Alle machen mit Niederdollendorfer Familie bringt Kinderbücher heraus

Niederdollendorf · Mit seiner langen Nase, den abstehenden Wurzelzacken-Haaren und der buntgeringelten Jacke mit dem großen Knopf hat das „Wurzelmännchen“ durchaus Potenzial zum Kinderbuchhelden. Die Geschichten um den kleinen Kerl denkt sich Familie Heinz aus Niederdollendorf aus.

 Familie Heinz ist stolz auf ihre Wurzelmännchen-Bücher, die sie gemeinsam verfasst hat.

Familie Heinz ist stolz auf ihre Wurzelmännchen-Bücher, die sie gemeinsam verfasst hat.

Foto: Frank Homann

Wird das Wurzelmännchen ein neuer Held für Kinder, so wie Pippi Langstrumpf, Räuber Hotzenplotz, Michel aus Lönneberga, Karlsson vom Dach oder Bibi Blocksberg? Das Zeug dazu, ein Kinderbuchklassiker zu werden, hat das knuffige Kerlchen mit der langen Nase, den abstehenden Wurzelzacken-Haaren und der buntgeringelten Jacke mit dem großen Knopf jedenfalls. Seine Entstehungsgeschichte allerdings ist ungewöhnlich. Erfunden wurde er von einer ganzen Familie aus Niederdollendorf.

Florian und Nicole Heinz und ihre Kinder Lillimarie (12), Jule-Mathilda (10), Frederick (7) und Antonia (5) als Co-Autoren haben ihre ersten zwei Bücher – „Wurzelmännchen rockt den Wald“ und „Wurzelmännchen startet durch“ – mit den Abenteuern ihres Titelhelden herausgegeben. Dazu auch gleich Fassungen in rheinischer Mundart, die Hans-Theo Handrick, der Leiter der Sproch- un Spelljrupp Niederdollendorf, besorgte. Frei nach Pippi Langstrumpfs Devise: „Das habe ich vorher noch nie versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe!“

Lillimarie (12) hatte die Idee

Die Idee zum Buchprojekt hatte Tochter Lillimarie, als ihr Schwesterchen Antonia „im Anmarsch“ war, quasi als Begrüßungsgeschenk für die Nummer vier der Heinz-Kinder. Vater Florian fand „das cool“. Ideen für die Geschichten wurden gesammelt. Besonders viel Fantasie entwickelte dabei Jule. So entstand beispielsweise, als Papa Heinz eine Zeit lang Gesichtsbehaarung trug, die Figur des Schlurrbartes, ein Käfer mit roten Beinchen. „Die Geschichten ergeben sich aus der Situation.“

Florian Heinz notierte die Vorschläge der Kinder und formulierte sie zu tollen Storys. Auch seine Mutter spielt eine Rolle. Sie erfand für Florian und seine beiden Brüder einst die Geschichten vom Wurzelmännchen. „Sie hat sie aber nie aufgeschrieben“, bedauert der 43-jährige Diplom-Ingenieur. Aber er erzählte seinen Kindern davon. Und es rührte ihn, als sein Nachwuchs befand, doch das Wurzelmännchen von der „Engel-Oma“, die sie nie kennengelernt hatten, als Figur für das eigene Buch zu nehmen. „So nahm das Projekt seinen Lauf.“

Der Spaß steht im Mittelpunkt

Auch die Episode „Das Wurzelmännchen und die Müllsuppe“ wurzelt in der Vergangenheit. „Die Oma hat viele Kartoffeln gekocht und den Rest zu Suppe verarbeitet. Der Bruder unseres Papas hat alles aufgegessen, obwohl er satt war, damit es keine Suppe gibt“, erzählt Lillimarie. Und so entstand der Begriff der Müllsuppe. Und die schöne Begebenheit um das Wurzelmännchen und die Bewohner des Waldes, die aus allen Resten, die sie auftreiben können, eine schmackhafte Suppe kochen – die Müllsuppe eben. Und auch der Wolf, der nichts für den Kochtopf beisteuern kann, bekommt etwas ab. „In den Geschichten schwingt keine Moral-Keule“, stellt Florian Heinz klar. Spaß soll es machen, in den Wurzelmännchen-Büchern zu schmökern, bei deren Entstehung Nicole Heinz, eine Lehrerin, die „mütterlich-künstlerische Oberleitung“ hatte.

Dazu tragen auch die wunderbaren Illustrationen bei, die Harald Schröder originell, mit viel Witz und Liebe zum Detail gefertigt hat – das Wurzelmännchen, die Tiere des Waldes und alle möglichen Situationen. Köstlich zum Beispiel das Pupskonzert, als es nach dem Verzehr von pinkfarbenen Beeren in der Tierwelt im Takt knallte und puffte.

Übersetzungen ins Rheinische

Eine schöne Idee auch, die Bücher ins Rheinische zu übersetzen. „Ich habe nicht die Sätze eins zu eins umgewandelt, sondern ich habe das rheinische Gefühl hineingebracht“, sagt Hans-Theo Handrick über et Wurzelmännche. Die Texte sind leicht verständlich und ein kleines Wörterbuch in beiden Mundart-Büchern erklärt einige rheinische Bezeichnungen in der „hochdeutschen Behelfssprache“.

Als Robert Herrmann, Jules Patenonkel, die erste Geschichte zum Lesen bekam, schickte er ein besonderes Feedback zurück – er überraschte die jungen Buchmacher mit einem ersten Hörbuch, gab nicht nur dem Wurzelmännchen eine Stimme, sondern der Toningenieur aus Köln komponierte auch eine eigene Titelmelodie.

Zwei Euro pro Buchverkauf werden gespendet

Florian Heinz ist nicht nur Autor, er hat sich auch um Layout und Satz gekümmert, einen eigenen Verlag gegründet und das Buch drucken lassen. Ein Abenteuer war der Familienausflug in die Druckerei, wo sich die Kinder als Andenken die ersten Andruckseiten mitnehmen durften.

Die Bücher gibt es nun im Buchhandel und auch in verschiedenen Geschäften im Heimatort der Familie. Zwei Euro pro Exemplar gehen in lokale oder andere soziale Projekte für Kinder und Umwelt. Außerdem wurden bereits Umweltvorhaben weltweit unterstützt, um ein klimapositives Produkt zu schaffen.

Und es sprudeln weiter die Ideen, Neues vom Wurzelmännchen ist sicher. Über die Homepage www.das-wurzelmännchen.de sind kleine und große Leser darüber hinaus stets im Bilde über die Aktionen des kleinen Helden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort