Geschäft in Königswinter Gudrun Müller betreibt ein Sammelsurium der Raritäten

Königswinter · Gudrun Müller hat ein Faible für alles, was vintage, retro und verrückt ist. Die 62-Jährige betreibt das Sammelsurium in der Königswinterer Altstadt und verkauft "alles was die Fantasie tanzen lässt".

 Ein Laden wie sein Name: Gudrun Müller in ihrem Sammelsurium in der Königswinterer Altstadt.

Ein Laden wie sein Name: Gudrun Müller in ihrem Sammelsurium in der Königswinterer Altstadt.

Foto: Frank Homann

Dieser Laden ist ein bisschen wie die Altstadt: ein Sammelsurium der unterschiedlichsten Dinge. Rockabilly-Kleider oder Petticoats aus den 50er Jahren, ausgeflippte Hüte und Brillen, ein Flamingo, ein Motorroller, ein Tropenhelm. Und viele der Sammlerstücke stehen für eine Epoche, in der es der Altstadt (noch) gut ging.

„Bei mir ist der Name Programm – Hauptsache ausgefallen“, sagt Gudrun Müller. Seit fünf Jahren hat sie das Geschäft in der Altstadt. „Vintage, Retro und Verrücktes – alles was die Fantasie tanzen lässt“, lautet ihr Motto. Gesammelt habe sie schon immer. Vor 20 Jahren zählte sie mal ihre Hüte. „Da bin ich auf über 500 gekommen. Ich sammle alles außer Teppichen.“ Zudem hat sie sich auf Korsetts spezialisiert, brachte sogar eine eigene Kollektion heraus. „Korsetts sind absolut zeitlos und das einzige Produkt, das auch nach 20 Jahren noch nicht an Attraktivität verloren hat.“ Sie bietet gelegentlich auch sogenannte Schnürpartys an, bei denen Frauen lernen, wie man ein Korsett bindet. Kürzlich war sie damit in der WDR-Sendung Frau tv zu sehen.

Hüte, Marilyn-Büste und eine Federboa

Ein paar Stücke im Geschäft sind nicht käuflich. Dazu gehören einige Hüte, Theaterkostüme, eine Marilyn-Büste, eine Bauchrednerpuppe aus dem Jahr 1968 und eine Federboa mit den echten Fasanenfedern. Auf den Laden in Königswinter kam die 62-Jährige zufällig. „Ich habe eine Freundin in Bad Honnef, die ihn mir gezeigt hat. Ich habe mich gleich beim ersten Mal verliebt“, erzählt Müller. Seitdem verkauft sie ihr Sammelsurium.

Anfangs pendelte sie von Cochem nach Königswinter, seit drei Jahren hat sie eine Wohnung an der Grabenstraße. Zuerst wollte sie Secondhand-Ware verkaufen. „Doch das läuft gar nicht mehr. Der Markt ist aufgrund des günstigen Neuwarenmarktes ziemlich tot.“ Geöffnet hat das Geschäft nur freitags und an den Wochenenden. „In der Woche lohnt es sich nicht.“ Dann macht sie ihren Hauptjob und beliefert Optiker mit Brillen.

Die meisten Besucher gucken nur

Die Sammelsurium-Kunden sind in der Regel zwischen 40 und 60 Jahre alt und kommen zum Teil von weither. Die interessanteste Klientel seien die Wochenendbesucher, die in Ruhe durch die Altstadt schlendern und auch bereit seien, sich etwas zu leisten. 80 Prozent der Menschen, die den Laden betreten, kämen nur zum Gucken, seien zum Teil begeistert von dem Angebot, kauften aber nichts. Wenn etwas gekauft wird, sind es im Sommer häufig Rockabilly-Kleider und verrückte Brillen, im Winter Hüte oder Korsetts.

Müller legt Wert auf intensive Kundengespräche. „80 Prozent meiner Verkäufe laufen über die Beratung. Meinen älteren Kunden versuche ich zum Beispiel zu vermitteln, dass es wichtig ist, sich zu trauen, wieder Hut zu tragen.“ Viele Kunden verließen den Laden nach einer halben Stunde glücklich mit einem neuen Outfit. Tanzkleider aus den 50er Jahren seien dabei der Trend – vielleicht weil diese Zeit durch eine sehr weibliche Mode geprägt sei. Leihen kann man Kleidung auch – Rokokokleider oder Mozartjacken etwa für Mottopartys oder Foto-Events.

Jugend traut sich nicht

Junge Kunden habe sie kaum. Warum? „Die Jugend traut sich leider nicht, die Norm zu verlassen und hat eher einen Hang zur Uniformität.“ Außerdem kauften junge Leute ja ohnehin bevorzugt im Internet, meint sie. Ihre eigene Homepage ist seit einem knappen Jahr in Arbeit. Dafür fehle ihr der rechte Schwung – Sachen zum Anfassen seien doch ohnehin viel schöner.

Irgendwann ist im Gespräch auch die Altstadt Thema. „Als ich vor fünf Jahren mit einer Freundin durch die Fußgängerzone gegangen bin, kam es uns noch vor wie eine Geisterstadt. Seitdem hat sich aber einiges getan“, hat Müller beobachtet. Sie würde sich nur wünschen, dass die Fußgängerzone und der Marktplatz etwas heimeliger würden. „Warum gibt es keinen Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz?“

Nicht glücklich sei auch, dass in der Adventszeit die Besucher der Einzigartigen Weihnachtszeit nicht durch die Altstadt geleitet werden. „Dann könnten auch wir hier unten von der Veranstaltung auf Schloss Drachenburg profitieren“, sagt sie. Müller ist in Königswinter heimisch geworden. „Ich will nicht mehr aus der Altstadt weg. Ich fühle mich hier sehr wohl, auch wenn es noch sehr viel Entwicklungsbedarf gibt. Die Altstadt hat auf jeden Fall Potenzial und einen ganz besonderen Charme, der erhalten werden sollte.“

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