Präventionsprojekt im Haus der Jugend Oberpleis Jugendliche trainieren Teamgeist und Kooperation

Oberpleis · Klassenfahrten abgesagt, Unterricht auf Distanz, Kontaktbeschränkungen, der Lockdown auch im Freizeitbereich: Die Pandemie verlangt Jugendlichen sehr viel ab. Darunter leidet auch das Sozialverhalten. Im Haus der Jugend Oberpleis lernten jetzt die Schüler, dass Rücksicht und Teamgeist jeden Einzelnen nach vorne bringen.

 Teambildung ist ein wichtiger Aspekt im Pilotprojekt „Gemeinsam stark gegen Gewalt und Sucht“ im Haus der Jugend.

Teambildung ist ein wichtiger Aspekt im Pilotprojekt „Gemeinsam stark gegen Gewalt und Sucht“ im Haus der Jugend.

Foto: Frank Homann

Die Einschränkungen durch die Pandemie im Alltag haben viel mehr Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche als „nur“ Lernrückstände. Dies zeigt sich besonders im Sozialverhalten: „Sachen, die ohnehin für manche eine Herausforderung waren, sind jetzt noch viel schwieriger geworden“, berichtet Ulrich Koj, Präventionstrainer von „Skills4Life“, einem pädagogischen Anbieter für Gewaltprävention.

Jugendliche sind ungeduldiger im Umgang miteinander

Konkret geht es um das Verhalten in Gruppen, den Umgang mit Mitmenschen und mit Konfliktsituationen. „Man merkt, dass die Jugendlicher viel ungeduldiger im Umgang miteinander geworden sind.“ Beim Team-Training „Gemeinsam stark gegen Gewalt und Sucht“ wurden die Siebtklässler der Integrativen Gesamtschule Oberpleis jetzt fit gemacht in Sachen Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit.

Finanziert wurden die jeweils sechsstündigen Workshops von der Stadt Königswinter, die in diesem Jahr für Projekte der Gewalt- und Suchtprävention zusätzliche städtische Mittel in Höhe von 10 000 Euro zur Verfügung gestellt hat. Auch ein ein Selbstbehauptungswokshop für 3. und 4. Klassen an der Lemmerzgrundschule und an Longenburgschule sowie ein Präventionstheaterstück für Erst- und Zweitklässler an der Grundschule Sonnenhügel wurden so ermöglicht.

Im Haus der Jugend in Oberpleis herrscht am Dienstagvormittag koordiniertes Durcheinander. Schüler rennen zwischen Stühlen hin und her und versuchen, so schnell wie möglich den einzigen freien Platz zu erhaschen. Was hier gespielt wird, ist allerdings nicht die „Reise nach Jerusalem“. Vielmehr muss die Klasse als perfektes Team funktionieren, um Koj auszutricksen und zu verhindern, dass er einen Stuhl erobern kann – was anfangs gerade mal eine halbe Minute lang gelang.

Gemeinsame Strategien bringen Erfolg

Doch das gemeinsame Austüfteln einer Strategie war am Ende von Erfolg gekrönt: mehr als sechs Minuten konnten die Schülern am Ende den Trainer in Schach halten. Ein rasantes Spiel, bei dem die jungen Leute die Erfahrung machen konnten, was man mit Teamgeist und einem guten Miteinander erreichen kann.

Bei anderen Spielen wie zum Beispiel beim „Ringen und Raufen“ ging es indes darum, fair zu sein, Grenzen zu beachten und sich an Regeln zu halten. Unter diesen Bedingungen machte es sowohl den Jungen als auch den Mädchen richtig Spaß, mit dem Gegenüber auf der weichen Turnmatte zu rangeln.

Ziel des Pilotprojekts für die siebten Klassen war es, den Jugendlichen positive und negative Effekte von Gruppendynamik aufzuzeigen, Zuverlässigkeit, Respekt und gewaltfreies Miteinander zu fördern und so letztendlich auch die Klassengemeinschaft zu stärken.

Klassengemeinschaft wird gestärkt

Für deren Funktionieren sind Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit sowie der konstruktive Umgang mit Konflikten - wie sie beim Workshop trainiert wurden - wesentliche Bestandteile. Zu Beginn wurden jedoch erst einmal die Ist-Situation in verschieben Übungen und erlebnispädagogischen Spielen veranschaulicht. „Bei Gruppenspielen kann man viel Sozialverhalten sehen“, so Koj – und eben auch feststellen, wo es Defizite gibt. Es geht darum, aufeinander zu achten, Meinungsverschiedenheiten nicht gleich eskalieren zu lassen.

„Manche haben das anfangs noch nicht so gut geschafft“, so Lehrerin Annette Kiklas. Doch im Laufe des Workshops entwickelte sich immer mehr Teamgeist: „Die machen das richtig gut miteinander“, lobt Koj. Und Kiklas freut sich, dass die Jugendlichen es immer besser schaffen, sich zu regulieren und einander zuzuhören.

„Die Schüler haben sich auch total auf den Tag gefreut“, berichtet sie. Nach der Absage von Klassenfahrten und Ausflügen sei der Präventions-Workshop endlich wieder mal etwas, was man gemeinsam erleben konnte. Besonders gut fanden es die Jugendlichen, dass das Teamtraining auch nicht in der Schule, sondern an einem außerschulischen Lernort – nämlich dem Haus der Jugend – stattfand.

Stadtjugendpfleger Stefan Schmied freut sich, dass das Pilotprojekt bei den Schülern so gut ankommt – und vor allem auch so positive Ergebnisse zeigt: „Das Teamtraining ist eine gute Ergänzung zu unseren anderen Präventionsprojekten.“ Seit vielen Jahren veranstaltet der Servicebereich Kinder-, Jugend- und Familienhilfe der Stadt an verschiedenen Schulen Präventionsprojekte. Die Themenvielfalt ist hierbei inzwischen groß. Aktuelle Schwerpunktthemen sind zum Beispiel Alkohol, Cannabis und die Mediennutzung. Schmied hofft, dass das Team-Projekt „Gemeinsam stark gegen Gewalt und Sucht“ fester Bestandteil im Angebot wird und dann auch anderen Schulen zu Gute kommt.

„Wir sind sehr dankbar, dass wir das Pilotprojekt an unserer Schule durchführen können“, wie Barbara Büsch, didaktische Leiterin der Gesamtschule, betont. „Das Teamtraining ergänzt unser schulisches Präventionskonzept perfekt. Es ist uns wichtig, Kinder und Jugendliche stark zu machen, damit sie für sich und andere Verantwortung übernehmen.“

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