Bahnunterführung wird gebaut Startschuss für Jahrhundertbauwerk in Königswinter
Königswinter · Nach Jahrzehnten der Planung ist es so weit: Mit der Unterzeichnung der Eisenbahnkreuzungsvereinbarung läuft der Countdown für die Bahnunterführung in Königswinter. Auch steht nun fest, wann mit dem Bau begonnen werden soll.
Auf diesen Tag hat Königswinter seit vielen Jahren, ja sogar seit Jahrzehnten gewartet. Bürgermeister Lutz Wagner, der Technische Dezernent Theo Krämer und der städtische Projektbeauftragte Albert Koch präsentierten die Eisenbahnkreuzungsvereinbarung mit der DB Netz AG für die Bahnunterführung an der Drachenfelsstraße. Bis Ende 2025 soll die Teilung der Stadt durch die Schranke aufgehoben werden. Die Gesamtkosten für den Bau der Unterführung und der Ersatzstraße zwischen der Straße „An der Helte“ und der Wilhelmstraße liegen bei 16,1 Millionen Euro, von denen die Stadt – nicht zuletzt aufgrund einer neuen Kostenregelung – allerdings nur einen kleineren Teil zu tragen hat.
Die drei Mitarbeiter der Stadt waren zum Ort des Geschehens gekommen, um die Vereinbarung vorzustellen, die die Bahn bereits unterschrieben hatte. Das 15 Aktenordner umfassende Vertragswerk für die Überführung, wie sie aus Sicht der Bahn korrekt bezeichnet wird, darf durchaus ein „Jahrhundertbauwerk“ genannt werden. „Wir haben diesen Ort ganz bewusst gewählt, da der Bau der Unterführung ein absoluter Meilenstein für die Entwicklung der Altstadt ist“, sagte Wagner.
Ein ganz entscheidender Passus in der Eisenbahnkreuzungsvereinbarung ist die Sperrpause im Jahr 2024. Der Brückeneinschub ist für den Zeitraum zwischen dem 16. und 22. März 2024 eingeplant. Die komplette Sperrung dauert aber nur 24 Stunden, in denen kein einziger Zug auf der rechten Rheinschiene fährt, was Auswirkungen auf den bundesweiten Bahnverkehr hat. In diesem Zeitraum werden die Tunnelröhren im Vortriebsverfahren unter der Bahnstrecke verlegt. „Das ist die Stunde Null der Projektplanung. Eine größere Sicherheit im Hinblick auf den Termin hatten wir noch nie“, sagte Krämer. Planungen für eine Unterführung und den Wegfall der Schranke gibt es schon seit den 1970er-Jahren (siehe Info-Kasten).
Die Stadt geht jetzt davon aus, dass in der zweiten Jahreshälfte 2022 mit dem Bau der Unterführung begonnen wird. Der Stadtrat hatte die Verwaltung bereits im Juni 2019 ermächtigt, die Eisenbahnkreuzungsvereinbarung abzuschließen. Danach kam es nach Angaben der Stadt seitens der DB Netz AG aus unterschiedlichen Gründen immer wieder zu Verzögerungen. Außerdem wurde die Regelung der Kostenverteilung im Eisenbahnkreuzungsgesetz verändert.
Im Nachhinein erwies sich das für Königswinter als echter Glücksfall. Die Vereinbarung sieht nun zwei Verträge vor. Denn im März 2020 wurde die Regel, dass Bund, Bahn und Stadt je ein Drittel der Kosten zu tragen haben, durch eine neue Regelung ersetzt. Danach zahlen der Bund die Hälfte, die Bahn ein Drittel und das Land ein Sechstel. Die Stadt muss nichts mehr zahlen und spart rund 3,8 Millionen Euro. Von den kreuzungsbedingten Kosten in Höhe von knapp 11,4 Millionen Euro, die nach März 2020 anfallen, entfallen stattdessen 5,7 Millionen auf den Bund, 3,8 Millionen auf die Bahn und 1,9 Millionen auf das Land. Von den Kosten in Höhe von 1,4 Millionen Euro, die bereits bis März 2020 entstanden sind, trägt die Stadt 477 000 Euro. Hinzu kommen für die Stadt Zusatzkosten in Höhe von rund 2,2 Millionen Euro für ein attraktives Aufgangsbauwerk zur Winzerstraße. Aber auch hier kann Königswinter auf 60 Prozent Städtebaufördermittel hoffen, die man demnächst beantragen wird. Die Bahn würde hier lediglich eine Minimallösung finanzieren. Die Stadt möchte jedoch ihre wichtigste Tourismusachse verschönern. Hierzu wurde bereits vor etlichen Jahren ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben, der die anspruchsvolle Aufgabe zu lösen hatte, Fußgänger und Radfahrer vom tiefsten Punkt rund drei Meter unter der Bahnstrecke über Treppen und Rampen zur höher gelegenen Winzerstraße zu führen. Die Unterführung, die aus Richtung Rhein kommend kurz hinter dem Gerichtsgebäude ansetzt, soll dabei nicht wie ein Trog wirken. Auf Wunsch der Stadt wird sie sieben Meter breit sein und somit zwei Meter breiter als von der Bahn zunächst geplant.
Gleichzeitig soll eine Bebauung auf dem ehemaligen Bobby- und Rheingold-Gelände beidseits der Drachenfelsstraße ermöglicht werden. Auch hierfür gibt es Planungen, die zum Beispiel eine Drittelung des Bobby-Geländes in Gebäude mit Gewerbe und Wohnungen, Parkflächen und Grünanlagen vorsehen. „Wir machen uns schon jetzt im Austausch mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft und der Tourismus Siebengebirge GmbH Gedanken darüber, wie wir die Grundstücke vermarkten“, sagte Krämer.
Mit der Planung des Aufgangsbauwerks hat die Stadt ein eigenes Ingenieurbüro beauftragt, das auch schon für die laufende Erneuerung des Mischwasserkanals verantwortlich zeichnet. „Denn wenn das nicht funktioniert, haben wir ein echtes Problem“, betonte Albert Koch, der als Geschäftsbereichsleiter Tief- und Gartenbau für das Großprojekt zuständig ist. Angesichts der Personalknappheit in diesem Bereich der Verwaltung eine Mammutaufgabe.