Profitlich, Köster, Schmickler Wie ein Kulturverein Schwergewichte nach Thomasberg holt
Thomasberg · Mit einem vielseitigen Programm unternahm der 2019 gegründete Kulturverein Lebensart Thomasberg nach den Beschränkungen der Corona-Pandemie 2022 einen Neustart. Mit Erfolg: Klangvolle Namen lockten sie ins Siebengebirge.
Nicht ausgeschlossen ist, dass tatsächlich – eines schönen Tages – dieses besondere Fest in Königswinter begangen wird: Der TV-Reporter mit dem flauschigen Windschutz über dem Mikrofon steht unverkennbar am Fußgängerüberweg über die Bahn an der Königswinterer Drachenfelsstraße. Der Ort ist mit Bedacht gewählt, denn hier soll, so der Fernsehplauderer, bald das 50-jährige Jubiläum der Planungen zur Bahnunterführung an gleicher Stelle gefeiert werden. Wer genau hinsieht, erkennt, dass Horst Wirtz, stellvertretender Vorsitzender des Kulturvereins Lebensart Thomasberg, in die Rolle des telegenen Vortragenden geschlüpft ist. Keine Frage: Der Verein lässt sich eine Menge einfallen, um sein Publikum zu begeistern.
Mit „Das Beste aus 35 Jahren“, einem Gastspiel von Comedy-Schwergewicht Markus Maria Profitlich in seiner Thomasberger „Heimarena“, dem Franz-Unterstell-Saal, endete in diesem Jahr der Reigen der Veranstaltungen, die der Verein mit dem aufgestauten Enthusiasmus von zwei Jahren Corona-Pandemie aus dem Hut zauberte. Übrigens: Der städtische Beamte, in dessen Aufgabengebiet die Genehmigung, respektive Nichtgenehmigung, der lange ersehnten Bahnunterführung fiel, kam den Zuhörern in Thomasberg auch sehr bekannt vor: Profitlich selbst schlüpfte in die Rolle des Verwaltungsmitarbeiters, der die Genehmigung zwar gelesen, aber nicht unterschrieben hatte, weil er befördert wurde. „Ich hatte den Stift zur Unterschrift schon in der Hand“, erinnert sich Profitlich. Mit einer schnellen Signatur der Erlaubnis, die Unterführung bauen zu können, sei aber nicht alsbald zu rechnen. „Mein Nachfolger muss das ja auch erst mal alles lesen“, sagt dieser dem sichtlich verblüfften Reporter: Er selbst habe den Vorgang ja bereits von seinem Vorvorvorvorvorgänger übernommen. „Der hatte die Unterführung schon geplant, da gab es die Bahn noch gar nicht.“
Profitlich-Gastspiel in seiner Thomasberger „Heimarena“
Aber: Wenn es einen guten Grund gibt, wird in Königswinter auch gefeiert, denken sich die Organisatoren des Kulturvereins Lebensart und so berichtet Wirtz, dass zum 50-jährigen Planungsjubiläum ein Riesenrad und eine Achterbahn in Drachenform aufgebaut werden, die Mariechen der Strücher KG tanzen werden und die Luftwaffe eine kraftvolle Choreografie in den Himmel zaubern werde. „Der Bundespräsident hat sich auch angesagt, aber der steht auf der Deutzer Brücke wegen einer Weichenstörung“, so Wirtz.
Die Lebensart-Mitglieder lassen sich also eine Menge einfallen, um in dem Königswinterer Höhenort ein hochklassiges Programm auf die Beine zu stellen. 2022 begann dieses mit dem „Kulturfrühschoppen“, guten Gesprächen unter Kulturfreunden und dazu einem musikalischen „Easy-Listening-Programm“: Pavel und Irina Brochin präsentierten Filmmusik aus den 30er und 40er-Jahren, sowie Jazz, Gospel- und Popsongs.
Was folgten waren ausnahmslos Schwergewichte der Unterhaltsbranche: So kam Kabarett-Urgestein Wilfried Schmickler mit seinem Programm „Es hört nicht auf“ ins Siebengebirge und brachte Text-Kaskaden, Schmäh-Tiraden und Spott-Gesänge auf Themen, die die Welt bewegen, von Extremniederschlägen über Infektionswellen bis hin zum Bombenregen mit. „Wir sind, glaube ich, gerade dabei, uns als Verein einen Namen zu machen“, berichtet Horst Wirtz. Vieles liefe über persönliche Kontakte der Mitglieder zu den Künstlern. Exakt auf diesem Wege kam auch das Multitalent der kölschen Mundart, Gerd Köster, mit seinen Gitarristen Frank Hocker und Helmut Krumminga in den Franz-Unterstell-Saal.
Wichtig ist dem Kulturverein aber, nicht bloß große Namen nach Thomasberg zu locken, sondern ein Angebot für alle Generationen zu schaffen. So stellten sie auch eine Halloween-Party für die Jüngeren auf die Beine. Und für Kinder ab drei Jahren war das Gastspiel des „Kölner Künstler:innen Theater“ vorgesehen, welches Ende November das Weihnachtsstück „Das kleine Zottel Mottel feiert Weihnachten“ anbot.
Den Schwung des zu Ende gegangenen Jahres und insbesondere des mit lang anhaltendem Beifall und stehenden Ovationen gefeierten Profitlich-Abends mit der selbst ersonnenen Prise Lokalkolorit möchte der Verein nutzen: Es gibt zwar noch nicht viele Termine, aber schon eine Fülle von Ideen, was Lebensart 2023 auf die Beine stellen möchte, darunter dreimal den Kulturfrühschoppen im Mai, Juni und August, Kindertheater, eine Weinvorführung, Konzerte, Kabarett und einiges mehr, was aber noch nicht konkret terminiert ist. Fest steht hingegen schon, dass „Der Sitzungspräsident“ alias Volker Weininger, der ungekrönte König im 0,2-Liter-Sprint, am Samstag, 22. April, 20 Uhr, in Thomasberg auftritt. Karten gibt es ab 25 Euro im Vorverkauf und für 30 Euro an der Abendkasse. Am Samstag, 9. September, 20 Uhr, bringt Sänger Jens Sörensen die „Frank Sinatra Story" mit nach Königswinter. Karten sind ab 22 Euro im Vorverkauf und 28 Euro an Abendkasse erhältlich – allerdings erst ab Ende Januar unter www.7gkultur.de oder ab Februar an den Vorverkaufsstellen.