Interview mit Hans-Helmut Schild und Ulrich Keinath Investoren: „Eine Qualitätsoffensive in Königswinter hat eine Chance“

Auf der Hauptstraße erst das Kontor und Kaffeehaus, jetzt das ehemalige Hotel Wenzel mit Studentenwohnungen und später ein Restaurant, auf der Drachenfelsstraße zwei Ladenlokale für regionale Produkte und ein Bistro mit kleinen Speisen: Ulrich Keinath, der in Thomasberg wohnt, und Hans-Helmut Schild mit ihrer Agentur projekt 2508 engagieren sich gleich an mehreren Stellen in der Königswinterer Altstadt.

Sie haben das Kaffeehaus und das ehemalige Hotel Wenzel sehr aufwendig saniert. Warum?

Ulrich Keinath: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Wir versuchen, an solche Sanierungen mit einem hohen Anspruch heranzugehen. Es ist grundsätzlich unsere Philosophie, Qualität nach Königswinter zu bringen. Die Stadt hat das Potenzial. Daran glauben wir. Sonst würden wir uns hier nicht engagieren. Durch das gehobene Umfeld mit dem Siebengebirge, dem Rhein und der Nähe zu Bonn hat eine breite Qualitätsoffensive in der Stadt eine realistische Chance.

Hans-Helmut Schild: Es gibt den schönen Satz: Eigentum verpflichtet. Es ist auch schön, wenn man den Häusern ihre Vergangenheit wiedergeben kann. Das ist ja auch eine Riesenchance für Königswinter, weil es hier so viele alte Häuser gibt. Als wir mit dem Kaffeehaus begonnen haben, fragten viele Leute damals, ob wir uns das auch gut überlegt hätten. Als das Gebäude saniert war, fingen dann auch die Nachbarn auf einmal an, ihre Fassaden zu streichen. Wir können da viel von Waldbesitzern lernen. Die pflanzen etwas so, dass es über mehrere Generationen wachsen kann. Wir haben das beim Hotel Wenzel gesehen. Die originale Bausubstanz aus dem 19. Jahrhundert und vom Beginn des 20. Jahrhunderts war in einem viel besseren Zustand als das, was in den 1960er oder 1970er Jahren gebaut wurde.

Es gibt einzelne Projekte wie die Ihren auch von anderen Eigentümern. Was müsste passieren, dass sich noch mehr Investoren für die Altstadt interessieren?

Keinath: Es gibt Investoren, die bereit sind, Geld einzusetzen. Angesichts der Zinsentwicklung ist es ja eigentlich eine gute Zeit für Stadtentwicklung. Es fehlt aber leider der Brückenschlag zwischen möglichen Investoren und den Eigentümern oder Nutzern der Immobilien. Und es fehlt an Ideen, was man in Königswinter machen kann. Sicherlich nicht noch ein seelenloses Factory Outlet Center. Eine Weinerlebniswelt wäre zum Beispiel etwas, was hervorragend in diese Stadt passen würde und authentisch wäre. So etwas gibt es mit Erfolg an der Mosel oder in Niederösterreich. Das hätte eine Impulswirkung. Die Stadt sollte offensiv werben und Möglichkeiten für Investoren bieten.

Schild: Es gibt in anderen Regionen gute Beispiele, wo Investoren von staatlicher oder kommunaler Seite Teams, zum Beispiel mit Architekten oder Personen, die beraten oder bei Genehmigungen helfen, zur Seite gestellt werden.

Wo sehen Sie in der Altstadt denn noch besondere Potenziale?

Keinath: Die Rheinuferpromenade ist langweilig. Wenn hier Gestaltung und Gastronomie stimmen würden, wäre das für viele Menschen ein Grund, nach Königswinter zu kommen. Die Leute suchen doch so etwas. Das beste Beispiel ist das Gelände der ehemaligen Zementfabrik.

Schild: Man müsste in einem Masterplan auch überlegen, welche Geschäfte man denn überhaupt auf der Hauptstraße haben will.

Mit Blick auf den Schandfleck Café Europa ...

Keinath: Ja. Das ist schon dramatisch. Vielleicht könnte man ein Gerüst mit einer historischen Grafik um das Haus bauen. Der Gehweg gehört doch sicher der Stadt.

Was haben Sie denn in den gegenüberliegenden beiden Ladenlokalen an der Drachenfelsstraße vor?

Schild: Auch hier haben wir die alte Bausubstanz wieder freigelegt. Die Decken waren auf einer Höhe von 2,20 Metern abgehängt. Jetzt sind sie wieder vier Meter hoch. In dem einen Lokal wollen wir hochwertige regionale Produkte aus dem touristischen Bereich anbieten. Wir zielen dabei besonders auf die Gäste der Stadt ab, aber auch Königswinterer können hier sicher interessante Geschenke finden. In dem anderen Ladenlokal soll ein Bistro entstehen.

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