Niederdollendorfer Orchester geht auf eine Reise durch die Welt des Schlagers "Goldkehlchen" und die Bläserfreunde

KÖNIGSWINTER · "Ich singe gern, aber nicht gut", meinte Norbert Langenfeld. Aber Qualität war beim ersten Mitsingabend der Bläserfreunde Niederdollendorf auch gar nicht das ausschlaggebende Kriterium.

 "Sing doch ene met": Beim Mitsingkonzert mit den Bläserfreunden Niederdollendorf lässt sich das Publikum nicht zweimal bitten.

"Sing doch ene met": Beim Mitsingkonzert mit den Bläserfreunden Niederdollendorf lässt sich das Publikum nicht zweimal bitten.

Foto: Frank Homann

Die Besucher mussten weder tirilieren können wie die Nachtigallen, noch eine Aufnahmeprüfung ablegen. Beim "Rudelsingen" in der CJD-Aula ging es in der Hauptsache um den Spaß. Und wer hat schon ein ganzes Blasorchester als musikalische Begleitung?!

Das fing schon gut an. "Da, wo die sieben Berge am Rheinesstrande stehen, kannst du die blonden Mädel mit blauen Augen sehen", stimmte Dirigent Dirk Wachtler zum Auftakt an. Wer nicht bis zur letzten Zeile textsicher war - kein Problem, alle Strophen waren auf einer großen Leinwand in der CJD-Aula eingeblendet. Und die fast 300 Mitstreiter erfuhren noch viel mehr. Zum Beispiel, dass Willi Ostermann diesen Titel 1927 schrieb, eine Million Schellack-Platten verkauft wurden und mit dieser Liebeserklärung an die sieben Berge und seine Bewohner 130 000 Goldmark umgesetzt wurden.

Aber nicht nur Ostermann hatte Gold in Schreibfeder und Kehle. Auch der Niederdollendorfer Matthias "Thiss" Koll, der Gründungsvorsitzende des Kreises der Heimatfreunde, verfasste Lieder wie das von der "Kirmes im Dorf". Sein Sohn Peter Koll, der auch Mitglied der Bläserfreunde ist, war nun der "Einheizer" als Sänger am Mikrofon. Die Melodien stammen von Karl-Willi Weck, der den Einlass in der Aula managte und von dort aus begeistert, lautstark und auf die Note genau mitsang.

Auch Dirigent Dirk Wachtler, Vorsitzender und Posaunist Markus Keil, Trompeter Marc Schommers und Flötistin Christine Frohwein-Zahnreich traten während der dreistündigen Gemeinschaftsaktion als Sänger besonders in Erscheinung. Sie gaben quasi den Ton an und heimsten eine Menge Beifall ein. Es wurde außerdem im Rhythmus geklatscht und geschunkelt. Und bei den älteren Besuchern kamen Erinnerungen auf.

"1975 war das der Schlager des Jahres: ,Wann wird mal wieder richtig Sommer? von Rudi Carell", erklärte Dirk Wachtler. Da waren nach "Kornblumenblau", "Einmal am Rhein" und "Hohe Tannen" oder Westerwald-Liedern die Bläserfreunde schon gut ins Schwitzen gekommen und zogen sich ihre Uniformjacken aus - in ihren roten Westen erwarteten sie den Sommer.

Musik zu Würstchen und Kartoffelsalat

Und dann ein Connie-Francis-Medley mit Christine Frohwein-Zahnreich: "Die Liebe ist ein seltsames Spiel" oder "Schöner junger Mann". Später bot sie auch noch einen Helene-Fischer-Hitmix. Aber da hatten die begeisterten Sänger aus Niederdollendorf schon bedauert: "Ich war noch niemals in New York."

Während der Veranstaltung servierten Mitglieder der Sankt Sebastianus-Junggesellen-Bruderschaft Niederdollendorf Getränke, Brezen, Kartoffelsalat und Würstchen. Zeit zum Speisen blieb: Die Niederdollendorfer "Goldkehlchen" mussten schließlich nicht jedes Lied mitsingen.

Ganz eifrig war Leoni Schwarz dabei. Die Siebzehnjährige: "Ehrensache, dass ich mitmache. Meine Mutter, meine Tante und mein Opa spielen bei den Bläserfreunden. Ich singe gern und mag die Musikrichtung. Bei diesem Programm ist für jeden etwas dabei." Auch ihren Freund Vincent Schnur hatte die Schülerin auf "C-Dur eingestellt".

Brigitte Langenfeld meinte: "Ich bin ein Mädchen aus dem Dorf. Die Bläserfreunde begleiten mich seit meiner Kindheit." Logisch, dass sie sich auch in den Bläserfreunde-Chor einreihte. Ob sie vorher die Stimme "geölt" hat? "Nein, ich habe mich nicht vorbereitet. Ich singe eigentlich nur, wenn ich allein bin und was mir in den Kopf kommt. Der Rhythmus muss stimmen." Ihrem Mann Norbert Langenfeld geht es ähnlich. "Ich singe alles - von Freddy Quinn bis zu den Toten Hosen."

Na gut, die Toten Hosen fehlten. Aber von "Country Roads" bis hin zum "Schwenker", bei dem Freiwillige aus dem Publikum den Besenschwenker imitieren sollten, war alles dabei. Und aus dem Häuschen und fast atemlos waren sämtliche Akteure bei Medleys mit Udo-Jürgens- und Bläck-Fööss-Titeln. Sing doch ene met - die Bläserfreunde mussten nicht zweimal bitten.

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