Aktion in Königswinter So lief die Corona-Impfung in der Moschee

Königswinter · Der neue Vorstand der Moschee Königswinter startet mit einer Impfaktion in seine Amtszeit. Der Großteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer holte sich die Booster-Impfung. Einige ließen sich aber auch erstmalig impfen.

 Im Jahr 2002 wurde der Neubau der Königswinterer Moschee eingeweiht. Das Bild entstand beim Tag der offenen Tür im Jahr 2020.

Im Jahr 2002 wurde der Neubau der Königswinterer Moschee eingeweiht. Das Bild entstand beim Tag der offenen Tür im Jahr 2020.

Foto: Frank Homann

Die Zeiten, in denen man für eine Corona-Schutzimpfung endlos Schlange stehen musste, sind vorbei. Auch bei der Impfaktion am Samstag, zu der der neugewählte Vorstand der Moschee Königswinter eingeladen hatte, konnten Impfwillige quasi direkt in die Impfkabine durchspazieren.

Am Ende war der frischgebackene Vorsitzende Tayfun Bayraktar zufrieden, auch wenn die maximal mögliche Anzahl von 150 Impfungen nicht annähernd erreicht wurde, und auch nicht all diejenigen, die sich vorher angemeldet hatten, tatsächlich erschienen waren: „Unsere Erwartungen sind zwar nicht erfüllt worden, wir haben mit mehr Menschen gerechnet, aber dennoch war es eine gute Aktion“.

Die meisten Impflinge kamen zum Boostern

Insgesamt konnte Impfärztin Birgit Albers, die mit ihrem Team unter anderem auch schon die großen Impfaktionen im Dezember in Oberpleis durchgeführt hat, am Samstag 28 Spritzen setzen. Die meisten Impfwilligen waren zum Boostern gekommen, aber immerhin gab es auch zwei Personen, die sich das allererste Mal impfen ließen - was sowohl das Impfteam als auch die Organisatoren besonders freute.

Das gilt auch für die Tatsache, dass es nicht nur Muslime oder Gemeindemitglieder waren, die sich den ersten, zweiten, dritten oder gar vierten Pieks in der Moschee abholten, sondern auch Menschen, die sonst keine Verbindung zur islamischen Gemeinde haben.

Die Impfaktion sollte ein Zeichen setzen, dass es auch für die Moscheegemeinde in Königswinter selbstverständlich ist, etwas für die Gesellschaft zu tun, völlig unabhängig von Konfession, Geschlecht oder Herkunft, wie die Organisatoren betonten. „Für uns als neuer Vorstand war es gut, mit einer solchen Aktion in unsere Amtszeit zu starten“, so Bayraktar.

Raum für soziales Miteinander

Für die Impfaktion war eigens die Cafeteria in eine Garage ausgelagert wurden. Hinter dem Tresen, an dem sonst Süßigkeiten und Getränke verkauft werden, hatte Impfärztin Albers kurzerhand ihr kleines Büro eingerichtet. Ein- und Ausgänge sowie die Laufwege waren sorgfältig markiert und mit Flatterband gekennzeichnet – die neuen Vorstandsmitglieder der Moschee waren vor Ort und standen auch zum Gespräch zur Verfügung.

Es ist ein „modern ausgerichteter, junger Vorstand“, der nun an der Spitze der Königswinterer Moschee steht und den Kurs der bisherigen Führungsriege nicht nur fortsetzen, sondern intensivieren möchte. „Unsere Moschee ist nicht nur zum Beten da, sondern soll auch Raum bieten für soziales Miteinander“, erläutert Halit Döndürmez, ehemaliger Integrationsbeauftragter und Sprecher der moslemischen Gemeinde - ein Raum, der offen ist für alle Menschen, ganz gleich welcher Nationalität und Konfession.

Dialog mit der Stadt intensivieren

Der neue Vorsitzende und sein Team, das sich aus Murat Kaniari, Adem Gümüsel, Mehmet Renkli, Servet Usta, Meryem Kaniari und Nermin Bayraktar zusammensetzt, möchte unter anderem den Dialog mit der Stadt intensivieren. Er stieß damit auf offene Ohren bei Bürgermeister Lutz Wagner, der am Vormittag mit dem neuen Vorstand ins Gespräch kam. Auch der neue Kontaktbeamte für Muslimische Institutionen der Polizei Bonn, Mario Kasprusch, nutzte die Gelegenheit, um auf das umfangreiche Informations- und Präventionsangebot der Polizei aufmerksam zu machen.

Umso mehr hoffen die Gemeindemitglieder, dass die Corona-Situation es endlich zulässt, wieder zur Normalität zurückfinden zu können. Wie bei den christlichen Kirchen hat die Pandemie auch das Gemeindeleben rund um die Moschee gehörig durcheinandergewirbelt. „Momentan ist alles auf Eis gelegt“, so Bayraktar.

Zusammenkünfte und Veranstaltungen, wie zum Beispiel auch der Tag der offenen Moschee, können seit Langem nicht mehr stattfinden. Zum Beten können die Gläubigen zwar nach wie vor fünf Mal täglich in die Moschee kommen, aber unter Einhaltung strenger Hygiene- und Abstandsregeln. Die Gebetsteppiche müssen selbst mitgebracht werden.

Weniger Moscheebesucher während der Pandemie

Die Zahl der Moscheebesucher hat sich deutlich reduziert: Kamen vor Pandemiebeginn 200 bis 250 Menschen zum Freitagsgebet in Königswinter zusammen, sind es heute nicht mal mehr halb so viele. Bei vielen ist die Angst sich anzustecken groß – trotz der sehr hohen Impfquote. „Insbesondere unsere älteren Gemeindemitglieder sind alle durchgeimpft“, berichtet Döndürmez. Impfgegner seien die absolute Ausnahme.

Döndürmez ist traurig, dass Corona „alles auseinandertreibt“ – zumal die Gemeinschaft und das Miteinander in der Moschee großgeschrieben werden. „Man kann nicht immer nur von zu Hause aus beten. Für uns ist es ganz wichtig, das auch gemeinschaftlich zu tun.“

Doch statt „Schulter an Schulter“ sind jetzt mindestens 1,50 Meter Abstand angesagt. Auch in den Gemeinschaftsräumen herrschte vor der Pandemie immer Leben, „jeder war willkommen und es war immer voll“. Der neue Vorstand hofft, dass die Pandemielage es bald zulässt, dieses Gemeindeleben endlich wieder hochzufahren und die Moschee wieder zu dem zu machen, was sie sein soll: eine offene Begegnungsstätte.

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