Oberpleiser Original Heinz Vogt leitet zum letzten Mal die Sitzung der Narrenzunft

Oberpleis · Hut ab. Seit 20 Jahren führt Heinz Vogt durch die Sitzungen der Narrenzunft Oberpleis. Und wie! Überliefert ist das Zitat des Ehrenkreuzträgers Bernd Dahs: "Was unser Präsident macht, ist ein großer Büttenabend, der von einigen Einlagen unterbrochen wird." Aber: Auf der Prunksitzung heute Abend trägt Heinz Vogt zum letzten Mal Kappe mit Federn.

 Freut sich auf die Narrenkappe: Karnevalist Heinz Vogt.

Freut sich auf die Narrenkappe: Karnevalist Heinz Vogt.

Foto: Frank Homann

Da werden Tränen fließen?
Heinz Vogt: Das wird eine sehr emotionale Sache. Ich kann nicht garantieren, dass da nicht ein paar Tränen kullern. Denn ich bin ja mit Herzblut dabei.

Warum dann jetzt, wo es noch so schön ist?
Vogt: Meine Frau gab mir den Rat, die Aufgabe nicht zu lange zu übernehmen. Es wäre fatal, wenn ich irgendwann nicht merke, dass es nicht mehr gefällt. Aber ich werde mit Volldampf bis zum Ende der Session im Amt sein.

Ist das der komplette Rückzug aus dem Karneval?
Vogt: Nein. Ich bin offen für Vorstandsarbeit, gebe gern meine Erfahrungen auch künftig weiter. Aber meinem Nachfolger möchte ich nicht im Wege stehen.

Ist die Nachfolge schon geregelt?
Vogt: Nach der Session werden wir darüber nachdenken.

Wann fallen Ihnen eigentlich immer die flotten Ansagen ein?
Vogt: Monate vor der Sitzung baue ich mir ein Gerüst. Zwei, drei Wochen vorher wird das alles genauer. Hinzu kommt natürlich die Spontanität.

Von wem haben Sie die?
Vogt: Von meiner Mutter. Die hat sie heute noch - mit 87.

Das ist eine Gabe?
Vogt: Ja, Schlagfertigkeit ist kein Verdienst, hilft aber generell im Leben.

Gab es knifflige Situationen, in denen Ihre verbale Artistik geholfen hat?
Vogt: Wir hatten nie Glatteis, wodurch reihenweise Büttenredner ausgefallen wären. Wenn Leute mal nicht pünktlich sind, können wir mit unseren eigenen Kräften reagieren. Aber es passierte mal eine kuriose Geschichte. Auf einer Herrensitzung sahen wir das Duo Pittermännche. Das war richtig gut. Die Beiden wollten wir für unsere Sitzung haben. Einer wollte die Kosten übernehmen. Und einer meinte, er könne das Duo für uns besorgen. Wir warteten dann auf unserer Sitzung. Aber die Pittermännche kamen nicht. Es stellte sich heraus, der Betreffende hatte den Vertrag selbst geschrieben und unterschrieben, wollte sich wohl einfach wichtig machen. Das Duo Pittermännche hatte keine Ahnung.

Ist Ihnen mal ein Lapsus passiert?
Vogt: Ich habe mal die oberen Chargen der Nippeser Bürgerwehr vergessen zu erwähnen. Das gab Ärger. Im vergangenen Jahr habe ich den Ex-Prinzen nicht reden lassen. Das macht man nicht extra. Ich habe mich dann sofort entschuldigt.

Was ist Ihr Rezept, gute Laune auf der Bühne zu verbreiten?
Vogt: Die Einführung der Künstler auf der Bühne ist wichtig. Ich informiere mich vorher intensiv über sie. Das wird dann auch schon mal mit einem Extra-Lied honoriert. Bei einem schlechten Vortrag sage ich dem Künstler: "Tschö, schön, dass du da warst." Einmal hatten wir eine so katastrophal schlechte Sängerin, dass ein Funke fragte: "Darf ich sie raustragen?" Und ich habe einfach geantwortet: "Nemm se met!"

Aber Sie haben bei der Narrenzunft nicht gleich als Präsident angefangen?
Vogt: Nach unbestätigten Aussagen der Eltern war ich schon als Kind leicht jeck.

Und da waren Sie?
Vogt: Cowboy oder Indianer.

Bald darauf standen Sie auch schon auf der Bühne?
Vogt: Als Schüler gehörte ich als Sänger zu einer Beatband. Ab 1969 haben wir dann im Karneval als "Oberpleiser Dorfspatzen" Begebenheiten besungen. Wir schauten den Oberpleisern auf die Finger. Aber die Texte waren nie ehrenrührig. Ich bin ja auch ein Lieber. Werner Dohle, Peter Schneider, beide schon verstorben, waren dabei, Manfred Bosse und Edgar Zens. 1971 entstand auch das Lied "Pleeser Wind". Darauf bin ich stolz. Das ist heute Volksliedgut.

Zur Person

Heinz Vogt (63) ist ein Oberpleiser Jung. Er studierte von 1971 bis 1975 in Bonn Pharmazie. Zunächst arbeitete er in Apotheken in Adenau und Siegburg, bevor er 1981 mit seiner Frau Adelheid die Sankt Pankratius-Apotheke in Oberpleis eröffnete. 2010 verkauften die Vogts die Apotheke. Sie haben zwei Kinder und drei Enkel. Als Heinz III. und Adelheid I. regierten sie 1994 als Prinzenpaar in Oberpleis. Von 1987 bis 2009 war Vogt Vorsitzender der Narrenzunft, ab 1993 Präsident. Mit Werner Dohle verfasste er die Oberpleiser Nationalhymne.

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