Feuertaufe für den Katastrophenfall Neuer Krisenstab in Königswinter bei Sturmtief „Sabine“ erstmals im Einsatz

Königswinter · Ob extremes Hochwasser, ein Großbrand oder ein Amoklauf: Wenn es brenzlig wird, kommt künftig in Königswinter der Stab für außergewöhnliche Ereignisse zusammen. Am vergangenen Sonntag hatte das Verwaltungsteam Premiere, das mit der Feuerwehr und anderen Einsatzkräften kooperiert.

 Ein Fall für den Stab wäre auch der Starkregen 2011 gewesen. Das Bild zeigt die überflutete Unterführung der Bergstraße in Oberdollendorf.

Ein Fall für den Stab wäre auch der Starkregen 2011 gewesen. Das Bild zeigt die überflutete Unterführung der Bergstraße in Oberdollendorf.

Foto: Frank Homann

„Sabine“ war die Feuertaufe. Die Stadt Königswinter hat bei dem Sturmtief erstmals ihren neu eingerichteten Stab für außergewöhnliche Ereignisse, kurz SAE, einberufen. Die Organisationseinheit, der der Verwaltungsvorstand und mehrere Geschäftsbereichsleiter angehören, soll bei Großeinsatzlagen und Katastrophen ein schnelles und reibungsloses Handeln ermöglichen.

Stürme, Hochwasser, Starkregen, Unglücksfälle mit vielen Verletzten oder Schadstoffaustritten, Großbrände, ein Ausfall der Stromversorgung, die Ausbreitung von Krankheiten, aber auch Straftaten wie zum Beispiel ein Amoklauf an einer Schule – all das zählt zu den Ereignissen, bei denen der Stab tätig werden soll.

„Wir können uns so innerhalb kürzester Zeit ein Bild über die Problemsituation machen, schnell handeln und die Aufgaben gut koordinieren“, sagt Dezernentin Heike Jüngling, die den Stab leitete. Das Sturmtief „Sabine“ bewegte sich dabei ganz klar an der unteren Schwelle. „Der Sturm war gut für uns zum Üben“, so Jüngling. Zum Glück sei in Königswinter nur eine Person verletzt worden. Eine 23-jährige Autofahrerin war, wie berichtet, auf der L 331 leicht verletzt worden, als ein Ast auf ihren Wagen fiel.

Lagebesprechung in der Rettungswache

 Erste Sitzung des SAE Königswinter am Sonntag.

Erste Sitzung des SAE Königswinter am Sonntag.

Foto: Stadt Königswinter

Bereits am Samstag war der Stab nach den Wetterprognosen voralarmiert worden. Da musste man noch mit einem stärkeren Sturm mit Ausmaßen wie bei „Kyrill“ im Januar 2007 rechnen. Die Entscheidung, ob das bevorstehende oder bereits eingetretene Ereignis einen Einsatz des Stabes oder nur Alltagsgeschäft ist, trifft laut Jüngling der Verwaltungsvorstand. Am Sonntag um 15.30 Uhr fand man sich in der Rettungswache in der Altstadt zur ersten Lagebesprechung ein.

Mit dabei waren neben Jüngling der Technische Dezernent Theo Krämer, der Leiter und zwei Mitarbeiter des Ordnungsamtes sowie die Leiter der Schulverwaltung, des Bauhofs, des Gebäudemanagements und der Hauptabteilung/IT.

Bürgermeister soll „die Außenansicht“ behalten

Die Verbindung zum Lagezentrum, das die Königswinterer Feuerwehr zeitgleich in der Feuerwache Oberdollendorf eingerichtet hatte, hielt der städtische Servicebereichsleiter für Feuerwehr und Rettungsdienst, Alexander Klein. Bürgermeister Peter Wirtz gehört dem Stab nicht an. „Es ist wichtig, dass der Bürgermeister die Außenansicht hat“, sagt Jüngling.

Bereits im Vorfeld hatten sich die Schulleitungen in Absprache mit der Verwaltung dafür ausgesprochen, den Unterricht am Montag im gesamten Stadtgebiet ausfallen zu lassen. „Das war ein gemeinsamer Beschluss, auch wenn die rechtliche Entscheidung die Schulleitungen zu treffen hatten“, so Jüngling. Der Stab diskutierte anschließend darüber, welche Probleme durch den Sturm auf Bürger und Verwaltung zukommen würden.

Sperrung von Friedhöfen und Sportplätzen entschieden

Es wurde zum Beispiel entschieden, dass die Grünanlagen und Friedhöfe bis auf Weiteres und die Sportanlagen bis Dienstagabend gesperrt bleiben. Auch über Straßensperrungen und die mögliche Absage von Veranstaltungen sei diskutiert worden. Anschließend habe jeder seine Aufgaben erledigt, bevor man sich gegen 17 Uhr erneut zusammengefunden habe.

Die Mitglieder des SAE wurden im vergangenen Jahr durch Frank Meurer, der im Bundesamt für Katastrophenschutz beschäftigt ist, geschult. Der Ittenbacher nahm auch am ersten Einsatz teil.

Das Hochwasser der vergangenen Woche war noch kein Fall für den Stab. „Wenn die Rheinallee hätte evakuiert werden müssen, wäre das etwas anderes gewesen“, sagt Jüngling. Natürlich gebe es eine Grauzone für die Einberufung des Stabs. Im Zweifelsfall soll er jedoch lieber einmal zu oft zusammenkommen.

Erleichterung für die Feuerwehr

Die Leitung soll, je nach Situation, in der Hand der Dezernentin oder des Ersten Beigeordneten, Dirk Käsbach, liegen. Jüngling hofft natürlich, dass der Stab in Zukunft möglichst selten zum Einsatz kommen wird. „Dabei muss man sich aber im Klaren sein, dass bei uns in Königswinter mit dem Rhein, dem Siebengebirge und der ICE-Strecke viel passieren kann.“

Stadtbrandinspektor Michael Bungarz begrüßt die neue Organisation. „Sie ist für uns eine Erleichterung bei nicht originären Aufgaben der Feuerwehr“, sagt er. Zum Beispiel wenn bei einem großen Brand betroffene Menschen in anderen Unterkünften untergebracht werden müssten. Auch bei verkehrslenkenden Maßnahmen sei die Unterstützung wichtig, weil bei Stürmen im Siebengebirge oft Hauptverkehrsadern wie die L 268 oder die L 331 betroffen seien. Beim Sturmtief „Sabine“ habe die Verwaltung zum Beispiel dafür gesorgt, dass Sperrschilder vor Ort bereitgestellt wurden.

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