Fährfahrt der besonderen Art bei Königswinter Wanderschäfer überquert Rhein mit mehr als 340 Tieren

Königswinter · 340 Schafe und Ziegen wanderten am Samstag, 15. April, von der Rheinaue aus in Richtung Ennert. Begleitet von vier Hütehunden lockte die Kolonne neugierige Passanten an. Dabei ging es für die Tiere auch per Fähre über den Rhein.

Schafe bei Überfahrt über Rhein nach Königswinter - Bilder
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Wanderschafherde passiert den Rhein zwischen Mehlem und Königswinter mit der Fähre

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Foto: Frank Homann

Gegen 7 Uhr konnten Zuschauer dann das Highlight bestaunen, denn Wanderschäfer Johannes Bois hatte eine ungewöhnliche Methode gewählt, um seine Tiere auf die andere Rheinseite zu bringen: Die Königswinterer Rheinfähre. Ein Ereignis, das auf beiden Rheinseiten für zahlreiche Paparazzi-Momente sorgte. „Haben die denn auch alle einen Fahrschein?“, scherzte ein Passant, als sich die Tiere auf die Fähre begaben. Während der Fahrt zeigte sich die Herde mit vielen Jungtieren überraschend entspannt. „Man könnte meinen, das sei nicht ihre erste Fahrt gewesen“, sagte Bois und lachte. Tatsächlich war die Überfahrt sowohl für die Tiere als auch für die Betreiber der Rheinfähre eine völlig neue Erfahrung.

Die Rheinüberquerung diente allerdings nicht nur zu Unterhaltungszwecken: Wanderschäfer Bois nutzt seine Tiere derzeit, um die Landschaft in Bonn und der Region auf natürliche Art und Weise zu pflegen und die biologische Artenvielfalt zu fördern.

In Zusammenarbeit mit dem Projekt „Chance7“, einem großangelegten Naturschutzprojekt, das Naturgebiete im Rhein-Sieg-Kreis und der Bundesstadt Bonn verbessern soll, startete der Schäfer mit seiner Herde Anfang der Woche aus Remagen in Richtung Siebengebirge für eine mehrwöchige Probebeweidung. Bois, der mit Wanderschafen aufwuchs, kennt die Vorteile der natürlichsten Form der Landschaftspflege: „Schafe verursachen wenig Trittschaden, fressen Gras und produzieren Dünger. Das lockt Mistkäfer an“, sagt er.

Sie tragen zudem zur Vernetzung von Lebensräumen bei, etwa indem sie Samen, Sporen und Insekten im Fell mit sich tragen, erklärt die Stadt. Ein weiterer Vorteil sei, dass die Tiere Gras und andere Pflanzen unterschiedlich stark abfressen, sodass verschiedene Vegetationshöhen und somit zahlreiche verschiedene Mikrolebensräume entstehen. Rasenmäher hätten im Gegensatz zur natürlichen Beweidung den Nachteil, durch ihren Luftzug viele Insekten zu töten.

Nach einer positiven Zwischenbilanz möchte Wanderschäfer Bois mit seiner Herde im kommenden Jahr erneut die rheinischen Wiesen beweiden. „Wenn alles klappt, werde ich im nächsten Jahr mit 700 Tieren unterwegs sein“, sagt der Schäfer.

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