Musikzug Bergklänge auf Schloss Drachenburg Konzert in hochherrschaftlichem Ambiente

KÖNIGSWINTER · "Concerto d'Amore" - welch mitreißende Klangfülle in der Kunsthalle von Schloss Drachenburg. Erstmals konzertierte der Musikzug Bergklänge im hochherrschaftlichen Ambiente am Drachenfels.

 Imposante Kulisse: Die Musiker auf der Venusterrasse von Schloss Drachenburg.

Imposante Kulisse: Die Musiker auf der Venusterrasse von Schloss Drachenburg.

Foto: Frank Homann

Und zum Einstieg gab es mit der "Amore-Komposition" des Niederländers Jacob de Haan gleich mehrere Stilrichtungen von Barock über Pop bis hin zum Jazz samt einem furiosen Finale und unter gekonnter Leitung von Dirigentin Caroline Neußer.

Das Publikum war begeistert ob dieses fantastischen Einstiegs. Zunächst hatten die Musiker sich auf der Venusterrasse unter den goldenen Hirschen versammelt. Dann zogen sie nacheinander in den voll besetzten Saal, empfangen von ihrem Vorsitzenden Gerd Mainzer. Der Bergklänge-Chef erläuterte aber nicht nur jedes Programmstück, sondern erzählte auch Details aus der Schlossgeschichte, das zwischen den Jahren 1882 und 1884 errichtet wurde.

Zum "Concerto d'Amore" passte natürlich die Legende, wonach Baron Stephan von Sarter das "Neuschwanstein vom Rhein" gebaut habe, um dort mit seiner Jugendliebe einzuziehen. Der in Paris lebende Finanzfachmann selbst verbrachte nicht eine Nacht im Schloss. Nach dessen Tod erwarb 1903 sein Neffe Jakob Hubert Biesenbach das Schloss und machte es der Öffentlichkeit zugänglich. Im Park entstanden Blockhäuser zum Übernachten. "Hotel California" erklang als nächstes Stück.

"Passen Sie auf, Sie werden die Schienenstöße hören", machte Gerd Mainzer Lust auf die Polka von Eduard Strauß "Bahn frei". Zuvor hatte er an die Nutzung des Schlosses als Schule der Reichsbahn, dann der Bundesbahn zwischen 1947 und 1960 erinnert. "Hier im Kunstraum war ein maßstabgerechtes Lehrstellwerk installiert." Kriegsschäden waren zuvor notdürftig behoben worden. Das Schloss hatte unter dem Beschuss in den letzten Kriegstagen 1945 ziemlich gelitten. Dabei gingen auch die kostbaren Buntglasfenster in der Kunsthalle zu Bruch.

Gerd Mainzer machte auf die Möglichkeit aufmerksam, als Sponsor aufzutreten. Die Fenster sollen nach Originalplänen nachgebaut werden. Das eindrucksvolle Stück "Marsch der Soldaten" von Robert Bruce, das die Bergklänge auch beim Zapfenstreich spielen, erklang. "African Wildlife" und eine Mischung eingängiger Fernsehmelodien vom Traumschiff über Derrick, die Tages- oder Sportschau bis hin zur Schwarzwaldklinik waren zu hören, bis das Publikum in der Pause den Blick von der Westterrasse und dazu eine kleine Stärkung genießen konnte. Der elfjährige Carsten erhielt zuvor ein Sonderlob von Mainzer. Der Schlagzeuger spielt normalerweise bei der Bergklänge-Jugend, durfte aber nun beim Konzert mitmischen.

Eine tolle Auszeichnung für ihn. Kompositionen wie "Zarathustra", "Pirates of the Caribbean", "Clog Dance", "You raise me up", "Moment for Morricone" und "Garden Party" machten das Programm in Runde zwei komplett. Viele Geschichten zum Schloss servierte der Vorsitzende noch. Er erinnerte unter anderem an den Protest der Bevölkerung und den Einsatz des Heimatforschers Theo Hardenberg, die den Abriss des Gebäudes nach Abzug der Bundesbahn verhinderten. Ebenso lenkte er die Aufmerksamkeit auf Paul Spinat, der 1971 das Schloss erwarb, als an gründerzeitlicher Architektur wenig Interesse herrschte. Einige Anekdoten lieferte er zu dem kauzigen Schlossherrn natürlich mit. "Dietmar Schönherr und Andy Warhol waren in dieser Zeit hier."

1986 wurde das Schloss Denkmal. Das Land Nordrhein-Westfalen erwarb es und übertrug es der NRW-Stiftung. 2011 waren die umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen abgeschlossen. Gerd Mainzer dankte Museums-Betriebsleiterin Walburga Schulte-Wien für die gute Zusammenarbeit. Und die Bergklänge-Musiker haben eigentlich nur einen Wunsch: bald wieder ein Schlosskonzert geben zu können.

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