Karnevalssession 2020/2021 So stellt sich der Rhein-Sieg-Kreis auf die neue Session ein

Rhein-Sieg-Kreis · Die ersten Karnevalsvereine in der Region haben wegen der Corona-Pandemie den Start in die Session 2020/2021 abgesagt. Andere hoffen noch auf eine „Session auf Distanz“.

 Schunkeln, Bützen und zusammen feiern: Ob und in welcher Form die nächste Session gefeiert werden kann, ist derzeit noch unklar.

Schunkeln, Bützen und zusammen feiern: Ob und in welcher Form die nächste Session gefeiert werden kann, ist derzeit noch unklar.

Foto: Frank Homann

In rund 160 Tagen ist es wieder soweit: Am „Elften im Elften“ startet traditionell die neue Karnevalssession. Doch nicht nur in den großen Karnevalshochburgen macht man sich derzeit Gedanken, wie der Fastelovend in Zeiten von Corona gefeiert werden kann, ob es überhaupt eine „Session auf Distanz“ geben soll. Die Tatsache, dass zahlreiche Veranstaltungen bereits ausverkauft und die Verträge mit Künstlern längst unterschrieben sind, macht die Entscheidung für viele Karnevalsgesellschaften im Rhein-Sieg-Kreis nicht einfacher.

„Das ist ein Riesen-Thema für alle Gesellschaften“, sagt Ferdi Büchel, Präsident und Geschäftsführer der Siegburger Funken Blau-Weiss. Seine Gedanken kreisen derzeit vor allem um die Frage, wie die Rechtsgrundlage für die Vereine ist. „Das finanzielle Risiko ist enorm hoch. Wir brauchen dringend Klarheit, auch um wirtschaftliche Planungssicherheit zu haben.“ Der Vorverkauf für die fünf großen Veranstaltungen der Funken sei grandios gelaufen, „mehrere 1000 Karten sind schon versprochen“. Die Verträge mit den Künstlern sind ebenfalls längst unter Dach und Fach. „Wenn es keine generelle Absage seitens der Behörden gibt, stehen wir in einer Abnahmepflicht. Da lassen uns die Verträge keinen Spielraum.“

Gleiches gilt hinsichtlich der Miete für die Rhein-Sieg-Halle: „Wenn die Veranstaltungen zwar stattfinden dürfen, aber nur unter Einschränkungen, zum Beispiel mit der Hälfte der Besucher, dann wäre das wirtschaftlich für uns nicht zu stemmen.“ Fragen über Fragen also, Antworten allerdings gibt es noch keine. Büchel rechnet damit, dass es die wohl erst im Spätsommer gibt.

Im benachbarten Sankt Augustin gibt es zumindest gute Nachrichten für die Gardetänzer: Die Ehrengarde Sankt Augustin-Hangelar nimmt an diesem Dienstag das Training wieder auf – nach Ausarbeitung eines Hygienekonzepts und unter Beachtung aller Schutzmaßnahmen. „Es ist uns wichtig, dass die Kinder wieder tanzen können. Das ist ja auch Sport“, erklärt Vorsitzender Ralph Gemmel. Die neuen Tänze für die nächste Session konnten bislang noch nicht geübt werden – abgesehen von den Videos, die die Trainerinnen ihren Schützlingen fürs Home-Training übermittelt haben.

Ob diese Tänze jedoch überhaupt auf der Bühne zu sehen sein werden, ist mehr als fraglich: „Vom Herzen her wären wir natürlich gerne dabei. Da sind wir ganz bei den Bonnern oder Kölnern, die ja schon angekündigt haben, feiern zu wollen. Aber von der Ratio her glaube ich eher, dass die Session ohne uns stattfinden wird.“ Er gehe davon aus, dass die Auflagen für die Sitzungen so drastisch sein werden, „dass sie für uns nicht mehr durchführbar sind. Auch glaube ich kaum, dass wir selbst noch Aufträge für Auftritte generieren können.“ So habe zum Beispiel die befreundete Meindorfer KG bereits alle Veranstaltungen bis Februar 2021 abgesagt.

