Eichen Jugendliche pflanzen junge Bäume in Siebengebirge

KÖNIGSWINTER · Ein Stangenwald am Lohrberg? Sieht fast so aus, die "Stäbe" sollen aber mal ein Urwald werden. Unter den Wachshüllen stecken Mini-Mini-Mini-Trauben-Eichen.

 Aus den "Stäben" soll mal ein Urwald werden: 40 Jugendliche pflanzten am Lohrberg Bäume.

Aus den "Stäben" soll mal ein Urwald werden: 40 Jugendliche pflanzten am Lohrberg Bäume.

Foto: Frank Homann

Die haben 2014 den Rang "Baum des Jahres". Für 40 Jugendliche aus dem Siebengebirge dürften sie eine noch größere Bedeutung erlangen. Sie pflanzten nämlich die kleinen Eichen, die die Stürme eines Baumlebens in den nächsten fünf, sechs Jahren zunächst in diesen Schutzhüllen überstehen sollen, um dann quasi ohne Korsett in den Siebengebirgshimmel hineinzuwachsen.

600 Trauben-Eichen, 150 Vogel-Kirschen, sowie je 25 Elsbeeren und Speierlinge brachten die Schüler in den Boden. "Eine tolle Idee", lobte Studienrat Olaf Halber, der am Oelberg-Gymnasium Biologie unterrichtet, seine Schüler und vor allem Carmen Oel. Sie war die Initiatorin dieser Aktion. Halber: "Ich ziehe vor ihr den Hut."

Die 15-Jährige gehört der WWF-Jugend an und fragte beim Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft und Revierförster Florian Haufler an, ob es im Forstrevier "Ittenbach" einen Bereich gebe, wo die Jugendlichen ein Projekt umsetzen könnten, das dem Natur- und Artenschutz dient.

Die Idee vom Baumpflanzen im neuen Wildnisgebiet am Lohrberg ward geboren. Carmen warb unter Freunden, aber auch in ihrer Schule um Mitstreiter. Ein Drittel der Baumpflanzer stammt aus dem Gymnasium. "Ich bin begeistert, dass Schüler aus eigener Intention heraus so ein Projekt angehen", meinte Olaf Halber.

"Der regionale Bezug ist da, und es passt auch zum Thema Ökologie, das im Unterricht behandelt wird." Für den Bio-Leistungskursus ergänzte die praktische Pflanzaktion die Theorie des Unterrichts. Mit Feuereifer waren die Schüler bei der Sache.

Das bedeutete: Den ganzen Tag bücken, den Setzling in das von Forstwirt-Azubis gebohrte Loch bis zum Wurzelstock stecken, mit den Händen das Loch mit der Erde wieder auffüllen, festdrücken, die Schutzhülle über das Bäumchen stülpen und daneben einen Akazienpfahl einschlagen als Halt für den Baumzwerg.

Die Hülle mit Luftlöchern bietet den Bäumchen nicht nur Schutz vor knabbernden Rehen, sondern erzeugt einen Treibhauseffekt. In diesem kleinen "Mini-Gewächshaus" strebt die Buche gerade nach oben, während die Tiere ihr nichts anhaben können. Die Kosten übernahm das Forstamt.

Dabei ist die Wachshülle für zwei Euro teurer als der 30 bis 40 Zentimeter hohe Setzling aus der Pfalz, der für 80 Cent angeschafft wurde, erläuterte Förster Florian Haufler. Im Sommer mussten die Fichten an dieser Stelle weichen, dafür kamen nun die Eichen. Auf einer Fläche von einem halben Hektar wurden jeweils 100 Eichen in kleinen Parzellen in die Erde gebracht. Die Zwischenräume waren für die anderen Baumarten reserviert.

Ihren ersten Baum, den sie in die Erde setzten, markierten Lukas Faber und Jan Balansky mit einem weißen Band. "Wir werden ab und zu mal nach ihnen schauen", meinten die beiden Schüler. Julius Hanel: "Ich habe mich gleich zur Teilnahme bereit erklärt. Man muss auch mal etwas tun."

Seinen Eltern wird er demnächst das Areal zeigen. Fabian Mews: "Es ist lustig, später mal sagen zu können, die haben wir gepflanzt." Franca Weber, Anja Kortekamp und Johanna Faber gaben ihren ersten Bäumen sogar Namen: zum Beispiel "Olaf" nach ihrem Bio-Lehrer. Die 40 Schüler haben geholfen, einen Urwald zu schaffen. Wer weiß, vielleicht wird Carmen Oel später sogar im Urwald forschen. Ein Beruf, der mit Natur zu tun hat, soll es jedenfalls werden.

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