200. Todestag des Lyrikers Der Dichter Lord Byron kehrt ins Siebengebirge zurück
Königswinter · Der Dichter Lord Byron machte das Siebengebirge weltberühmt. Jetzt wird er auf besondere Weise geehrt.
Ungeahnte Freude im Siebengebirgsmuseum, als jetzt ein Reliefporträt des britischen Dichters Einzug hielt. Der herausragende Vertreter der englischen Romantik hatte mit seinem Gedicht „The Castled Crag of Drachenfels“ den Berg mit seiner mittelalterlichen Burgruine berühmt gemacht und gab damit dem Rheintourismus im frühen 19. Jahrhundert entscheidende Impulse. Im nächsten Jahr jährt sich sein Todestag zum 200. Mal.
Stifter dieses feinen Kunstwerks aus Elfenbein ist Horst Schneider. „Ich habe es gerne erworben, schon mit der Absicht, eine Schenkung zu machen“, sagte der Wahl-Honnefer. Dass diese Rarität nach Königswinter gehört, war dem feinsinnigen Stifter mit einem Faible für Kunst, Literatur und Archäologie, der sich auch lange ehrenamtlich in der Denkmalpflege engagierte, von Anfang an klar. Letztendlich entschied er sich für das Siebengebirgsmuseum am Lord-Byron-Platz.
Das wertvolle Porträt wird mit Glas geschützt
Bürgermeister Lutz Wagner dankte Horst Schneider für diese großzügige und nicht selbstverständliche Geste. Museumsleiterin Sigrid Lange: „Wir feiern diese Schenkung mit einer Präsentation im Foyer neben der großen Siebengebirgsansicht, danach werden wir das Porträt in die Dauerausstellung integrieren.“ Das mit einem konvexen Glas geschützte Relief im Profil befindet sich im Originalrahmen.
Schneider stieß im Handel auf das Kleinod und musste sich gegen einige Interessenten durchsetzen, erzählte er. Flankiert wird das Werk von einer Schautafel, die über Byrons Leben und Wirken Auskunft gibt, und einer Vitrine mit Reisehandbüchern und Literatur. Ein gezeichnetes Porträt offenbart eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Relief.
Nach dem frühen Tod Byrons wurde es posthum in größerer Auflage in England produziert, jetzt besitzt es ausgesprochenen Seltenheitswert. Der Leiter der Gedenkstätte im Schloss Newstead Abbey hat die Echtheit bestätigt und es wird wohl von dort bald eine erste Leihgabenanfrage geben. Sigrid Lange: „Für unsere Souvenirsammlung ist das Relief als Beispiel der frühen Andenken-Kultur von Reisenden und aufgrund der qualitätsvollen Ausarbeitung von besonderem Wert, um an die Bedeutung des Dichters für das Siebengebirge zu erinnern.“
Ein berühmtes Gedicht, entstanden in einer Kutsche
Langes Vorgänger Elmar Scheuren las Passagen aus dem Gedicht, das am 11. Mai 1816 entstand – an jenem Tag passierte der britische Adlige in Begleitung einer kleinen Reisegesellschaft auf dem Weg von England an den Genfer See mit einer Kutsche linksrheinisch das Siebengebirge. Byron gelang es, mit dem Abstand einer Rheinbreite, mit seiner typisch gefühlvollen Lyrik den Drachenfels emotional bewegend ins Blickfeld zu rücken. Wenige Monate später wurde das Gedicht im 3. Gesang des „Childe Harold“ erstmals veröffentlicht. Scheuren: „Es war das Sahnehäubchen.“
Der Byron-Kenner wies auf die enge Verbindung der rheinischen Landschaft mit der individuellen Gefühlswelt in dieser Dichtung hin. „Das entsprach in ihrer Intensität ganz dem Geist der Romantik.“ Auch viel später noch waren die vier Strophen des Gedichtes Pflichtlektüre für britische Rheinreisende: Angesichts des „beburgten Riffs“ deklamierte dann einer auf dem Schiff laut Byrons Zeilen. Die Porträt-Übergabe spornte das „Empfangskomitee“ für den Lord an, wie in England auch in Königswinter seines 200. Todestages mit einem Programm zu gedenken.