Beeindruckendes Konzert der Sinfonia Königswinter Konzertante Uraufführung im Grandhotel auf dem Petersberg

Königswinter · Mit seiner Komposition beschreitet Marc Vogler, Gewinner des Deutschen Musikwettbewerbs 2022, neue Wege. In den Musikerinnen und Musikern der Sinfonia Königswinter fand der junge Komponist kongeniale Partnerinnen und Partner für ein Konzert der besonderen Art.

 In der Rotunde des Grandhotels auf dem Petersberg konzertieren Solo-Trompeter Thomas Kiess und die Sinfonia Königswinter.

In der Rotunde des Grandhotels auf dem Petersberg konzertieren Solo-Trompeter Thomas Kiess und die Sinfonia Königswinter.

Foto: Frank Homann

Neue Wege zu gehen, erfordert oftmals Mut, Durchsetzungskraft und auch Neugierde. In der Musik ist das nicht anders. In der Rotunde des Steigenberger Grandhotels gab es bei dem Matinee-Konzert der Sinfonia Königswinter unter der Leitung von André Sebald gute Gelegenheit, neuen und ungewohnten Wegen in der Musik nachzuspüren. Das galt zum einen für die zahlreich erschienen Zuhörer, aber auch für die rund 35 Musiker der Sinfonia Königswinter selbst.

Auf dem Programm stand eine Uraufführung, die sich der großen zentralen Gattung des Konzertwesens, der Sinfonie, widmen wollte - das aber eben auf andere Art und Weise, abweichend davon, wie es Hörgewohnheiten möglicherweise in Aussicht stellen. Doch bevor es im ersten Konzertteil soweit war, hatten die Akteure Joseph Haydns Konzert Es-Dur für Trompete und Orchester gesetzt, einen vertrauten und gleichermaßen beliebten Ohrenschmaus, der die Besucher zum Mitschwingen animierte.

Haydn-Konzert zum Auftakt

Trompeter Thomas Kiess - seit 2004 Solotrompeter der Philharmonie Südwestfalen und Lehrbeauftragter an der Uni Siegen - brillierte solistisch mit instrumentaler Pracht und ausdrucksstarker Klangkraft. Übrigens: Das Konzert hatte Haydn 1796 als Auftragswerk komponiert, und zwar für den Wiener Trompeter Anton Weidinger. Der hatte eine neue Trompete „erfunden“, die Klappentrompete, mit der sich musikalisch völlig neue Ausdrucksbereiche erschließen ließen. Weidinger war in seinem Metier Pionier. Haydn wiederum nutzte die neuen Möglichkeiten größerer Klangfülle und setzte Zeichen für die Zukunft.

Zur folgenden Uraufführung des Werkes „Die Kritische – (k)eine Sinfonie in 4 Sätzen“ gab der junge Komponist Marc Vogler zunächst eine erläuternde Einführung. Sich an die Struktur der klassischen Sinfonie heranzuwagen mit der Absicht, eine völlig neue Herangehensweise zu beschreiten, davon sei ihm vorab abgeraten worden, erklärte Vogler - ebenfalls Pionier in kompositorischer Hinsicht. „Genau das ist der Grund, es erst recht zu versuchen“, gab Vogler an.

Marc Vogler ist Gewinner des Deutschen Musikwettbewerbs 2022 (Kompositionspreis des Deutschlandfunks) sowie Preisträger des Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Hochschulwettbewerbs 2022. Die Komposition komme in jeder Hinsicht kritisch in den vier Sätzen daher, so Vogler. Darauf deuteten schon die Bezeichnungen der Sätze, die den Beschreibungen einer Konzertkritik entnommen seien: „monoton, oberflächlich, plump, plakativ“. In dem Orchesterwerk entstünde etwas, das im Fortlauf auch schon wieder verworfen würde.

Auftragskomposition zum Beethovenjahr war bislang nie aufgeführt worden

Der erste Satz „monoton - con moto“ sei durchaus wörtlich zu verstehen. Ein einziger Ton, nämlich der Kammerton a, sei tonangebend und das in unterschiedlichen Variationen. Der zweite Satz „oberflächlich - Grave, piu mosso“ habe indes die dichteste Fülle und größten Tiefgang, der „plumpe“ dritte Satz (Poco burlesco) wiederum komme tänzerisch leicht daher. Und der „plakative“ letzte Satz (Grave-Furioso) lasse alle Vordergründigkeit hinter sich. Zudem enthalte er eine Anspielung auf Beethoven. Hintergrund: Das Werk war 2020 als Auftragskomposition zum Beethovenjahr entstanden, konnte indes bislang nicht aufgeführt werden.

Gebannt lauschten die Zuhörer der Uraufführung, die sich zu einem Musikereignis emporschwang. Hochachtung bleibt vor der Leistung der Orchestermusiker anzumerken. Wahrlich eine Herausforderung, jene eigenwilligen wie hoch berührenden bis dramatischen Pfade zu beschreiten. Vogler dankte dem Orchester dafür ausdrücklich.

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