Diabetikerkinder Königswinterer Initiative unterstützt Eltern von Diabetikern

KÖNIGSWINTER · Eine Königswinterer Initiative unterstützt seit 33 Jahren Eltern von Diabetikerkindern

 Auch den "Oscar" für besondere Verdienst gab es für die Elterninitiative der Schreibers.

Auch den "Oscar" für besondere Verdienst gab es für die Elterninitiative der Schreibers.

Foto: Frank Homann

Es dampft und zischt im Laboratorium und heraus kommt der Homunculus, das Menschlein. Die Szene aus Goethes Faust erinnert den 76-jährigen Hans-Wilhelm Schreiber heute noch an die erste Zeit, in der seine Frau Karoline und er die Nachricht zu verdauen hatten, dass ihre Tochter an Diabetes mellitus (Typ 1) erkrankt ist. Jener bis heute unheilbaren Form der Diabetes.

Die Eltern und die damals siebenjährige Iris fanden ihr Leben Anfang der 80er Jahre von jetzt auf gleich auf den Kopf gestellt. Der Urin musste plötzlich wieder ins Töpfchen, eine Tablette sorgte für die dampfende Reaktion, um später von einem Teststreifen ablesen zu können, ob und wie viel Insulin die kleine Iris, die heute 41 Jahre alt ist, gespritzt bekommen muss. Der Oberarzt in der Kölner Kinderklinik sagte zu den Schreibers: "Wenn ihr mehr über Diabetes erfahren wollt, müsst ihr euch selbst orientieren." Das taten sie. Karoline Schreiber besuchte Fortbildungskurse. Was darf die Tochter essen? Wie wirkt sich Bewegung aus? Wie kann man sich als Eltern vernetzen, um auf dem Laufenden zu bleiben?

Vor 33 Jahren führte das zur Gründung der Elterninitiative diabetischer Kinder und Jugendlicher als einem Vorreiterverein in Sachen Diabetes in Deutschland. Bis heute hat er seinen Sitz im Haus der Schreibers im Königswinterer Ortsteil Pützstück.

Seit dieser Zeit hat sich in der Medizin einiges getan. Die Tabletten gibt es nicht mehr. Das eigene Blut kann heute vergleichsweise einfach zur Zuckerkontrolle entnommen werden. "Und die Pumpen sind eine wirklich gute Sache", sagt die 70-jährige Karoline Schreiber. Aber sie ergänzt, dass die Technik nur so gut ist wie die Diabetiker sie anzuwenden verstehen.

Das Zusammenspiel zwischen Körper, Bewegung und Ernährung müsse man heute noch genauso verstehen wie damals. "Ein weitgehend freies Leben ist als Diabetiker nur mit Disziplin möglich." Das Familienleben mit vier Töchtern und einem im Bundesverteidigungsministerium arbeitenden Ehemann verlangte allen Disziplin ab.

Für die Initiative spielte immer auch die Angst der Eltern eine wichtige Rolle, ihre Kinder loszulassen. Neben den Schulungstagen in Ruppichteroth (der nächste Termin ist am Wochenende 29./30. August) führte das zur Gründung einer Reiterfreizeit ohne elterliche Begleitung, die heute noch stattfindet, wenn sich ausreichend Teilnehmer finden. Nach wie vor muss der Verein Gelder akquirieren, um sein Angebot aufrecht erhalten zu können.

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