Interview mit Altstadtprinzessin Annika I. Ihre Tollität lässt bitten

Königswinter · Von Kamelle bis Ingwertee: Annika I. herrscht im Jubiläumsjahr der Großen Königswinterer Karnevalsgesellschaft über die Altstadt. Die Prinzessin, die im zivilen Leben Annika Stieber heißt, spricht über ihre Amtszeit.

 Ein Wohlfühlort: Annika I. im Prinzessinnenornat vor Schloss Drachenburg.

Ein Wohlfühlort: Annika I. im Prinzessinnenornat vor Schloss Drachenburg.

Foto: Frank Homann

GA: Mal ehrlich: Mögen Sie noch Kamelle?

Annika I. (lacht): Ja, leider viel zu gerne. Ich muss mich sogar zügeln, um nicht mehr zu essen als ich schmeiße. Noch lieber allerdings mag ich Chips. Die verteilen wir ja auch.

GA: Bereits im Januar 2019 stand fest, dass Sie in dieser Session das Narrenzepter übernehmen. Wie ist es dazu gekommen?

Annika I.: Der Vorsitzende der Großen Königswinterer Karnevalsgesellschaft Guido Hoffmann hatte mich bei der Mädchensitzung angesprochen, ob ich im 160. Jubiläumsjahr der Gesellschaft nicht Prinzessin werden möchte. Und da habe ich gesagt: Ja, das überlege ich mir mal. Mit meinen Eltern und dem Festausschuss habe ich dann das ein oder andere Gespräch geführt und am 15. Januar den Vertrag unterschrieben.

GA: Und dann war es die große Herausforderung, bis zur Bekanntgabe im September nichts zu verraten...

Annika I.: Das war tatsächlich eine sehr große Herausforderung. Wir mussten ja das Kleid organisieren, Fotos, die Orden. Den ein oder anderen muss man da schon in das Geschehen einweihen. Trotzdem ist es uns noch gelungen, viele zu überraschen.

GA: Was hat Sie daran gereizt, Karnevalsprinzessin zu werden?

Annika I.: Ich bin im Karneval groß geworden. Das habe ich sicher von meinen Eltern mitbekommen, die beide vor allem im Bonner Karneval sehr aktiv sind. Prinzessin zu werden, war schon immer mein Traum. Und in Königswinter und in der GKKG fühle ich mich einfach heimisch. Da passte alles zusammen.

GA: Wie haben Ihre Freunde und die Kommilitonen reagiert?

Annika I.: Meine engsten Freunde sind alle in meiner Begleitung - und eigentlich genauso karnevalsverrückt wie ich es bin. Einige meiner Studienkollegen, die vielleicht nicht so im Karneval sind, haben zuerst verdutzt geguckt und gefragt, warum man so etwas macht, und ob das nicht total zeitintensiv ist. Aber jetzt, nachdem sie Bilder und Videos gesehen haben, sind sie ziemlich begeistert und sagen: Das hätte ich mir so gar nicht vorgestellt. Viele von ihnen kommen jetzt auch zum Zug am Karnevalssonntag durch die Altstadt.

GA: Sie studieren neben Ihrem Beruf an der Hochschule Betriebswirtschaft und sind außerdem noch Altstadtprinzessin. Wie geht das zusammen?

Annika I.: Das frage ich mich manchmal auch. Bis jetzt klappt es aber gut. Ich habe tatsächlich sogar letzte Woche noch eine Prüfung an der Uni geschrieben. Mein Arbeitgeber ist ziemlich karnevalsfreundlich - zumal ich noch einen Kollegen habe, der Karnevalsprinz in Zülpich ist. Für die heiße Phase allerdings habe ich mir Urlaub genommen.

GA: Wieviele Auftritte sind es für Sie in dieser Session?

Annika I.: Insgesamt sind es so rund 60, davon mehr als 20 in den nächsten Tagen.

GA: Und? Wie sind die Auftritt vor großem Publikum? Lampenfieber?

Annika I. (lacht wieder): Ja, und wie. Ganz besonders bei meiner Proklamation, da waren ja knapp 800 Gäste.

GA: Wie bereiten Sie sich vor?

Annika I.: Tatsächlich eigentlich gar nicht. Ich versuche, das immer spontan zu machen und zum Beispiel eine Reaktion aus dem Publikum aufzugreifen. Das funktioniert mal besser, mal etwas weniger. Aber es wirkt einfach authentischer und ich fühle mich dabei wohler. Die einzige Rede, auf die ich mich wirklich vorbereitet habe, war meine Proklamationsrede.

GA: Was machen Sie, um nicht krank zu werden?

Annika I.: Jede Menge Vitamine und warm anziehen, gerade wenn es von Auftritt zu Auftritt geht. Aber da habe ich meine Begleitungen, die immer darauf achten, dass ich meinen Schal und meinen Mantel anhabe und nicht im Durchzug stehe. Und viel Ingwertee trinken. Mit Honig und Zitrone. Der Schlaf allerdings kommt derzeit schon etwas zu kurz. Das nehme ich aber gerne in Kauf.

GA: Apropos zeitaufwendig. Wie lange brauchen Sie, um Ihr Ornat anzulegen?

Annika I.: Das fängt an mit der Strumpfhose, dann kommt der Body, der weiße Unterrock, der rote Samtrock, das Samtorberteil, je nach Veranstaltung goldene Pumps oder goldene Turnschuhe, der rote Mantel, das Schiffchen mit den Federn, die Prinzenkette, Orden, Handschuhe, Schal und mein Zepter. Mittlerweile schaffe ich das in einer Stunde.

GA: Was passiert mit dem Kleid am Aschermittwoch?

Annika I.: Tatsächlich hat mein Ornat die Siebengebirgsprinzessin der Session 1999 anfertigen lassen und getragen. Es stammt aus dem Fundus des Festausschusses Königswinterer Karneval und dorthin geht es dann auch wieder zurück.

GA: Worauf freuen Sie sich am meisten?

Annika I.: Auf den Karnevalszug am Sonntag! Das ist einfach etwas ganz Besonderes.

GA: Und was machen Sie Aschermittwoch?

Annika I.: Das ist eine sehr gute Frage, über die ich mir schon oft Gedanken gemacht und mich mit anderen Prinzenpaaren unterhalten habe. Die Frage ist ja zum Beispiel, was macht man dann an den Wochenenden? Aber ich glaube, mein erster Gang führt zum Friseur.

GA: Aha, also nicht ausruhen?

Annika I.: Naja, es braucht schon etwas Zeit, um das alles sacken zu lassen. Aber viel Zeit zum Ausruhen habe ich leider nicht. Seit Ende Januar ist an der Fachhochschule vorlesungsfreie Zeit. Das heißt leider zugleich: Prüfungszeit. Ich sitze derzeit zwischen den Terminen mit meinen Lernzetteln im Bus. Und knapp zwei Wochen nach Aschermittwoch schreibe ich ein paar Klausuren. Das heißt für mich erst mal Alltag und lernen. Danach lasse ich die Session noch einmal in Ruhe Revue passieren.

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