GA-7Gebirge-Adventskalender GA-Redakteure verschenken Zeit

Königswinter · Zum Auftakt der Serie "Zeit schenken" hat GA-Redakteurin Katrin Janßen einen Nachmittag an der OGS der Lemmerzschule mitgeholfen; besonders beim Sternebasteln war sie gefragt. Für die Serie können sich soziale Einrichtungen auch weiterhin melden.

Der Krach in dem hellen, freundlichen Raum mit den gelben Wänden ist ohrenbetäubend. „Ach“, sagt Stephanie Bor-dihn und lacht wissend, „dabei ist es heute eher ruhig, weil längst nicht alle Kinder da sind.“ Unvorstellbar, wie laut es dann sein muss. Mir dröhnt der Kopf. Wer in der Offenen Ganztagsschule (OGS) der Johann-Lemmerz-Schule in der Königswinterer Altstadt tätig ist, braucht starke Nerven. Bordihn scheinen das Gewusel und der Lärm nichts auszumachen. Wieder lacht die Leiterin der OGS und sagt voller Überzeugung: „Ich liebe meinen Job und die Kinder.“ Und die ganz offensichtlich sie.

55 Kinder werden in der OGS in zwei Gruppen betreut – von montags bis freitags, von Unterrichtsschluss bis 16 Uhr. Es wird gemeinsam in der Kantine des nebenan gelegenen CJD-Internats gegessen – das CJD ist Träger der OGS –, Hausaufgaben werden gemacht, es wird gespielt, gebastelt, geredet und gelacht. Kein Wunder, dass Bordihn von der OGS-Familie spricht.

Es ist eine ausgesprochen bunte Familie, die die vier Festangestellten mit Hilfe von Honorarkräften und Ehrenamtlichen betreuen. „Wir haben sehr viele Kinder mit Migrationshintergrund“, erläutert Bordihn, die gerade eine freie Minute hat, weil die meisten Kinder noch in ihren Klassenräumen Hausaufgaben machen. Zudem gibt es derzeit drei Flüchtlingskinder aus Syrien in der OGS. „Wir haben hier manchmal Kinder, die kaum Deutsch können, wenn sie zu uns kommen“, erzählt sie. Aber es dauere maximal ein halbes Jahr, dann hätten die Kinder das aufgeholt. „In der OGS können sie sich nicht wegducken, das fordern auch die anderen Kinder ein.“

Bordihn deckt den Tisch: frisches Obst und Gemüse in mundgerechten Happen, Kekse, Kakao und Pudding. Dann beginnt der Ansturm, die Kinder kommen aus den Klassen in ihren OGS-Raum. Das Ganze läuft erstaunlich gesittet ab. „Wir haben Regeln, die wir gemeinsam aufgestellt haben und die alle Kinder unterschrieben haben“, sagt die Leiterin, während sich die Kinder, die sie selbstverständlich alle mit Namen kennt, um den Tisch setzen.

„Wie viel?“ Anna-Sophie, Karina und Miray haben ihre Augen auf mich gerichtet. Ich zucke hilflos mit den Achseln. „Fünf“, sagt Heidi Köpke. Sie hilft an diesem Tag in der Gruppe aus, eigentlich bietet sie sonst Sprachförderung an. Jedes der Kinder greift nach dem Obstteller und zählt gewissenhaft fünf Stück ab.

Es wird fleißig gebastelt

Nachdem alle satt sind, wird abgeräumt. Manche Kinder nutzen auch das AG-Angebot der OGS: Tanz, Zirkus, Flöten und demnächst auch wieder Fußball. Wie überall kann man auch hier auf die Unterstützung der Honorarkräfte und ehrenamtlichen Mitarbeiter zurückgreifen, die beispielsweise auch die Hausaufgabenbetreuung begleiten. Der Rest spielt im Gruppenraum. An diesem Tag wird vor allem auch fleißig gebastelt, da die OGS in diesem Jahr ausgewählt wurde, den Weihnachtsbaum in einem Geldinstitut zu schmücken. Bordihn: „Wir brauchen noch ganz viel Baumschmuck.“

Das lassen sich die Kinder nicht zweimal sagen. Köpke schneidet die Papierstreifen zurecht und zeigt den Mädchen an ihrem Tisch, wie sie die zu einem Drachenviereck falten. Anschließend werden die Einzelteile zu einem Stern zusammengeklebt.

Ich darf helfen. Obwohl basteltechnisch höchst unbegabt, habe ich den Dreh dank der Hilfe von Anna-Sophie und anderen Kindern irgendwann raus. Die Mädchen erzählen von zu Hause und was sie gerne machen. Der Lärmpegel steigt. „In dem anderen Raum, der deutlich kleiner ist, ist es noch lauter“, sagt Bordihn. Die Bedingungen seien leider nicht optimal. „Wir bräuchten dringend mehr Lärmschutz, damit es in den Räumen nicht mehr so hallt.“

Es ist, als habe Bordihn überall Augen, auch im Hinterkopf. Obwohl sie konzentriert mit drei Kindern Steine für ein Rechenspiel legt, entgeht ihr nicht, wenn ein Kind aus dem Raum entwischt, ohne sich abgemeldet zu haben. Wie sie das macht, ist mir unerklärlich. Ich bin mit Falten, Zuhören und Erklären so beschäftigt, dass ich es vermutlich nicht einmal merken würde, wenn die gesamte Rasselbande geschlossen aus dem Raum verschwinden würde.

Mir brummt immer noch der Kopf. „Es ist unglaublich, was die Erzieher hier leisten“, sagt auch Köpke bewundernd. Und ergänzt: Die Arbeit der OGS-Mitarbeiter werde bei Weitem nicht genug gewürdigt. Mittlerweile ist es kurz vor vier. Die ersten Spiele werden weggeräumt, als Anna-Sophie mir einen Zettel zuschiebt. Darauf hat sie ein Herz mit einem Gesicht gemalt, auf der anderen Seite steht: Ich mag dich Katrin. „Kommst Du jetzt jeden Tag?“, fragt sie. Ich schüttle den Kopf. Und bin ein bisschen traurig.

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