Ende einer Ära in Heisterbacherrott Corona hat dem Damenkomitee „Ringeldüwje“ den Rest gegeben

Heisterbacherrott · Aus Altersgründen steht das Damenkomitee „Ringeldüwje“ aus Heisterbacherrott vor dem Aus. Einige stehen schon seit 40 Jahren auf der Bühne, aber auch Corona hat zum Ende der Auftritte der Gruppe beigetragen, wie sie sagen.

 Die Ringeldüwje Heisterbacherrott wissen mit selbst erdachten Nummern ihr Publikum zu begeistern.

Die Ringeldüwje Heisterbacherrott wissen mit selbst erdachten Nummern ihr Publikum zu begeistern.

Foto: Frank Homann

Eigentlich wären die „Ringeldüwje“ jetzt so richtig im Stress. Sie würden über Vortragstexten auf Platt schwitzen, Sketche einstudieren, Tänze proben und Kostüme entwerfen. Stattdessen sitzen die Mitglieder des Damenkomitees aus Heisterbacherrott im Pfarrheim beisammen und denken mit Wehmut an die guten alten Zeiten vor Corona zurück, als der Saal Lichtenberg an Weiberfastnacht proppenvoll war und bis zu 200 jecke Wiever dort ausgelassen Fastelovend feierten. Doch das ist vorbei: Künftig wird es keine Mädchensitzung der Ringeldüwje mehr geben. Die jecken Täubchen hören auf, und das nicht nur aus Altersgründen und weil der Nachwuchs fehlt.

„Corona hat uns den Rest gegeben“, sagt Gründungsmitglied Christel Goldschmidt. Viele Besucher hätten im Vorfeld schon angekündigt, dass sie die Veranstaltung aus Angst vor einer Ansteckung nicht besuchen werden. „Wir haben ja viel älteres Publikum.“ Jüngere indes würden auch ausbleiben. „Die wollen lieber Party machen.“

In Heisterbacherrott geht mit dem Aus der Ringeldüwje eine Ära zu Ende. Entstanden aus der Katholischen Frauengemeinschaft heraus hat das Damenkomitee das karnevalistische Geschehen im Ort über 45 Jahre entscheidend mitgeprägt. Alleine zwei Dreigestirne kamen in den vergangenen zehn Jahren aus dem lustigen „Taubenschlag“: 2014 mit Jungfrau Marita (Krämer), Prinz Chris (Christel Goldschmidt) und Bauer Baffi (Hildegard Bellinghausen) und drei Jahre dann später mit Jungfrau Birgit (Coosmann), Bauer Elke (Meurer) und Prinz Goldi (Anja Goldschmidt).

Entscheidung ist „Ringeldüwje“ nicht leicht gefallen

Die Entscheidung aufzugeben ist den Ringeldüwje daher nicht leichtgefallen. Doch drei der elf jecken Damen sind mittlerweile 70 Jahre und älter. Urgestein Christel Goldschmidt steht bereits seit 44 Jahren auf der Bühne, Hildegard Bellinghausen und Hildegard Radermacher seit 37 Jahren. Marita Krämer, Elke Meurer, Erna Schmidt und Brigit Coosmann sind auch schon seit mehr als zwei Jahrzehnten aktiv mit von der Partie. Dorothee Kremser zählt mit ihren 15 Ringeldüwje-Jahren da fast schon zu den Jungspunden. Der „Nachwuchs“ in Form von Anja Goldschmidt, die schon seit zehn Jahren Mitglied ist, sowie Vanessa Coosmann und Mareike Reitz hätte eigentlich gerne weitergemacht, „aber man kann nicht mit einer Handvoll Frauen ein Programm, das über einen ganzen Nachmittag geht, bestreiten“. Das Damenkomitee hat etliche Anläufe gestartet, junge Frauen hinzuzugewinnen. Leider ohne Erfolg.

Letztendlich kam dann eins zum anderen. „Unser Musikus hat während Corona aufgehört und ist in seinen alten Beruf zurückgekehrt. Eine neue Musik würde uns aber heute bestimmt das Doppelte kosten“, so Krämer. Auch Elses Backstube, die die Ringeldüwje immer zuverlässig und zum Freundschaftspreis mit Kuchen belieferte, hat dicht gemacht. Eine Erhöhung der Eintrittspreise, die mit Sicherheit notwendig geworden wäre, hätten vermutlich die Besucherinnen nicht akzeptiert. „Wir bestreiten das Programm ja nur mit eigenen Kräften. Heute wollen die Leute aber Highlights sehen. Das können wir uns nicht leisten.“ Ohnehin haben die jecken Frauen über die Jahre hinweg immer auch ins eigene Portmonee gegriffen, um zum Beispiel die Kostüme finanzieren zu können.

Auch wenn die Ringeldüwje künftig nicht mehr auf der Bühne stehen werden, wollen sie sich noch regelmäßig weiter treffen und die Pappnase nicht so ganz an den Haken hängen. Beim Karnevalszug werden sie als jecke Gruppe mit dabei sein. „Was wir an Weiberfastnacht machen, überlegen wir noch.“ Ganz besonders liegt es den jecken Damen jetzt aber am Herzen, sich bei allen zu bedanken, „die uns über viele Jahre die Treue gehalten haben. Wir alle haben sehr, sehr gerne für Euch gespielt“. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja doch irgendwann ein Comeback mit neuen Gesichtern. „Es haben ja auch schon viele Boygroups ‚aufgehört‘“, sagt Elke Meurer augenzwinkernd – um dann irgendwann wie Phönix aus der Asche doch wieder auf der Bühne zu stehen.

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