Präventionsprojekt in Königswinter Hilfe holen ist kein Petzen

Oberpleis · Stadt Königswinter organisiert Präventionsprojekte an Schulen – vom Workshop bis zum Theater

 Schwierige Themen spielerisch auf die Bühne gebracht: Der Verein Zartbitter zeigte in Oberpleis „Sina und Tim spielen Doktor“.

Schwierige Themen spielerisch auf die Bühne gebracht: Der Verein Zartbitter zeigte in Oberpleis „Sina und Tim spielen Doktor“.

Foto: Frank Homann

Mädchen und Jungen der Klasse 1b der Grundschule Am Sonnenhügel applaudierten begeistert. „Sina und Tim spielen Doktor“ hieß das Präventionstheaterstück des Vereins Zartbitter. Kinder aus insgesamt fünf ersten und zweiten Klassen in Oberpleis und Eudenbach erlebten mit, wie das Thema „Schutz vor sexuellen Grenzverletzungen durch Gleichaltrige oder Ältere“ auf spielerische Weise auf die Bühne gebracht wurde. Denn laut „Zartbitter“  kommt es deutlich häufiger zu sexuellen Übergriffen durch gleichaltrige oder ältere Kinder als zu sexueller Gewalt durch Erwachsene. Auf der Bühne ging es bunt zu: In der Garderobe der Marienkäfergruppe herrscht Hochbetrieb. Denn: Puppen und Stofftiere wie das Faultier aber auch Gummistiefel, Flumis oder der müffelnde Turnbeutel werden lebendig und erzählen von Sina, Tim und anderen Kindern wie Arno, der immer ein rotes Stirnband trägt und älter und kräftiger ist.

Sina und Tim sind Freunde. Die beiden starten miteinander Raketen, was im Theater durch einen Regenschirm in Szene gesetzt wurde, kommen zur Erde zurück – „Landeklappen öffnen!“, sie spielen Memory und auch Mutter-Vater-Kind und Doktor. Sina will Doktor spielen. Tim meint: „Du darfst die Mutter sein!“ Und dann heißt es im Spiel der Puppen: „Ich glaube, ich bekomme ein Baby.“

Aber dann taucht Arno auf, der den Chefarzt mimen will. Ihm werden durch ein „Stopp, Möhrensalat“ Grenzen gesetzt. Hilfe bekommen sie bei Frau Doktor Lauterbach, die die Kinder im Stück aufklärt: „Hilfe holen ist kein Petzen!“ und auch ein Lied singt: „Sagst du Stopp, tun wir anderen nicht weh, hören auf, das ist dann o.k.“

Dann waren die Kinder dran. Die Schauspielerin fragte die Kinder, wie sie sich helfen. „Stopp!“ – „Hör auf!“ – „Lass mich in Ruhe!“ – „Stopp, ich will das nicht!“ waren einige der Antworten. Oder: „Ich gehe zum Streitschlichter!“

Ein Mädchen meinte: „Ich gehe zur Schulleiterin!“ Alexandra Weber saß im Theater, war begeistert von dem Stück und lachte herzhaft, als ein Kind sagte: „Ich gehe zum Chef“, womit Schulsekretärin Nicole Pennartz gemeint war. Alexandra Weber meinte: „Das Stück ist großartig, es passt zu unserem Streitschlichterkonzept.“

Stefan Schmied vom Servicebereich Kinder-, Jugend- und Familienhilfe der Stadt war ebenfalls begeistert. „Toll, dass das Thema ,Hilfe holen‘ so eine große Rolle in dem Stück spielt.“ Seine Abteilung veranstaltet seit vielen Jahren Präventionsprojekte in Schulen. Die Themenvielfalt ist hierbei inzwischen groß geworden. Aktuelle Schwerpunkte sind etwa Alkohol, Cannabis und die Mediennutzung.

Weil in diesem Jahr für Projekte der Gewalt- und Suchtprävention zusätzliche städtische Mittel in Höhe von 10 000 Euro zur Verfügung stehen, konnte Zartbitter mit seinem Theaterstück in die Grundschule Am Sonnenhügel eingeladen werden.

In der Lemmerzgrundschule und in der Longenburgschule gibt es einen Selbstbehauptungs-Workshop und an der Gesamtschule Oberpleis das Teamtraining „Gemeinsam stark gegen Gewalt und Sucht“ für Siebentklässler.  Schmied: „Ich hoffe, dass wir im Jahr 2022 das Stück um Sina und Tim auch in anderen Schulen aufführen können.“

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