"Junge Meister von Morgen!" Königswinterer Konzertreihe feiert furiosen Auftakt

Königswinter · Die Nachwuchspianistin Fatjona Maliqi aus dem Kosovo brilliert beim "Pro Klassik"-Konzert mit Bachs Goldberg-Variationen. Lange galt das Stück auf dem Flügel als unspielbar.

 Fatjona Maliqi überzeugte beim ersten „Pro Klassik“-Konzert des Jahres mit den Goldberg-Variationen von Bach.

Fatjona Maliqi überzeugte beim ersten „Pro Klassik“-Konzert des Jahres mit den Goldberg-Variationen von Bach.

Foto: Frank Homann

Haus Bachem, 17.58 Uhr. In wenigen Minuten sollte mit einem Klavierkonzert die neue Reihe „Junge Meister von Morgen!“ eröffnet werden. Der schwarz glänzende Flügel stand bereit – der Zuschauerraum hingegen war noch nicht parat. Denn eilig mussten noch zwei weitere Reihen Stühle angefügt werden, um den rund 50 Gästen ausreichend Sitzplätze anbieten zu können.

Die Pianistin des Abends hieß Fatjona Maliqi. Die 21-Jährige stammt ursprünglich aus dem Kosovo. Dort gewann sie 2013 den international ausgerichteten Wettkampf „Pianisti i Ri“, was sich für Maliqi in zweierlei Hinsicht als folgenreich erwies. Zum einen nahm Heribert Koch, Professor an der Musikhochschule Münster, als Juror an dem Wettbewerb teil – und war von der jungen Pianistin begeistert: „Man konnte spüren, dass Fatjona etwas Besonderes hat.

Sie hat den Stücken eine ganz persönliche Ausdrucksweise gegeben, ihre eigene Note.“ Seitdem bereitet Koch sie in regelmäßigen Arbeitsphasen in Deutschland auf Wettbewerbe und Konzerte vor, außerdem studiert Maliqi seit anderthalb Jahren bei Koch an der Musikhochschule Münster.

Zum anderen hörte Desar Sulejmani, albanischer Pianist und seit 2017 künstlerischer Leiter sowie Vorsitzender des Königswinterer Vereins „Pro Klassik“, exakt denselben Auftritt von Maliqi. Auch er zeigte sich schwer beeindruckt von dem Talent und verfolgte daraufhin die Entwicklung der Pianistin.

Spontane Zusage von Maliqi

Als nun der ursprünglich angekündigte Violoncellist Joel Blido seinen Auftritt für Samstagabend absagen musste, bemühte sich Sulejmani um die Studentin aus Münster – mit Erfolg. Maliqi, die momentan in ganz Nordrhein-Westfalen konzertiert und auch aus Frankreich angefragt wird, sagte spontan zu.

Auf ihrem Programm stehen aktuell die Goldberg-Variationen von Bach. Ein Stück also, das als Meilenstein der Musikgeschichte verehrt wird – und bis ins 19. Jahrhundert für viele als unspielbar galt. Denn Johann Sebastian Bach schrieb es für das zweimanualige Cembalo. So kamen sich die beiden Hände bei den vielfältigen Läufen und Sprüngen auf den Tastaturen nicht in die Quere. Auf dem Flügel hingegen verlangt das hochvirtuose Werk dem Pianisten höchste Konzentration und eine außerordentliche technische Begabung ab.

Maliqi, das wurde schnell deutlich, brachte beides mit. Mehr noch: Sie ließ sich beim Spielen die Schwierigkeiten der 30 Variationen, die Generationen von Pianisten Kopfzerbrechen bereiteten, einfach nicht anmerken. Wie als böte das Stück keine Schwierigkeiten, saß Maliqi elegant in einem goldenen Kleid vor dem Flügel und meisterte die komplexe Melodieführung ebenso wie rhythmische Tücken oder die klanglich angemessene Einordnung der Bassfiguren in der linken Hand mit Bravour.

Vielversprechender Auftakt der Konzertreihe

Dass sie erst 21 Jahre alt ist, ließ sie die Zuschauer dabei schlichtweg vergessen. „Fantastisch“, „fabelhaft“, „einfach großartig!“ – die Besucher waren sich nach dem Konzert einig, dass Maliqi eine außergewöhnlich gute Vorstellung abgeliefert hatte. Und so gab es tosenden Applaus und „Bravo“-Rufe für die Nachwuchspianistin.

Sulejmani bestätigte das in seinem neuen Konzept: „Wir wollten uns als Verein mehr trauen. Neben bekannten Musikern aus der Gegend wollen wir auch jungen Menschen eine Bühne bieten. Diese Mischung wird der rote Faden der kommenden Spielzeiten sein“, so der Vorsitzende. Der Anfang war jedenfalls vielversprechend. Sollten die anderen „Jungen Meister von Morgen“ auch nur ähnlich gut wie Maliqi sein, kann der Verein unbesorgt in die Zukunft schauen. Und sollte für das nächste Konzert vielleicht wieder ein paar Stühle mehr einplanen.

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