Digitale Ausstellung Forschen, Designen, Geschichten erfinden im Homeschooling

Königswinter · Oberpleiser Gesamtschüler präsentieren die Ausstellung „Digitale Schulkultur 2021“. Denn Distanzunterricht bedeutet längst nicht das Ende von Kreativität.

 Vor Haus Bachem empfing Bürgermeister Lutz Wagner (2. v. r.) Schulleiter Godehard Mai (2. v. l.) und die Oberpleiser IGS-Schüler.

Vor Haus Bachem empfing Bürgermeister Lutz Wagner (2. v. r.) Schulleiter Godehard Mai (2. v. l.) und die Oberpleiser IGS-Schüler.

Foto: Frank Homann

Selbst mörderische Hörspiel-Krimis entstanden während der Corona-Schulzeit. Denn: Homeschooling bedeutet längst nicht das Ende von Kreativität. Bürgermeister Lutz Wagner gab den Startschuss für eine besondere Ausstellung der Integrativen Gesamtschule Oberpleis unter dem Motto „Digitale Schulkultur 2021“. Mit einem Klick kann sich jeder auf der Internetseite der Stadt Königswinter auf „Museumsbesuch“ begeben. Hier präsentieren IGS-Schüler der Stufen 11, 10 und 9 ihre Arbeiten aus den Unterrichtsfächern Deutsch, Kunst und Textilgestalten von selbst entworfenen Jeans hin zu spannenden Hörspielen – sogar einen Toten am Eiffelturm gibt es in einem der Stücke.

Mit einigen Schülern waren Lehrerin Barbara Wolff und IGS-Leiter Godehard Mai zur Ausstellungseröffnung vor das Haus Bachem gekommen. Bürgermeister Wagner betonte mit Blick auf das digitale Lernen: „Die Pandemie hat viele negative Seiten, aber auch Ansätze, die für die Zukunft der Schule positiv sind und die Kreativität gefördert haben.“ Er war von der Vielfalt der Arbeiten sehr angetan. Auch Mai war begeistert, „zu welchen Leistungen die Schüler fähig sind“. Der Gesamtschulleiter: „Die Ausstellung ist eine tolle Sache.“

Kooperation mit dem Geschäftsbereich Kultur der Stadtverwaltung

Godehard Mai dankte Barbara Wolff, die mit großem Einsatz diese kreative Aktion ermöglicht habe. Die Vorsitzende der Fachkonferenz Kunst und Textilgestaltung, die die komplette Organisation hatte, verwies auf die Kooperation mit dem Geschäftsbereich Kultur der Stadtverwaltung, durch die eine öffentliche Schau der Arbeiten ermöglicht wurde, und auf die finanzielle Unterstützung durch den Förderverein der IGS Oberpleis. Die Schüler forschten, designten Klamotten und Schuhe, malten, zeichneten, erfanden Geschichten, fertigten Collagen und erstellten Powerpoint-Präsentationen, die auch die Grundlagen für die Bewertung der Arbeiten bildeten.

Insgesamt 56 Schüler sind bei dem Projekt beteiligt, darunter Linus Gesell aus Oberpleis. Der Zehntklässler entwarf im Fach Textilgestaltung tolle Jeans. Wolff lobte: „Das ist tragbare Mode. Und Linus kann zeichnen.“ Möglicherweise wird der junge Mann die Sachen auf der Nähmaschine seiner Oma sogar nähen und seine Eigenmarke selbst tragen, zog er auf Nachfrage durchaus in Erwägung. Wenngleich das angesteuerte Ausbildungsziel nach Klasse 10 der Beruf eines Lkw-Mechatronikers ist.

Neuntklässlerinnen entwerfen Frühjahrskollektion

Ob Barbara Wolff ihre Schützlinge Emma Fielers aus Oberpleis und Lilly Golte aus Heisterbacherrott womöglich irgendwann auf den großen Schauen der Haute Couture in Paris als Modeschöpfer entdecken wird? Jedenfalls glänzten auch die beiden Neuntklässlerinnen mit einer fröhlichen Frühjahrskollektion in Sachen Jeans. „Wir haben die Teile entworfen und gezeichnet. Das war etwas Besonderes in der Corona-Zeit“, meinten die beiden Mädels, die wie alle anderen Mitstreiter auch detaillierte digitale Anweisungen erhielten.

 Ebenfalls übers Internet erhielten die jungen Schriftsteller der Gesamtschule ihre Anweisungen für ihre Hörspiele. Luisa Efferoth aus Eudenbach verlegte ihren Krimi nach New York. „Es gibt gleich mehrere Tote“, machte die Zehntklässlerin neugierig auf ihre Geschichte. „Ich habe alles selbst aufgenommen und geschnitten. Auf dem Youtube-Kanal der Schule ist der Krimi zu hören“, so die Zehntklässlerin, die ihr Fachabi für Holz- und Bautechnik am Berufskolleg machen möchte. In der Story stimmt dann alles bis hin zu den Hintergrundgeräuschen.

Viel Arbeit im Distanzunterricht

 Wie intensiv sich die Schüler mit dem Thema auseinandersetzten, zeigen auch die Anleitungen von Barbara Wolff zum „Künstlerischen Krimi“, die in der Ausstellung nachzuvollziehen sind. Da weist sie ihre Schüler nach einer Videokonferenz in der schriftlichen Nachbereitung etwa auf die Hintergründe und Unterschiede der Begriffe von Podcast und Hörspiel hin. Die Schüler erfahren, wie sie mit Audacity ein Hörspiel aufnehmen können, die Lehrerin nennt darüber hinaus Quellen für Geräusche und kostenlose Musik. Viel Arbeit. Godehard Mai betonte bei der Eröffnung der Schau: „Der Distanzunterricht in Corona-Zeiten stellt die Kollegen vor besondere Herausforderungen und ist auch sehr zeitintensiv.“

Das Vergnügen bei der Ausstellungs-Besichtigung ist ums größer. Ob schicke Mode, Bilder oder spannende Geschichten mit dazu passender Musik und Geräuschen. Denn: Geräusche sagen manchmal mehr als Worte. Egal, ob die Krimis in New York, Florenz oder in Paris spielen.

 Der Besuch der Ausstellung ist unter www.koenigswinter.de/de/digitale-schulkultur.html möglich.

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