Im evangelischen Gemeindehaus Journalistin Anne Gesthuysen las aus ihrem Roman

NIEDERDOLLENDORF · Die Lesung in Niederdollendorf war die vorletzte in diesem Jahr. Für die letzte muss Anne Gesthuysen nach Peking reisen. Ihr Bestseller "Wir sind doch Schwestern" wurde ins Chinesische übersetzt.

Ihre Familiengeschichte lieferte den Stoff für ihr Buch: Journalistin und Moderatorin Anne Gesthuysen war auf Einladung der evangelischen Gemeindebücherei zu Gast in Niederdollendorf.

Foto: Frank Homann

"Ich habe dort einen Preis bekommen für das beste deutschsprachige Buch. Ich freue mich wie Bolle", sagte die Fernsehmoderatorin. Fast zwei Stunden las und erzählte sie im evangelischen Gemeindehaus, quasi "ohne Luft zu holen".

Der Stoff für ihren Roman ist Familiengeschichte. Heldinnen des Buches sind ihre drei Großtanten Gertrud, Paula und Katty, die zusammen 298 Jahre alt geworden sind. Die Schwestern waren am Niederrhein zu Hause. Gesthuysen drehte für die Aktuelle Stunde des WDR bereits einen Film mit dem Titel "Die Golden Girls vom Niederrhein", als die Älteste des Trios, Gertrud, im Jahr 1994 100 Jahre alt wurde.

Und als die Journalistin nach dem Tod ihres Vaters auf einen Ordner stieß, der den Vermerk "Verbrennen - nicht lesen!" trug, wurde ihre Neugier geweckt. Es handelte sich dabei um Unterlagen eines langwierigen Scheidungsverfahrens des CDU-Politikers Heinrich Hegmann, der auf seinem Tellemannshof in Wardt nach dem Zweiten Weltkrieg mit seiner zweiten Frau und Katty lebte.

Katty hatte sich nach dem Tod der ersten Gattin ab 1934 um den Sohn und die Landwirtschaft gekümmert und erhielt lebenslanges Wohnrecht auf dem Hof, mit dem Anne Gesthuysen viele Kindheitserinnerungen verbindet. "Vermutlich war er ihre große Liebe", meinte die 44-Jährige, die delikate Einzelheiten aus der Anklageschrift über das "ungenierte Benehmen der Hauswirtschafterin Franken" vortrug.

So sollte etwa auch Katty mit auf Hochzeitsreise nach Honnef fahren. Hegmann wurde schuldlos geschieden. In der brisanten Zeit besuchte sogar Heinrich Lübke den Großbauern und Landtagsabgeordneten per Hubschrauber. Die Unterlagen hat Gesthuysen nach einer Lesung im Haus der Geschichte in Bonn auf Bitten des Präsidenten, Professor Hans Walter Hütter, dem Museum geschenkt. "Dies hier ist eine Kopie."

Und Gertrud? Die verlobte sich mit Heinrich Hegmanns Bruder Franz, der im Ersten Weltkrieg als Flieger abgeschossen wurde. Sie wurde Rektorin einer Mädchenschule und heiratete nicht. Schwester Paula verlor ihren Mann an Männer. Ihre Lebenslust haben sich die drei Frauen dennoch bewahrt.

Von Rosemarie Gesche, der Leiterin der evangelischen Gemeindebücherei, erhielt Anne Gesthuysen, Ehefrau des Journalisten Frank Plasberg, eine CD mit Kinderliedern für ihren Sohn als Dankeschön. Als Nächstes hat die Bücherei Christine Westermann zu Gast. Auf deren Geburtstagsparty hatte die Autorin mit Anekdoten über ihre Großtanten eine Verlagsmitarbeiterin neugierig gemacht. Herausgekommen ist ein Buch.

"Wir sind doch Schwestern", Verlag Kiepenheuer & Witsch, 405 Seiten.