Abschied von einer Institution Elses Backstube in Heisterbacherrott schließt Ende Oktober

Heisterbacherrott · Es ist nicht „einfach nur“ eine Bäckerei: Elses Backstube in Heisterbacherrott ist eine Institution, ein Ort, an dem man sich gerne trifft und austauscht. Doch Ende Oktober ist damit Schluss. Nach 29 Jahren gehen in dem kleinen Fachgeschäft die Lichter aus.

 Nehmen in diesen Tagen Abschied von den Kunden: Else Sickau (l.) und ihre Schwester Walburga Quardt.

Nehmen in diesen Tagen Abschied von den Kunden: Else Sickau (l.) und ihre Schwester Walburga Quardt.

Foto: Hansjürgen Melzer

Am liebsten würde Else Sickau gar keinen Artikel über sich veröffentlicht sehen. „Ich möchte mich lieber von allen Kunden persönlich verabschieden“, sagt die 56-Jährige, die mit ihrer Schwester Walburga Quardt 29 Jahre lang in „Elses Backstube“ an der Dollendorfer Straße in Heisterbacherrott Brötchen, Kuchen und andere Backwaren gebacken und verkauft hat. Am Freitag, 28. Oktober, ist Schluss mit dem leckeren Brot und dem beliebten Hefezopf. An diesem Tag wird der Laden zum letzten Mal geöffnet sein.

In der Facebook-Gruppe Königswinter Thomasberg/Heisterbacherrott hat die Nachricht für große Bestürzung gesorgt. „Die nächste traurige Nachricht für Heisterbacherrott. Für mich persönlich der größte Verlust für den Ort. Danke für die vielen Jahre“, schreibt Michael Müller dort. „Ich finde es ganz schlimm, kann es aber total verstehen. Was haben sie in Elses Backstube Nacht für Nacht, Tag für Tag geleistet. Hut ab und tausend Dank an das tolle Team der Backstube“, ergänzt Claudia Harf-Dahm.

Kunden traurig und geschockt

Und Maria Reusch findet es traurig, dass wieder ein Geschäft in Heisterbacherrott schließt. „Im nächsten Jahr wohne ich 40 Jahre in Thomasberg und 29 Jahre bin ich da Kundin. Beide, Else und Walburga, sind mir an Herz gewachsen.“ Für Michael Kilian ist die Nachricht sogar ein Schock. „Bester Kuchen weit und breit, die Schwarzwälder Kirschtorte ist ein Traum“, schreibt er. Auch Eva Spohn ist sehr traurig und sprachlos. „Alles, einfach alles, was Elses Backstube ausmacht, wird uns fehlen. Der Duft und der Geschmack der Backwaren, die freundlichen Gesichter und lieben Worte, die Menschlichkeit und das Gefühl von Heimat.“

„Wir haben unsere Arbeit mit Herzblut gemacht und es fällt uns sehr schwer aufzuhören, aber wir schaffen es körperlich einfach nicht mehr“, sagt Else Sickau. Ihr Arbeitstag beginne nachts zwischen 1 und 2 Uhr in der Backstube und ende erst am Nachmittag im Laden. Unterstützung bekamen die Schwestern Else und Walburga (65) auch von Elses Mann Stephan Sickau, der aber auch noch einen anderen Beruf hat. Die Explosion der Energiepreise in diesem Jahr sei letztlich nur das i-Tüpfelchen für ihre Entscheidung gewesen.

Keine Nachfolger gefunden

Nachwuchs, um den Laden zu übernehmen, oder einen Nachfolger haben sie nicht gefunden. Was aus dem Ladenlokal, das ihnen gehört, in Zukunft wird, ist offen. Die Menschen auf der anderen Seite der Ladentheke werden sie sehr vermissen. „Wir haben nur tolle Kunden. Das ist wirklich Wahnsinn“, sagt Walburga Quardt und hat dabei fast Tränen in den Augen. In dieser Woche haben einige Kunden sogar angefangen, das Schaufenster mit persönlichen Erinnerungsfotos zu dekorieren. „Da stimmt uns der Gedanke an den Abschied schon sehr traurig“, ergänzt ihre Schwester.

Auch mehrere gastronomische Betriebe wie das Haus Schlesien, das Gasthaus Otto, die Klosterstube Heisterbach und das Einkehrhaus Waidmannsruh müssen sich demnächst nach einem neuen Lieferanten umschauen. Dabei sind die Backwaren aus „Elses Backstube“ nicht nur lecker, sondern zudem mit Preisen zum Beispiel für ein 750-Gramm-Brot zwischen 2,30 und 2,90 Euro in Zeiten, in denen alles so viel teurer wird, auch noch günstig. Auch hieran merkt man, dass ihre Kunden ihnen in den 29 Jahren ganz besonders ans Herz gewachsen sind. Besonders danken möchte Else Sickau zum Abschied der Backstube ihrer Schwester. „Ich und mein Mann sagen von Herzen Danke für den selbstlosen Einsatz von Walburga in all den Jahren.“

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