Petit Medoc In Oberdollendorf bestimmen Wein, Käse und Baguette das Tempo

OBERDOLLENDORF · Es war schon ein merkwürdiges Völkchen, das am Samstag flinken Fußes durch Oberdollendorf eilte: Picasso im Malkittel und mit Pinsel an der Baskenmütze, Prinzessinnen mit wehenden Kleidern, lila Kühe, flotte Bienen, heiße Häschen, coole Pinguine, Weihnachtsfrauen und mindestens sieben Zwerge.

Kurzum: Wer es möglichst bunt trieb, war genau richtig beim "Petit Medoc". Schließlich durfte jeder Teilnehmer, der kostümiert an den Start des Volkslaufes ging, eine Flasche Königswinterer Wein mit nach Hause nehmen - eine Gelegenheit, die sich rund 90 Prozent der Starter nicht entgehen lassen wollten.

Das jedoch war nicht der einzige Grund, weshalb die Laufveranstaltung der SSG Königswinter wieder einmal ein voller Erfolg war - und das trotz des bescheidenen Wetters. Aber schließlich gibt es nicht viele Sportevents, bei denen sich die Teilnehmer fühlen können "wie Gott in Frankreich". "Der Petit Medoc, das ist Wein, Kultur und Sommer, das ist ein wunderschönes Erlebnis", schwärmt Mitorganisator Hermann Ulrich, der von einem der schönsten Läufe im Rheinland spricht. Auch sein Vereinskollege Winni Penno, der die Veranstaltung 2012 ins Leben gerufen hat, würde am liebsten selbst mitlaufen: " Aber dann dürfte man im Vorfeld nicht organisatorisch tätig sein, sondern einfach nur kommen, laufen und genießen."

Und genau das haben die mehr als 636 Läufer getan, die bei der dritten Auflage des Rhenag-Volkslaufes über elf Kilometer an den Start gegangen sind. Nicht der sportliche Wettstreit stand beim Petit Médoc im Vordergrund, der nach dem Vorbild des großen Médoc-Marathons in Frankreich stattfindet, vielmehr ging es "ums Genießen, nicht ums Rennen", erläutert Ulrich. An fünf Verpflegungsständen konnten die Läufer auf der 3,65 Kilometer langen Strecke durch Oberdollendorf, das Mühlental und die Weinberge nicht nur den heimischen Rebensaft der Weingüter Broel, Blöser, Sülz und Pieper probieren, sondern sich auch Käse, Baguette, Spießchen und Honigbrot schmecken lassen. Kein Wunder also, dass die Teilnehmer am Ende zwar nicht in Rekordzeit, dafür aber regelrecht beflügelt über die Ziellinie "schwebten".

Olympiareife Zeiten waren schon aufgrund der teils sehr ausgefallenen Kostümierung kaum möglich: Laufen im hautengen Samtanzug mit turmhoher Perücke, geht das überhaupt, fragte sich da mancher Zuschauer. "Oh ja, das geht sogar schön", grinst der Teilnehmer mit der Startnummer 378: "Vor allem wenn man nicht läuft, sondern geht." Er findet die Veranstaltung einfach nur "super" - und prostet fröhlich seiner Nachbarin im Kuhkostüm mit Turnschuhen an den "Hufen" zu.

Spaß hatten aber nicht nur die Läufer, sondern auch die rund 100 Helfer der SSG, die für einen reibungslosen Ablauf sorgten. "Die Leute kommen alle total gerne und packen mit an, jeder ist hier Teil einer großen Familie", freut sich Ulrich. Ebenfalls sehr zur Freude der Organisatoren zugenommen hat die Anzahl der Kinder, die an den Start gegangen sind, wenn auch das Ziel noch nicht erreicht ist: "Wir würden uns fürs nächste Mal mehr als 200 Kinder wünschen", so Penno.

Mit rund 150 Schülern und Bambinis war man bei den von der Kreissparkasse Köln gesponserten Läufen für den Nachwuchs aber immerhin schon auf einem guten Weg. Die bei den Kindern anstelle der Startgebühren eingenommenen Spenden kommen der Grundschule in Oberdollendorf zu Gute. Bei den Erwachsenen waren die Teilnehmerzahlen auf 220 beim Winzerlauf über 3,65 Kilometer und auf 650 beim Rhenag-Lauf über 11 Kilometer gedeckelt - und sämtliche Startkarten bereits innerhalb von zwölf Stunden nach Beginn der Anmeldung vergeben. "Wir hätten dreimal so viele Teilnehmer aufnehmen können", so Ulrich. Das jedoch sei schon aus organisatorischen Gründen für den kleinen Verein nicht mehr machbar.

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