Bierbrauer im Siebengebirge Ittenbacher Hotelier braut eigenes Craft Beer

Ittenbach · Ralph Senkel hat sich im Sängerhof in Ittenbach eine kleine Hausbrauerei eingerichtet und stellt dort das "Sevencraft" her. Zurzeit bereitet er sein "Weihnachtsbock" vor.

Unter dem einen Arm hält Ralph Senkel den großen mit Malz gefüllten Eimer, in der anderen Hand eine Schaufel zum Umschütten. Konzentriert, damit auch nichts danebengeht, schüttet er das Getreide nach und nach in den 50 Liter fassenden Kessel, in dem er zuvor schon Wasser gegeben hat. Anis, Kardamom, Zimt und Haselnüsse liegen ebenfalls schon in Griffweite, um das Gemisch mit den entsprechenden Geschmacksrichtungen und Zutaten zu verfeinern.

Der Inhaber des Sängerhofs in Ittenbach bereitet gerade ein Weihnachtsbier vor. Obwohl, „Bier darf ich es nicht nennen“, so Senkel, da es durch die Haselnüsse nicht mehr dem deutschen Reinheitsgebot entspricht. Also heißt es Weihnachtsbock. Er rührt das Gemisch durch, überlässt dann der Technik den Brauprozess.

Selbst gebrautes "Sevencraft"

Der Hotelier ist unter die Bierbrauer gegangen und bietet in der Gaststube verschiedene Sorten des selbst gebrauten „Sevencraft“ an. „Die Biere sind sehr beliebt unter meinen Gästen“, zeigt er sich über die gute Resonanz erfreut. Schon vor 20 Jahren kaufte sich Senkel ein Bierbrauset, „so eines mit Sirup“. An einen Verkauf war da noch nicht zu denken. Das änderte sich erst Ende 2015, als aus einem Missgeschick eine Schnapsidee wuchs. „Wir hatten versehentlich ein Kölsch-Fass an die Pils-Leitung angeschlossen“, erinnert sich Senkel.

Doch keinem fiel der Fehler auf, bis zum erneuten Fasswechsel. Da der Wirt selbst den Unterschied nicht bemerkte und Freunde bei einer anschließenden Verkostung ebenfalls nicht zwischen Pils und Kölsch unterscheiden konnten, folgte Anfang des vergangenen Jahres ein Experiment. Er versuchte sich als Bierbrauer. Scheinbar so gut, dass Freunde ihn ermutigten, das Bier auch anderen anzubieten: „Das musst du machen“, hätten sie gesagt, berichtet Senkel.

Lesen und Experimentieren

Es folgte ein Braukurs und schließlich die Anmeldung beim Zoll. Durch das Brauen in der großen Küche waren auch die von den Behörden gesetzten Auflagen erfüllt. „Nur gleichzeitig Kochen und Brauen darf ich nicht“, sagt Senkel. Während er erzählt, stoppt der Kessel nach 20 Minuten den Brauprozess. „Pumpenpause“ steht auf der Anzeige. „Die Temperatur wird jetzt erhöht“, erklärt der Fachmann. Wenige Momente später arbeitet der Kessel weiter.

Aber einfach nur die Zutaten zusammenmischen und fertig ist das Bier – so geht das natürlich nicht. 18 Sorten Malz, 40 Sorten Hopfen und sechs Sorten Hefe finden sich im Lager des Hotels. „Ein falscher Knopfdruck und du bekommst direkt ein anderes Bier“, sagt Senkel. Für die richtige Zusammenstellung steckte er zahlreiche Stunden seine Nase in Bücher. „Wer das als Hobby machen will, muss viel lesen.“ Und auch Experimentieren. „Die ersten Fässer sind mir noch um die Ohren geflogen“, blickt Senkel auf die Anfänge zurück. „Es sind einfach Erfahrungen, die man machen muss“.

Pizzahefe fehl am Platz

Wie die, dass man eine Bierladung, wenn auch schweren Herzens, einfach wegschütten muss. Senkel hatte das Bier mit Pizzahefe zubereitet – und es war nicht zu genießen. „Es war ein sehr trauriger Prozess.“ Mittlerweile bietet er um die zehn Sevencrafts an. Vom „Kölnisch Wieß“, über das „Piratenbräu“ mit einer Karamellnote, dem Roggenroll und einem Kaffeehaus-Porter reicht das Angebot. Da die Nachfrage immer größer wurde, hat Senkel Ende 2016 nachgerüstet und einen 200-Liter-Kessel angeschafft.

Der musste mit einem Gabelstapler durch das ausgebaute Fenster gehoben werden. Seit diesem Sommer läuft das Ittenbacher Pale Ale „Mathilda“, benannt nach dem Hausgespenst, auch durch die Zapfanlage. Doch dabei soll es nicht bleiben. „Eine neue Zapfanlage ist in Planung“, so der Ittenbacher. Das Ziel: Über drei Zapfhähne soll das selbst Gebraute einmal zum Gast fließen.

Ein Drache auf dem Etikett

Jeden Donnerstag, manchmal auch nur jeden zweiten, stellt sich Senkel von morgens bis abends in die große Küche an die Kessel und braut. Seine Frau unterstützt ihn dabei. „Mal sehen, wohin die Reise geht“, sagt er, stellt aber auch klar: „Reich werden möchte ich damit nicht.“ Es sei eine Leidenschaft. „Ich mache auch die Zettelchen mit den Händen drauf“.

Er meint damit die Etiketten, die er auf die Flaschen klebt. Darauf zu sehen ein Drache, die Umrisse des Drachenfels und der Name „Sevencraft“. Passende Bierdeckel und Gläser gibt es ebenfalls. „Lokalbezug war mir wichtig“, erklärt der Hotelinhaber, dessen Bier eine eingetragene Marke ist und von dem er mittlerweile mehr verkauft als vom Kölsch.

Das Weihnachtsbier im Kessel nimmt in der Zwischenzeit immer mehr Gestalt an. Wenn der Brauprozess abgeschlossen ist, wird er das Getränk in die Gährbehälter füllen. Nach zwei Wochen kommt das Bier dann in die Fässer, wo es weitere mehrere Wochen lagert. An anderer Stelle muss er allerdings noch eingreifen. „Die Haselnüsse geben Öl ab. Und das ist tödlich für den Schaum“, so Senkel. Haferflocken sollen das ausgleichen. Damit ab Ende November das Weihnachtsbock dann auch mit Schaum genossen werden kann.

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