"Kontor & Kaffeehaus Königswinter" Im Februar öffnet in der Altstadt ein Café mit nostalgischem Flair

KÖNIGSWINTER · Einige Gucklöcher in der mit Papier verklebten Frontscheibe gewähren kleine Einblicke. Und das Hineinlugen ist durchaus erwünscht. In zwei Wochen wird sich die Tür des spätklassizistischen Hauses mit der Nummer 424 an der Ecke Hauptstraße/Bungertstraße ohnehin für jedermann öffnen. Hoch oben an der weißen Fassade prangt der Schriftzug "Kontor & Kaffeehaus Königswinter".

 Kaffee und Kuchen mit einem Hauch Museum: Die antike Registrierkasse stammt aus Brüssel.

Kaffee und Kuchen mit einem Hauch Museum: Die antike Registrierkasse stammt aus Brüssel.

Foto: Frank Homann

Dieser Name verrät die Passion von Andrea Brunnett. Die 42-Jährige wird in dem herausgeputzten Gebäude in der Altstadt ab Mitte Februar Kaffee und einiges mehr anbieten. "Als ich diese Räume gesehen habe, war mir klar - das ist mein Ding." Zuletzt leitete sie das "Dallmayr Café & Bar" auf dem Campus der Bad Honnefer Internationalen Hochschule. Künftig wird sie in Königswinter die Gäste des neuen Kaffeehauses verwöhnen. Brunnett: "Von dem nostalgischen Flair war ich auf Anhieb begeistert."

Hans-Helmut Schild (60) und Ulrich Keinath (45), die in Bonn eine Kultur- und Tourismusmarketing-Firma betreiben, erwarben 2013 die Immobilie. Etliche Jahre hatte sie leer gestanden und war arg ramponiert. "Wir hatten Lust, etwas in Königswinter zu machen", erzählt Schild, der aus einer alten rheinischen Familie - "mit vier Generationen Esel-Fotos vom Drachenfels in den Alben" - stammt und als einstiger Gründungsgeschäftsführer der Tourismus- & Congress GmbH Bonn/ Rhein-Sieg/Ahrweiler auch die Fremdenverkehrssituation in Königswinter aus dem Effeff kennt. Sein Geschäftspartner Ulrich Keinath lebt selbst dort. Beim Gang durch die Altstadt hatten die beiden Unternehmer "die Schnapsidee", hier etwas anzupacken.

Die Wahl war schnell getroffen. Der Blick vom neuen Café im Parterre fällt auf die gegenüberliegenden Häuser "Stern" und "Rebstock" und aus der darüberliegenden Wohnung ist der Kirchturm zu sehen. "Das sind nur schöne Aussichten", schwärmt Hans-Helmut Schild, der den Ehrgeiz entwickelte, auch aus dem eigenen Haus ein Schmuckstück zu zaubern.

"Es wurde von dem Samenhändler Hubert Christian Krämer aus Königswinter 1880 gebaut. Er richtete hier einen Kolonialwarenladen ein, der bis in die 60er Jahre existierte. Dann wurden in dem Gebäude Antiquitäten verkauft und später italienische Waren." Schild und Keinath ließen das Haus kernsanieren, den Normen eines Denkmals entsprechend, auch wenn es gar nicht unter diesem Schutz steht.

"Unsere Botschaft ist - das geht. Wir möchten Nachahmer ermutigen", betont Schild. Lob erteilt der studierte Bauhistoriker und Wirtschaftsgeograf der Königswinterer Bauverwaltung: "Wir haben es noch nie erlebt, dass eine Behörde so positiv, so lösungsorientiert mitzieht." Natürlich machten sich die Neueigentümer intensive Gedanken über die Nutzung des Hauses. Ein Mieter für die Wohnung war schnell gefunden.

Aber was sollte im Erdgeschoss passieren? Schild: "Ein Café fehlt in Königswinter, das Traditionen aufnimmt und hohe Qualität anbietet. Es soll eine Einkehrmöglichkeit in erster Linie für die Einwohner der Stadt sein, nicht nur für Touristen. Neubürgern möchten wir auch die großartige Geschichte Königswinters nahebringen. Wir wollen Identität schaffen." Und so hat das Café ein Hauch von Museum.

Liebevoll arrangiert wurde die Ausstattung, ausgesucht sind die Möbel und Accessoires: die Holztische, die Thonet-Stühle und das Hotelsilber, teilweise aus dem ehemaligen Hotel "Düsseldorfer Hof", aber auch die Drachenlampe aus Nancy, das Regal und die Registrierkasse aus Brüssel.

Barista Andrea Brunnett wird in diesem Ambiente speziellen Kaffee und Tee mit eigenem Label, Kuchen nach alten Rezepten aus ihrem Heimatdorf und außerdem Mittagsgerichte servieren - auf feinstem Porzellan aus Dänemark. Für die Gäste gibt es noch viel mehr zu sehen: historische Ansichten der Stadt Königswinter in Hülle und Fülle, alte Werbeplakate und eine um 1860 entstandene Zeichnung vom Vorgängerhaus schmücken die Wände.

Ein hübscher Spaß: Die Herrentoilette hat als Fototapete Männer auf Pferden vor dem Westfalenhof, auf dem Damen-WC sitzen die Frauen auf Eseln. So wie damals, als das "Kontor & Kaffeehaus Königswinter" entstand.

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