Ausstellung in Königswinter Kleine Kunstgebilde von roher Ästethik

KÖNIGSWINTER · Die schillernden Namen ihrer farbenprächtigen Edelfalter-Geschwister entliehen, tummelt sich an den Wänden des rund zwölf Quadratmeter großen Kunst-Büdchens im Kunstforum Palastweiher eine eindrucksvolle Papierfalterschar gepinnt.

 Ilse Wegmann vor ihren Faltern aus Papierfiltern.

Ilse Wegmann vor ihren Faltern aus Papierfiltern.

Foto: Frank Homann

Die Rauminstallation der in Honnef lebenden Künstlerin Ilse Wegmann, ein außergewöhnlicher Kreativ-Leckerbissen für zwischendurch, ist noch bis Sonntag im „Kunstkiosk“ zu sehen.

Es sind meist die einfachen, alltäglichen Materialien, die es Ilse Wegmann angetan haben, darunter auch reichlich Kurioses: Mit Mehl- und Staubarbeiten hat sie schon Ausstellungen bereichert, nun durfte altes Kaffeefilterpapier für die Mottenschwingen herhalten. Ja, ganz richtig, gebrauchte Kaffeefilter, nach dem Trocknen mit Wachsschichten überzogen und anschließend mit Löschpapier abgerieben, um für den sanften Glanz und die Lichtdurchlässigkeit der Flügel zu sorgen.

Die Gebrauchsspuren sind dabei Teil des kreativen Konzepts: Mit Kaffeeflecken und Kaffeerändern entstehen charakteristische dunkle Muster auf den Flugtierchen, die den echten pelzig-flatternden Schlafzimmergästen unverkennbar nachempfunden sind – wenn auch ohne biologische Akkuranz.

„Alle wollen ja immer etwas Schönes machen“, erzählt die Künstlerin, die vom kreativen Schaffen begeistert ist, seit sie im Alter von 17 Jahren eine Glasmalerei-Ausbildung begann. „Aber für mich hat es seinen ganz eigenen Reiz, wenn etwas unkonventionell, dreckig, vielleicht sogar ein wenig eklig ist. Eine gewisse rohe Ästhetik finde ich spannend.“

Nicht umsonst findet sich Wegmanns Markenzeichen, das Spiel mit dem Feuer, auch auf ihren Motten wieder: Schwelspuren, Brandmarken und verkohlte Ränder gliedern sich als entfremdendes Element in die Körpermuster der Papierfalter ein. Eine gezähmte Naturgewalt im Kleinstformat.

Und die Motten sind nicht bloß stumme Installationsobjekte, sie haben ein Eigenleben. Vielleicht aus Neid, vielleicht auch bloß ihrer eigenen braungrauen Tristesse überdrüssig, haben sich Wegmanns 40 Nachtschwärmer ins Namenskleid ihrer Schmetterlings-Verwandten gehüllt: Der Kleine Eisvogel (limenitis camilla) gesellt sich zum Großen Schillerfalter (apatura iris); den Kaisermantel (argynnis paphia) abgelegt, bändelt der Admiral (vanessa atalanta) mit der Hofdame (hyphoraia aulica) an.

„Sie spielen sich gewissermaßen als Hochstapler auf, wollen etwas sein, das sie nicht sind“, tadelt die Künstlerin ihre grazilen und teils vor anderthalb Jahrzehnten kreierten Geschöpfe. „Gerade dieses Innenleben macht sie faszinierend.“

Die Papiermotten flattern beim „Kiosk-Spezial“ mit Ilse Wegmann noch am Samstag und Sonntag, jeweils von 14 bis 18 Uhr durch den Kunstkiosk in der Winzerstraße 7. Die nächste Kurzausstellung steht bereits: Am Samstag, 25., und Sonntag, 26. Juni, zeigt Kiosk-Initiator Rolf Wernicke Kleinformatiges unter dem Titel „Der König hat neue Schuhe“.

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