Rainer W. Schlegelmilch Fotografien im Königswinterer Wintermühlenhof

KÖNIGSWINTER · Er gilt als das "Auge der Formel 1". Rainer W. Schlegelmilch hat in 52 Jahren nahezu 600 Grand-Prix-Rennen fotografiert. Für sein Lebenswerk wurde er mit dem "Honorary-Formel-1-Pass" geehrt.

 Der Mann mit der Kamera: Rainer W. Schlegelmilch hat in 52 Jahren nahezu 600 Grand-Prix-Rennen fotografiert.

Der Mann mit der Kamera: Rainer W. Schlegelmilch hat in 52 Jahren nahezu 600 Grand-Prix-Rennen fotografiert.

Foto: Homann

Zur Eröffnung der Ausstellung war auch einer seiner Protagonisten "am Start": Formel-1-Legende Jacky Ickx kam mit seiner Frau Khadja Nin von Brüssel nach Königswinter und wurde herzlich von den Galeristen Magdalena und Wiktor Borowski sowie dem Schirmherrn dieser Schau, Dieter Streve-Mülhens, empfangen.

Zwei schwarz-weiß-karierte Zielflaggen wehten über der Toreinfahrt des Wintermühlenhofes, durch die edle Karossen rollten. Und die Rennsportfans waren gespannt auf diese Zeitreise in eine Ära der Formel 1, die "im Rückspiegel" so ganz anders wirkt als die heutige hoch technisierte, sterile Racing-Welt. Aus einem Archiv von 15 000 Schwarz-Weiß-Fotografien aus den 60er Jahren wurden die 57 Aufnahmen ausgewählt und als Laserbelichtungen auf Baryt in limitierter und signierter Edition präsentiert. Schlegelmilch: "Das macht die Qualität aus, die Tiefe."

Die Ansichten sind nicht nur unter zeithistorischen Gesichtspunkten wertvoll, sondern bestechen auch als künstlerische Kompositionen. Hier war ein Fotograf mit einem beeindruckenden Gespür für den richtigen Moment am Werk. Und die Bilder geben den Blick frei auf Piloten, die noch im offenen Helm mit Motorradbrille unterwegs sind, auf Männer, die beim fliegenden Start zum Rennwagen flitzen, die sich über Erfolge freuen wie der strahlende Jim Clark in Zandvoort 1967 in seinem Lotus-Ford-Cosworth: Der Siegerkranz liegt um seinen Hals, an den Reifen seines Boliden klebt Stroh, das er von den Ballen an den Pistenrändern "aufsammelte".

Dieses Foto, dieser Moment rührt Schlegelmilch heute noch, ebenso wie die Kuss-Szene mit Jackie Stewart und seiner Frau Helen nach dem Gewinn des Grand Prix 1968 in Zandvoort. Jene Saison wurde dann allerdings überschattet vom tragischen Tod Jim Clarkes, der bei einem Formel-2-Rennen in Hockenheim verunglückte.

1962 hatte Rainer W. Schlegelmilch sein erstes Autorennen besucht - die 1000 Kilometer auf dem Nürburgring, um die Piloten für sein Abschluss-Examen an der Bayerischen Staatslehranstalt für Fotografie in München zu porträtieren. Danach eröffnete er sein Studio für Werbefotografie in Frankfurt. Sein Herz aber hatte er bereits an den Motorsport verloren. Der leidenschaftliche Fotograf arbeitete für renommierte Publikationen, gab mehrere Bücher heraus. Sein Archiv umfasst etwa eine halbe Million Aufnahmen.

Darunter auch das Foto von Jacky Ickx aus dem Jahr 1966, als er gerade vom Motorrad auf vier Räder umgestiegen war - mit einem jungenhaften Lachen sitzt der damals 21-Jährige im Cockpit. Ob die Formel 1 der 60er Jahre mit dem Rennzirkus heute vergleichbar ist? Schlegelmilch sagte bei der Vernissage: "Das ist, als würde man die JU 52 mit dem Airbus 380 vergleichen. Ich weiß nicht, ob es jetzt besser, interessanter ist. Ich bin weiter weggerückt, technisch wie menschlich. Geblieben ist, dass der Motor das Antriebsmittel ist und die Männer schnell sein wollen. Ich bin heute noch gern dabei."

Gerade war er beim Großen Preis von China. Der Rennsport-Kalender bestimmt sein Leben. "Ich bin immer noch hungrig nach guten Bildern." Schlegelmilch ist mit Dieter Streve-Mülhens befreundet, der den Anstoß zu dieser Ausstellung im Wintermühlenhof gab. "Es ist fantastisch", sagte Jacky Ickx. Er lobte die Kunst des Fotografen, der die besonderen Augenblicke der Rennen festgehalten habe. Und der einstige Rennfahrer legte seinen Arm um Schlegelmilch. Fotomotiv und Fotograf - zwei Freunde.

Die Ausstellung in der Continuum Gallery, Wintermühlenhof 11, wird bis zum 29. Juni gezeigt, montags bis samstags nach telefonischer Vereinbarung, 02248/ 9086760, 01738322952; E-Mail: info@continuum-gallery.com; www.continuum-gallery.com

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