Neueröffnung in Königswinter Interkulturelles Begegnungszentrum hat eröffnet

Königswinter · Auf Deutschkursen, aber auch auf Musik-, Kunst- und Tanz liegt der Schwerpunkt des neuen interkulturellen Begegnungszentrums in der Königswinterer Altstadt. Noch hat es keinen Namen - drei Möglichkeiten stehen zur Wahl.

Bis Farnaz Robatsarposhe, die vor anderthalb Jahren aus dem Iran nach Deutschland flüchtete, am Wochenende das Eröffnungsband zur neuen internationalen Begegnungsstätte in Königswinter durchschneiden konnte, war lange Vorarbeit erforderlich.

Zehn Tage hatten Ehrenamtliche und Flüchtlinge gemeinsam angepackt, um die Räumlichkeiten des ehemaligen Friseursalons neben dem Hotel Haus Hindenburg in der Fußgängerzone umzugestalten. Alain Ngassa, 28 Jahre alt und aus Kamerun, kümmerte sich zudem um einen neuen Außenanstrich. Direkt in der ersten Woche nach der Einweihung kann das interkulturelle Begegnungszentrum, dessen Einrichtung ein lange gehegter Wunsch von Stadt und Politik war, bereits mit einem 40 Wochenstunden umfassenden Programm aufwarten.

Allem voran stehen zahlreiche Deutschkurse, aber auch Kunst-, Näh-, und Musikangebote sowie Tanzstunden und Anleitungen zur Integration in den Arbeitsmarkt erwarten die Zugezogenen. „Das alles, insbesondere das Sprachangebot, ist der Schlüssel für einen glücklichen und erfolgreichen Aufenthalt in unserem Land“, sagte Bürgermeister Peter Wirtz bei der Eröffnungsfeier.

Ziel der Begegnungsstätte sei es, die Grundlage für langfristige Integration zu schaffen, erklärte Sozialdezernentin Heike Jüngling: Einerseits fehle in den Notunterkünften der Raum für eine Vielzahl von externen Angeboten. Andererseits solle das Zentrum ein neutraler Anknüpfungspunkt für diejenigen Flüchtlinge werden, die im Zuge ihrer Anerkennung und des Umzugs in eine eigene Wohnung den Kontakt zu den Integrationshelfern und den anderen Geflüchteten verlören. „Integration betrifft uns schließlich nicht nur dann, wenn die Menschen in Unterkünften leben“, so Jüngling, „sondern wir müssen weitergehend perspektivisch denken“.

Die 18-jährige Farnaz Robatsarposhe jedenfalls findet das neue Angebot „super und wichtig“ und freut sich bereits auf einen Musikkursus. Dass sie nun überhaupt die Chance dazu hat, ist keine Selbstverständlichkeit: Möglich wurde die Umsetzung des Vorhabens erst durch die Zusammenarbeit der Stadt mit ehrenamtlichen Helfern der katholischen Kirche, der Aktion „Neue Nachbarn“, des Netzwerks Integration Königswinter (NIK), der Volkshochschule und der Kurdischen Gemeinschaft sowie weiteren ehrenamtlich Engagierten.

Angebot ist wichtig für Flüchtlinge

Farnaz' Vater Hoyat, 48 Jahre alt und selbst an einem Deutschkursus interessiert, dankte Sabine Bembenek, Koordinatorin der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe in Königswinter, bei der während des Umbaus die Fäden zusammenliefen: „Sie hat uns so sehr geholfen.“

Deutsch lernen? Das ist auch für Ali Aljayid, der seit anderthalb Jahren in Königswinter lebt und die deutsche Sprache bereits weitgehend flüssig beherrscht, ein Hauptanliegen: „Das Angebot ist sehr wichtig für uns Flüchtlinge“, so der 26-jährige Iraker, der sich bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert und bald ein Praktikum in einem Ingenieurbüro beginnt. „Nicht nur für persönliche Begegnungen, sondern vor allem, damit wir die Gelegenheit haben, unser Deutsch zu verbessern.“

Constantin Cnyrim, 77 Jahre alt und seit zwei Jahren Flüchtlingsbetreuer, betonte, wie wichtig die Kontakte zwischen Neubürgern und Bevölkerung seien, die sich über ein solches Zentrum knüpfen ließen. „Für die Zukunft wünschen würde ich mir, dass das Angebot noch erweitert wird.“ Anfang April waren 539 Flüchtlinge in Königswinter untergebracht, darunter 99 anerkannte Menschen auf Wohnungssuche.

Inzwischen ist die Zahl der anerkannten Asylbewerber auf 109 angestiegen, Tendenz steigend – umso wichtiger sei nun die Begegnungsstätte als Anknüpfungspunkt zum Ehrenamt. Die Miete wird zunächst für ein Jahr über das Kommunale Integrationszentrum aus Landesmitteln refinanziert.

„Danach schauen wir, wie das Angebot angekommen ist und wie das Land dem Thema gegenübersteht“, so Jüngling. Nur einen Namen, den hat die Begegnungsstätte noch nicht. Bei der Eröffnung konnten die Besucher daher per Stimmzettel zwischen drei Vorschlägen wählen: „Grenzenlos“, „One for all“ oder aber „Begegnung, Integration, Netzwerk, Entfaltung“, kurz: „BINE“. Das Ergebnis steht noch aus.

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