140. Geburtstag von Konrad Adenauer Kranzreihe streng nach Protokoll

RHÖNDORF · Die Szenerie ähnelt sich jedes Jahr. Am 5. Januar nähert sich eine Kolonne überwiegend dunkler Wagen dem Rhöndorfer Waldfriedhof, um sich rund eine halbe Stunde später im Schneckentempo wieder das enge Sträßchen hinabzubewegen.

 Verneigung vor dem ersten deutschen Bundeskanzler: Enkel Konrad Adenauer (3. v. r.) spricht Gedenkworte am Grab. Unter anderem nehmen der frühere Bundesminister Norbert Blüm und der nordrhein-westfälische CDU-Vorsitzende Armin Laschet an der Kranzniederlegung teil.

Verneigung vor dem ersten deutschen Bundeskanzler: Enkel Konrad Adenauer (3. v. r.) spricht Gedenkworte am Grab. Unter anderem nehmen der frühere Bundesminister Norbert Blüm und der nordrhein-westfälische CDU-Vorsitzende Armin Laschet an der Kranzniederlegung teil.

Foto: Frank Homann

Drinnen sitzen Politiker (auch ehemalige), Mitglieder der Familie Adenauer und Bürger, die sich erinnern an den ersten Bundeskanzler der Deutschen. Gestern vor genau 140 Jahren ist der Mann, den sie den "Alten von Rhöndorf" nannten, in Köln auf die Welt gekommen. Die runde Zahl hat noch mehr Menschen als in den vergangenen Jahren dazu bewogen, an der Kranzniederlegung teilzunehmen.

Die Geschäftsführerin der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, Corinna Franz, arrangierte in Zusammenarbeit mit der Gärtnerin Manuela Brammer neun Kränze am Grab. "Das sind mehr als sonst. Und sie müssen in der Anordnung nach Protokoll niedergelegt werden", sagte Brammer. Seit fünf Jahren kümmert sie sich um die Pflege des Grabs ganz oben auf dem Friedhof. Weniger Stiefmütterchen, eher Primeln und Narzissen pflanzt sie ein. Aber im Winter bedecken Zweige die Gedenkstätte, und gestern nieselte es ein wenig bei der Kranzniederlegung.

Neben der Familie mit Enkel Konrad Adenauer an der Spitze und den früheren Bundesministern Norbert Blüm und Jürgen Rüttgers sowie vielen Wegbegleiterin Adenauers ist auch Yasuo Inadome mit dabei. Schon seine Mutter schwärmte von der deutschen Klassikmusik und der deutschen Philosophie. Da blieb dem Japaner kaum eine Wahl, als deutsche Geschichte in seinem Heimatland und in Deutschland zu studieren. Seine Begeisterung für Konrad Adenauer, den er für "den größten und wichtigsten Politiker der Bundesrepublik" hält, ist ungebrochen. Seit 2007 legt der Politologe aus der Nähe von Krefeld jährlich ein Blumengesteck am 5. Januar nieder.

Es sind aber nicht nur die Erinnerungen an den Politiker, die an diesem Tag unter anderem bei einer Vortragsveranstaltung auf dem Petersberg aufkommen (Überschrift: "140 Jahre Deutschland"), zu der die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus und die Konrad-Adenauer-Stiftung für gestern Abend einluden.

Die Bad Honneferin Hildegard Oschmann erinnert sich, wie sie vor rund 50 Jahren zum Dotzen an Sankt Martin eine Tafel Schokolade von Konrad Adenauer geschenkt bekam. "Für jedes Kind gab es eine. Und einen festen Händedruck obendrein, das war fast noch besser." Ordentlich was in die Sammelbüchse steckte er sowieso. "Für solches Brauchtum hatte er etwas übrig." Aus diesem Grund zücken Ralf Wagner und die Rhöndorfer Schützen die Degen, während Enkel Konrad Adenauer einige Worte am Grab spricht.

Am 19. April 1967 starb sein Großvater. Hans-Peter Horn saß damals als Redakteur im Bundespresseamt und bekam die Meldung über den Ticker rein, wie man es aus alten Filmen kennt. Er griff zum Telefon, um den Bundespräsidenten und die Minister anzurufen. "Ich habe viele Bundeskanzler in meiner Zeit dort erlebt. Aber was Adenauer betrifft, kann ich leider nur sagen: Er war mir noch im Ohr."

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