Brauchtum Karneval in Vinxel vor dem Aus

VINXEL · Zu wenig Helfer, zu hohe Kosten: Nach dem Erntefest droht jetzt auch das Aus für die Karnevalsveranstaltungen. In Vinxel stirbt ein Stück Brauchtum nach dem anderen.

 Ein Bild aus besseren Tagen: In Vinxel steht jetzt die Zukunft des Fastelovends in den Sternen.

Ein Bild aus besseren Tagen: In Vinxel steht jetzt die Zukunft des Fastelovends in den Sternen.

Foto: Frank Homann

Nachdem der Bürgerverein kürzlich das Aus für das traditionelle Erntefest bekannt geben musste, steht jetzt auch die Zukunft des Veusseler Fastelovend in den Sternen. "Ich gehe zu 95 Prozent davon aus, dass es in der nächsten Session keine Veranstaltungen mehr geben wird", sagt Peter Rüth im Gespräch mit dem General-Anzeiger.

Keine heißt konkret: keine Prinzenproklamation, kein Karnevalsfrühschoppen, kein Weiberkaffee und auch kein Karnevalszug mehr. Rüth stand 18 Jahre lang an der Spitze der 1980 gegründeten KG Vinxel. Jetzt gab er resigniert seinen Rücktritt als Vorsitzender bekannt und wird bei der nächsten Jahreshauptversammlung am 24. Oktober nicht mehr kandidieren.

An diesem Tag soll dann auch endgültig darüber entscheiden werden, wie es mit den Karneval in Vinxel weitergeht und ob ausgerechnet zur närrischen 33. Session endgültig Schluss ist mit "Veussel Alaaf".

Wie auch beim Bürgerverein, der 2013 erstmals nach 60 Jahren kein Erntefest mehr ausrichten wird, sind der Hauptgrund für das bevorstehende Aus die enorm hohen Kosten, "die wir nicht mehr stemmen können". Allein das Festzelt, das die Karnevalisten für knapp zwei Wochen auf dem Vünftzailplatz aufbauen, kostet rund 6500 Euro, "und das ist noch günstig".

Finanziert wird das Ganze allein durch den Erlös des Essens- und Getränkeverkaufs, da kein Eintrittsgeld erhoben wird. "Die Leute kommen zwar, verzehren aber immer weniger", klagt Rüth. Eine eigene Karnevalssitzung gibt es in Vinxel schon seit zwei Jahren nicht mehr. "Für hochkarätige Kräfte müssen Sie 900 bis 1000 Euro für 25 Minuten auf den Tisch legen", so Rüth.

Um genug Besucher anzulocken, reicht aber nicht einer, "da brauchen Sie mindestens vier oder fünf". Für kleine Gesellschaften wie die Vinxeler schlicht und einfach nicht mehr finanzierbar. Ist jedoch das Programm nicht entsprechend, bleiben die Besucher aus.

Hinzu kommt die Konkurrenz durch eine Vielzahl an Veranstaltungen und Festen, mit denen auch die anderen Vereine versuchen, etwas Geld in die klammen Kassen zu spülen.

Rüth bedauert obendrein, dass immer weniger Menschen bereit sind, sich zu engagieren und tatkräftig mitzuhelfen. "Jeder will nur noch feiern. Man bekommt keine Leute mehr motiviert, auch mitzuarbeiten", sagt er. "Es kann aber doch nicht sein, dass fünf Leute allein wie Don Quichotte gegen Windmühlen antreten."

Seinen Vereinskameraden will er bei der kommenden Jahreshauptversammlung aber empfehlen, nicht komplett das Handtuch zu werfen, sondern die Aktivitäten für ein oder zwei Jahre ruhen zu lassen. "Vielleicht gelingt es in dieser Zeit ja das Dorf aufzurütteln", hofft er.

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