Fahrt sei störungsfrei verlaufen, so Floßmeister Kipp, der seiner Mannschaft für den tollen Einsatz dankte. Kurz vor Kamp-Bornhofen wurden die Flößer während ihrer Tour von einem heftigen Gewitter überrascht. Und klatschnass wurden auch die Ruderer am Bug, wenn sie großen Schiffen begegneten. Unkel, früher gefürchtet, hatten sie trotz Enge und Strömung auf der Etappe von Hammerstein nach Königswinter gut durchfahren. „Die Geschwindigkeit ging hoch, aber das war kein Problem.“ Mit neun bis zehn Kilometern pro Stunde waren sie vor Königswinter unterwegs. Und dazu strahlte die Sonne. Auch im Museumsgarten war das der Fall, wo die Flößer noch eine Brotzeit serviert bekamen. Bereits unterwegs waren sie spontan eingeladen worden. In Kamp-Bornhofen wurde sogar ein Fest veranstaltet. Auf Ochsen an Bord zum Schlachten wie einst konnten sie also gut verzichten. „Die Gastfreundschaft unterwegs ist toll, die Hilfsbereitschaft und das Interesse sind groß“, so Elke Kipp.

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