Ermittlungen dauern an Tote nach Flugzeugabsturz im Siebengebirge identifiziert

Königswinter · Nach dem Absturz eines Kleinflugzeugs im Siebengebirge sind die beiden Todesopfer identifiziert worden. Währenddessen laufen die Ermittlungen. Bis der Unfallhergang geklärt ist, wird es aber wohl noch längere Zeit dauern.

 Nahe der Löwenburg in Königswinter im Siebengebirge ist am Montag ein Kleinflugzeug abgestürzt.

Nahe der Löwenburg in Königswinter im Siebengebirge ist am Montag ein Kleinflugzeug abgestürzt.

Foto: Ralf Klodt

Auch am Tag nach dem Absturz eines Kleinflugzeuges im Siebengebirge, der am Montag zwei Menschenleben gefordert hat, ist die Bestürzung in der Region riesengroß. „Das sind Momente, die einen sehr mitnehmen“, sagte am Dienstag Jürgen Unterberg, Betriebsleiter des Flugplatzes Sankt Augustin-Hangelar. Die zweimotorige Maschine der Marke Piper war am Montag um 8.17 Uhr in Hangelar gestartet.

Nur wenige Minuten später zerschellte das Flugzeug im Wald unweit der Löwenburg. Mittlerweile geklärt ist die Identität der beiden Todesopfer. Wie Robert Scholten, Sprecher der Polizei Bonn, am Dienstag mitteilte, handelt es sich bei dem Piloten um einen 51-Jährigen, der zweite Insasse war 23 Jahre alt. Beide Männer stammen aus Nordrhein-Westfalen, nicht aber aus dem Raum Bonn/Rhein-Sieg-Kreis.

Ermittler untersuchen Flugzeugabsturz im Siebengebirge

Bereits am Montagnachmittag haben drei Ermittler der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) mit Sitz in Braunschweig die Untersuchungen an der Unfallstelle aufgenommen. Die BFU wird bei jedem Flugunfall und jeder schweren Störung beim Betrieb von Luftfahrzeugen in Deutschland hinzugezogen, so auch im vorliegenden Fall. Sie sichten die Spurenlage und Trümmerteile, um herauszufinden, warum die Maschine abstürzte.

„Technik, Personen und die Umgebung sind dabei die drei wesentlichen Aspekte, auf die wir uns bei der Untersuchung konzentrieren“, erklärte Jens Friedemann, BFU-Sprecher und selbst Unfalluntersucher. Die Ermittler verschaffen sich zunächst vor Ort einen Überblick, klären etwa, ob Wrackteile in einem größeren Bereich verteilt sind. „Dann geht es um die Frage, wie der Aufprall erfolgt ist“, so Friedemann. War die Bewegung horizontal oder vertikal? Waren die Landeklappen ausgefahren? Waren Navigationsgeräte in Betrieb? Nach einer sogenannten „Black Box“ müssen die Ermittler im Siebengebirge nicht suchen: „Die ist in diesem Flugzeugtyp ebenso wenig erforderlich wie ein Voice Recorder oder Datenschreiber“, so der Experte.

Steile Hanglage erschwert Untersuchung

Auch die Insassen der verunglückten Maschine, die erst im vergangenen Jahr für 395.000 Euro zum Verkauf gestanden hatte, sind für die BFU-Untersuchung wichtig. „Da geht es unter anderem um ihre Lizenzen, Flugerfahrung, Flugstunden auf diesem Flugzeugmuster und Tauglichkeitsprüfungen.“ Mit in den Untersuchungsbericht einfließen werden auch die Ergebnisse der Obduktion, um ausschließen zu können, dass es etwa eine konkrete gesundheitliche Beeinträchtigung gab, wie Friedemann es formuliert. Und schließlich geht es um die Umgebung, sprich: das Wetter – bei der Planung der Flugroute, zum Zeitpunkt des Abflugs und des Unglücks.

