Postalia-Sitzung in Königswinter Jecker Raketenalarm in der Aula

KÖNIGSWINTER · Bei der Postalia-Sitzung feiert das Publikum fünfeinhalb Stunden Karneval nonstop.

 Zu klein ist die Bühne in der CJD-Aula, um die komplette Bürgergarde Blau-Gold zu fassen.

Zu klein ist die Bühne in der CJD-Aula, um die komplette Bürgergarde Blau-Gold zu fassen.

Foto: Oschmann

Von wegen Müdigkeit um Mitternacht. Gerade hatte die "Kölsch Fraktion" bei der Großen Postalia-Sitzung am Freitag den Besuchern die Hölle mit Hits wie "Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche" heiß gemacht, da legte das Publikum aus dem Stand den Schalthebel um auf "Silentium", um einem "Werbefachmann" ganz aufmerksam zuzuhören. Es war Bernd Stelters erster Auftrittstag der Session - und der Entertainer zeigte sich in Frühform. Die Belohnung: Nachts um halb eins wurde die CJD-Aula zur Raketen-Abschussrampe. Postalia-Präsident Arno Wichelhoven rief seine Narrenschar an die Gewehre.

"Hallo, könnt ihr noch? Ich kann es mir nicht vorstellen", hatte Bernd Stelter zwei Minuten vor Mitternacht die jecke Gesellschaft begrüßt. "Ihr müsst nicht aufstehen, nicht klatschen. Hört einfach zu, das würde mir reichen!" Wie war das Jahr 2014? Vom "lupenreinen Demokraten" Putin ging's bis hin zu "Mutti" Angela Merkel, die nicht nur allweil zur "wichtigsten Frau der Welt" erhoben wurde und selbst die Queen mit deren 60. Thronjubiläum in den Schatten stellte, sondern auch 60 Jahre alt wurde. Von Obama gab's für die Bundeskanzlerin zum Geburtstag ein neues Handy, von Kohl ein WMF-Besteck - "aber nur Löffel", von Seehofer und Gabriel jeweils Langlaufski. Als Zugabe sang Stelter das anrührende Lied vom Clown. Da waren bei einigen Clowns im Saal ein paar Tränchen zu sehen.

Die Micky-Brühl-Band legte danach noch einmal den jecken Schleudergang ein. Und markierte einen fulminanten Abschluss nach fünfeinhalb Stunden Karneval.

Traditionell durfte zuerst der Postalia-Tanznachwuchs mit Solomariechen Kathy Haase auf die Bühne. Fähnrich Michael Bechedahl schwenkte die Fahne sogar in Liegestütz-Position. Danach tanzte alles an, was Rang und Namen hat im Kölschen Karneval. Als die Bürgergarde Blau-Gold mit Mann und Maus und Koch aufmarschierte, langte die Bühne nicht. Siebengebirgsprinzenpaar Josef und Sandra Witt schauten 24 Stunden vor ihrer Proklamation genau hin. Denn: Die Bürgergarde ist genauso alt wie ihre KG Klääv Botz: 111 Jahre. Köstlich die Beckendorfer Knallköpp. Sie: "Musst du immer so spät nach Hause kommen?" Er: "Das mach ich freiwillig!"

Gleich danach noch mal etwas mit "köpp": die Klüngelköpp. Sie ließen nach einer heißen Drumming-Show für das Publikum die "Stääne" am Himmel danze. Rakete! Die beste Stimmung, um Altstadt-Prinzessin Heike I. zu empfangen. In ihrem Gefolge: die Royal-Garde aus Vilich-Müldorf und Postalia-Präsidenten-Tochter Cassandra Wichelhoven, die einen Solotanz hinlegte. Noch eine tolle Truppe: das Fidele Fordler Tanzcorps mit Altstadt-Prinzessin a.D. Larissa Schettler. Der Emu auf dem Arm von Bauchredner Fred van Halen flirtete ungeniert mit einer hübschen Sitzungsbesucherin und hatte überhaupt ziemlich kesse Sprüche auf dem Schnabel. Herrlich: Ne kölsche Schutzmann Jupp Menth. Eine Kostprobe: "Der Düsseldorfer kommt vom Fließband, der Kölner ist göttliche Handarbeit."

Das trifft natürlich auch auf die Jecke us dem Sibbejebirch zu. Und die wollen in Form bleiben. Sie folgten dem Aufruf ihres Präsidenten und schunkelten sich mit de Rheinländer die Weihnachtsplätzchen ab: "Sulang die Welt nit ungerjeiht!"

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