Basis der Bande liegt in den Niederlanden Gericht verurteilt drei Automatensprenger zu Haftstrafen

Bonn/Königswinter. · Zwei 27-Jährige und ihr 24-jähriger Komplize hat das Landgericht Bonn wegen der Sprengung von Geldautomaten jetzt zu Haftstrafen von viereinhalb beziehungsweise zweieinhalb Jahren verurteilt. Bei ihren Taten gingen die Männer sehr geschickt vor, wurden aber schließlich gefasst.

Immer wieder werden Geldautomaten gesprengt. Das Landgericht Bonn hat nun drei Täter zu Haftstrafen verurteilt, die unter anderem im Siebengebirge unterwegs waren.

Foto: Ralf Klodt

Zum Schluss ging alles ganz schnell: Als Ergebnis von Verständigungsgesprächen verurteilten die Richter der 3. Großen Strafkammer am Landgericht Bonn zwei Geldautomatensprenger im Alter von 27 Jahren und ihren 24-jährigen Komplizen zu Haftstrafen von viereinhalb Jahren für die beiden Älteren und zweieinhalb Jahren für den Jüngeren. Laut Anklage gehörten die drei zu einem marokkanisch-niederländischen Täternetzwerk, dessen Mitglieder von einer „Depotgarage“ im südlimburgischen Kerkrade aus diverse Geldautomaten in ganz Deutschland gesprengt haben sollen.

In der Kleinstadt unweit der deutschen Grenze standen Fahrzeuge mit deutschen Nummernschildern aus dem jeweiligen Zielgebiet für die nächtlichen Fahrten bereit. In den Niederlanden selber war die Bande offenbar nicht aktiv, da bei den europäischen Nachbarn inzwischen die Sicherheitsvorkehrungen der Automaten durchgängig verschärft wurden.

Das Trio wurde in unterschiedlicher Kombination des versuchten und vollendeten Diebstahls, der vollendeten beziehungsweise versuchten Herbeiführung von Sprengstoffexplosionen sowie der Sachbeschädigung für schuldig befunden: In der Nacht vom 23. auf den 24. August vergangenen Jahres nahmen die drei Verurteilten einen Geldautomaten im Königswinterer Ortsteil Stieldorf ins Visier, der bereits im Jahr 2020 von anderen Kriminellen ausgenommen werden sollte. In beiden Fällen verhinderte aber eine im Foyer installierte Vernebelungsanlage Schlimmeres. Die Räuber mussten ohne Beute den Rückzug antreten und der Sachschaden hielt sich mit 1.600 Euro im Vergleich mit anderen Tatorten noch in Grenzen.

Offenbar hatten aber Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes die Explosion an der Oelinghovener Straße bemerkt und gegen halb drei in der Nacht die Polizei alarmiert. Zivilbeamten gelang es dann, die drei Männer im Verlauf des 24. August zu verhaften: Auf dem Gebiet der Ortsgemeinde Plaid im rheinland-pfälzischen Landkreis Mayen-Koblenz rammten sie das Fluchtfahrzeug der Niederländer.

Zwei weitere Überfälle gehen jeweils auf das Konto nur eines der beiden 27-Jährigen: Im Allgäu erbeutete einer der beiden mit weiteren Mittätern am 25. August 2019 11.550 Euro und hinterließ einen Sachschaden von etwa 16.500 Euro. Und am 9. August vergangenen Jahres hielt ein Automat im Rheinland-Pfälzischen Ockenheim dem Sprengungsversuch des anderen 27-Jährigen stand: Der Inhalt von 217.000 Euro blieb in der Bank; der Verurteilte und seine Komplizen verursachten aber einen erheblichen Sachschaden von mindestens 153.000 Euro.

„Depotgarage“ in Kerkrade

Die in den Verständigungsgesprächen grob vereinbarte, relativ milde Strafe verdanken die drei Männer ihren Geständnissen und dem damit verbundenen Beitrag zur Aufklärung. Einzig einen vierten Überfall stritten die Automatensprenger ab, das Verfahren wurde in diesem Fall eingestellt: Am 10. April 2021 war ein Raub im sächsischen Markranstädt ebenfalls an einer installierten Vernebelungsanlage gescheitert. Die Täter hinterließen allerdings einen Sachschaden von rund 24.000 Euro.