Flugzeugabsturz bei Königswinter im Siebengebirge - Bilder
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Kleinflugzeug stürzt im Siebengebirge ab

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Foto: Ralf Klodt

Die steile Hanglage am Unfallort, aber auch der Regen erschwerten die Arbeit des Untersuchungsteams. Dennoch sollte deren Arbeit bereits im Laufe des Dienstags abgeschlossen sein und die Bergung der Trümmerteile beginnen. Einen ersten Zwischenbericht zum Flugzeugabsturz im Siebengebirge veröffentlicht die BFU laut Friedemann „um Weihnachten. Der Abschlussbericht liegt dann voraussichtlich bis Oktober 2022 vor.“

Wie berichtet, hatte sich der Absturz in unwegsamem Gelände ereignet. Spaziergänger hatten zuerst einen lauten Knall gehört und dann Brandgeruch wahrgenommen. Am Montag um 8.24 Uhr tätigten die aufmerksamen Zeuginnen den Notruf. Ein Großaufgebot von Feuerwehr, Polizei und Rettungskräften bahnte sich sodann den Weg zu dem Wrack. Zur Zeit des Unfalls herrschte über dem Siebengebirge dichter Nebel. Ob schlechte Sicht das Unglück verursacht haben könnte, bleibt vorerst aber offen.

Aufräumarbeiten abgeschlossen - Waldstück freigegeben

Bereits am Dienstagabend konnte der Hang weitestgehend von den Trümmerteilen befreit und die Einsatzstelle im Wald wieder freigegeben werden. Baumpfleger Marc Neunkirchen unterstützte die Aufräumarbeiten mit drei Mitarbeitern und entfernte per Seilklettertechnik auch schwer erreichbare Wrackteile aus den Bäumen.

 Die Piper PA-34 Seneca, aufgenommen 2017 auf dem Flugplatz Hangelar, ist am 11. Oktober im Siebengebirge abgestürzt.

Die Piper PA-34 Seneca, aufgenommen 2017 auf dem Flugplatz Hangelar, ist am 11. Oktober im Siebengebirge abgestürzt.

Foto: Markus Schmoll

Ursache für Flugzeugabsturz unklar

Bis endgültige Ergebnisse zum Unfallhergang vorliegen, dürfte noch einige Zeit vergehen, schätzt auch Unterberg: „Die Experten des BFU arbeiten sehr akribisch, setzen erst alle Mosaiksteine zusammen. Den Untersuchungen vorzugreifen, wäre fahrlässig.“ Wie berichtet, war der Pilot am Montagmorgen - wie in Hangelar üblich - unter Sichtbedingungen gestartet. Die nach europäischen Standards geltenden Mindestsichtflugbedingungen seien gegeben gewesen, hatte es bereits am Montag seitens des Flugplatzes geheißen. Eine personenbezogene Anmeldung von Insassen erfolge nicht.

Zum grundsätzlichen Verfahren erläuterte Unterberg, der Fluginfodienst in Hangelar - nicht zu verwechseln mit der Flugsicherung oder einem Tower wie in Köln-Bonn - liefere Basis-Informationen wie zu Luftdruck oder Windstärke. „Der Pilot entscheidet dann selbst über den Start“, so Unterberg. Eine Startfreigabe ähnlich der an größeren Flughäfen erfolge nicht.

Beabsichtigt ein Pilot, in den Instrumentenflug zu wechseln, fliege er zunächst einen sogenannten Einstiegspunkt an. Ab diesem übernehme die Flugsicherung - wie im vorliegenden Fall auch geschehen. Kristina Kelek von der Pressestelle der Deutsche Flugsicherung GmbH mit Sitz im hessischen Langen bestätigte, dass der Pilot unter Sichtflugbedingungen gestartet sei und angekündigt habe, auf Instrumentenflug gehen zu wollen. Um 8.19 Uhr indes sei die Maschine dann in 1000 Fuß Höhe vom Radar sowie der Sprechfunkfrequenz verschwunden - also nur zwei Minuten nach dem Start. Die Bandaufnahmen der Flugsicherung würden der BFU zur Verfügung gestellt, die sie in ihre Auswertung einfließen lasse.

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