Studenten auf Wohnungssuche Kein Interesse an Zimmern im Siebengebirge

Thomasberg · Ein Thomasberger Ehepaar versucht seit geraumer Zeit vergeblich, Studenten als Mieter zu gewinnen. Das Haus liege zu weit ab vom Schuss, heißt es.

 Hannelore und Werner Sablowski würden gerne dieses Zimmer in ihrem Haus in Thomasberg an Studenten vermieten, aber es findet sich niemand.

Hannelore und Werner Sablowski würden gerne dieses Zimmer in ihrem Haus in Thomasberg an Studenten vermieten, aber es findet sich niemand.

Foto: Axel Vogel

Vor kurzem hat das neue Semester begonnen, was für viele Studenten in der Region Bonn/ Rhein-Sieg vor allem aus einem Grund zum Horror wird: Sie haben noch keine Bleibe, kein Zimmer oder Appartement gefunden.

Wie der General-Anzeiger bereits berichtete, haben wie im Vorjahr rund 5000 neue Studenten ihr Studium begonnen, damit sind insgesamt 36.000 immatrikuliert. Wie viele genau von ihnen wohnungssuchend sind, lässt sich aus Sicht von Jan Baumeister, Geschäftsführer der Asta in Bonn, schwer sagen: „Wir führen keine Statistik“. Dennoch sei es gerade vor dem Hintergrund der vielen neuen Studenten „ein großes Problem, Wohnraum zu finden“, so Baumeister: „Vor allem für jene mit wenig Geld wie Auslandsstudenten.“

Dass jemand nicht mehr als 200 Euro im Monat zur Verfügung hat, sei keine Seltenheit. Auch beim Studierendenwerk Bonn erkennt man einen großen Bedarf. Zwar stehen laut der stellvertretenden Geschäftsführerin Sarah Cziudaj rund 3700 Plätze in Studentenwohnheimen zur Verfügung. Gleichwohl würden „1139 Studierende auf die Zuweisung eines Wohnheimplatzes warten“.

Wenn Werner und Hannelore Sablowski diese Zahlen hören, dann versteht das Ehepaar aus Königswinter-Thomasberg die Welt nicht mehr. Die Sablowskis versuchen bereits seit geraumer Zeit, einzelne Zimmer aus ihrer Dachgeschosswohnung gezielt an Studenten zu vermieten. Aber das Interesse ist gleich Null.

Was die Nutzung ihrer Dachwohnung angeht, die über eine Wohnnutzfläche von 114 Quadratmetern verfügt, können sich die Sablowskis. die selbst im Erdgeschoss wohnen, vieles vorstellen. So hat ihre Mietwohnung vier möblierte Zimmer, von denen eines bereits belegt ist. Aber drei weitere möblierte Zimmer stehen noch zur Verfügung; eines sogar mit Balkon.

Los geht es mit einer Miete von 300 Euro für ein Zimmer, „inklusive aller Nebenkosten“, wie Hannelore Sablowski betont. Wer will, kann aber auch zwei Zimmer für 600 Euro bekommen. Egal, ob ein oder zwei Zimmer – inklusive ist die Nutzung eines gemeinsamen Bades wie auch der Küche. Einzige Voraussetzung für denjenigen, der einziehen will: „Er muss Nichtraucher sein“, sagt Hannelore Sablowski.

Um gezielt Studenten als potenzielle Mieter anzusprechen, hatte sich das Ehepaar vor einigen Jahren auch an die Asta in Bonn gewandt, und ihr Zimmerangebot ans Schwarze Brett hängen lassen: „Getan hat sich nichts“, wunderte sich Werner Sablowski. Eine Vertreterin der Asta, die sich um Wohraumvermittlung kümmert, war nach einem Ortstermin zu dem Schluss gekommen: Die Wohnung in Thomasberg liege zu weit ab vom Schuss.

Die Sablowskis hielten dagegen, dass gerade ihre Straße gut an den Öffentlichen Personennahverkehr angebunden sei. „Der Bus der Linie 520 hält um die Ecke“, betont Hannelore Sablowski. Mit dem Bus können man bis zur Stadtbahnhaltestelle in Oberdollendorf fahren und dort in einen Zug der S 66 umsteigen, die am Juridicum und der Uni hält. „Von uns aus ist man in rund 40 Minuten in Bonn“, resümieren sie was sie und ihr Mann für „zumutbar“ halten. Trotzdem hat sich bislang kein Student gemeldet: „Dann kann die Not nicht so groß sein“, findet das Thomasberger Ehepaar.

Zwar empfiehlt auch Asta-Geschäftsführer Jan Baumeister Studenten, die eine Bleibe suchen, ihren Radius „weiter zu schlagen“ als die begehrten Bonner Innenstadtlagen. Schließlich seien auch die Mietobjekte, die am Schwarzen Brett aushängen, zum Semesterstart drastisch zurückgegangen, 60 würden noch aushängen: „Wir bekommen nur noch zwischen fünf und zehn Angebote in der Woche, das ist die Hälfte im Vergleich zum Semesterende.“ Vieles gehe ob der hohen Nachfrage schlicht „unter der Hand weg“, so Baumeister.

Daher empfiehlt er Studenten ihre Wohnungssuche auch auf andere Stadtteile und Städte wie Bad Godesberg und Sankt Augustin auszudehnen. Schließlich müsse man mehr „in Fahrzeiten und weniger in Kilometern denken“. Anders formuliert: Da ein Semesterticket für rund 170 Euro Pflicht für jeden Studenten sei, würden dann auch gut ans Bahnnetz angebundene Städte wie Bornheim und Brühl als Wohnorte interessant. Ohnehin pendeln laut Baumeister bereits viele Studenten. Angesprochen auf eine Wohnlage wie Thomasberg sagte er: „Das ist sicher schon grenzwertig. Da braucht man ein Auto und ist fast genauso lange unterwegs wie nach Köln.“

Thomasberg ist auch aus Sicht von Caroline Sönnichsen, die ehrenamtlich beim Asta Studenten bei der Wohnungssuche berät, vergleichsweise weit entfernt von der Bonner Uni. Trotzdem gibt auch sie Wohnungssuchenden angesichts „der super schwierigen Angebotslage“ im Bonner Stadtgebiet und der gängigen Mietpreise von 400 Euro für ein Appartement den Tipp, auf umliegende Städte „auszuweichen“. Dabei sei oft ein Blick in die Sozialen Netzwerke wie Facebook hilfreich: „Viele Studenten müssen plötzlich ihre Studienort wechseln und inserieren daher kurzfristig ihre Wohnung“, sagt sie.

Differenzierter schätzt Sarah Cziudaj vom Studierendenwerk Bonn das Wohnungsangebot in Thomasberg ein: „Schon im Rahmen der bestehenden Knappheit an Studierendenwohnraum ist aus hiesiger Sicht eine Fahrzeit von 40 Minuten durchaus hinnehmbar“, sagt sie. Selbst wenn man in anderen Stadteilen von Bonn wohne, benötige man mit dem Fahrrad zu den Hauptverkehrszeiten mitunter schon 20 bis 25 Minuten. Inwieweit der angegebene Mietzins von 300 Euro allerdings für die mangelnde Rückfrage maßgeblich sei, „sollte gegebenenfalls noch einmal hinterfragt werden“.

Wer sich für ein Zimmer bei dem Ehepaar Sablowski interessiert kann sich unter der Nummer 02244/3255 melden.

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