„Die Situation ist bitter. Schließlich leben wir alle den Karneval mit ganz viel Herzblut“, sagt auch Stefan Jungheim, Vorsitzender des Festausschusses Bad Honnefer Karneval. Ob es eine „Session auf Distanz“ geben wird, dazu möchte er sich noch nicht äußern. „Bedingt durch Corona konnte bislang noch keine Vorstandssitzung stattfinden. Wir werden uns erst jetzt zusammensetzen und überlegen, wie wir weiter vorgehen und was wir unseren Mitgliedsvereinen vorschlagen.“ Auch in Bad Honnef sind Verträge für die kommende Session bereits geschlossen. Jungheim: „Wir müssen jetzt gucken, wie wir damit umgehen.“

Abwarten heißt es auch in Königswinter. „Bislang haben wir vom Festausschuss Altstadt-Karneval noch keine abschließende Entscheidung über die kommende Session getroffen“, so Vorsitzender Rüdiger Theuerkauf. „Liebend gerne würden wir wieder in eine tolle Session starten. Und wir sind der Überzeugung, dass die Menschen nach all den Sorgen und Nöten, nach all den Einschränkungen der vergangenen Monate das gemeinsame Feiern brauchen, um wieder Kraft und Zuversicht tanken und durchstarten zu können.“ Aber bislang seien die Vorhersagen, ob und wie Karneval gestaltet werden kann, sehr ungenau und die behördlichen Vorgaben für größere Veranstaltungen noch völlig unklar. „Wir lassen uns daher bis Ende Juni noch etwas Zeit, um dann eine besser fundierte Entscheidung treffen zu können.“ Die Große Königswinter KG (GKKG) bereitet sich indes vorerst „im normalen Umfang“ auf die kommende Session vor. „Unsere Mädchensitzung, unsere Sessionseröffnung sowie unsere Kostümsitzung werden bis auf Widerruf geplant und durchgeführt“, teilt Vorsitzender Guido Hoffmann via Facebook mit. „Sollten aufgrund der Pandemie das Land oder der Landkreis Veranstaltungen als zu gefährlich ansehen und die Durchführung untersagen, werden wir uns selbstverständlich an diese Vorgaben halten“. Den Gästen werde man in dem Fall die Eintrittskarten zurückerstatten.

In Rheinbach ist zumindest eine Entscheidung gefallen: Dort wird die Session 20/21 ohne Tollitäten stattfinden. Abblasen möchte man die Session zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht, so Alfred Eich, Vorsitzender des Festausschusses Rheinbacher Karneval. Die Entscheidung fiel kürzlich bei einem Treffen mit den Vertretern der fünf Vereine und Gesellschaften. „Wir gehen jetzt in Wartestellung und werden die Situation ganz genau beobachten.“ Im sechs Wochen-Rhythmus soll neu beraten werden. Zum nächsten Treffen möchte man auch die umliegenden Ortsvereine einladen. Eine endgültige Entscheidung soll dann spätestens Ende August fallen. Auch im benachbarten Rheinland-Pfalz ist mit Blick auf die kommende Session noch vieles unklar. Für die Rheinbreitbacher KG „Me haalen et us“ steht allerdings fest: Karneval 2021 wird zwar anders sein als sonst, aber ausfallen soll er auf keinen Fall. „Im Augenblick ist es schwer, irgendetwas Verlässliches zu sagen“, so Vorsitzender Michael Frings. Was die großen Saalveranstaltungen angeht, sehe es, Stand jetzt, allerdings schlecht aus. „Es gibt absolut keine Planungssicherheit. Und niemand will unkalkulierbare Risiken eingehen.“

Fakten haben hingegen vergangene Woche die Verantwortlichen der Linzer Karnevalsvereine geschaffen und die Session 2020/2021 abgesagt: Proklamation, Prunksitzung, Rathaussturm und Rosenmontagszug fallen aus. Den Linzer Jecken bleibt nur ein kleiner Hoffnungsschimmer: „Sollte bei veränderten Situationen ein Spontankarneval möglich sein, werden wir entsprechend spontan reagieren und entscheiden“, so der Vorstand.

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