Junge Musiker in Königswinter ohne Unterstützung? "Kreativität findet keinen Raum"

Königswinter · Der Thomasberger Benjamin Ried (Musikername: "Toni Benoni") macht seit acht Jahren Musik. Seine Band "DorfMusic" hat sich vergangenes Jahr aufgelöst und heißt heute "Artdefekkt". Ried und die sechs übrigen Bandmitglieder stecken viel Geld in ihr Hobby. Von der Stadt bekommen sie keine Hilfe. Philipp Königs sprach mit dem Rapper über den Wunsch, gehört zu werden.

 Bietet Rap-Musik made in Königswinter: Die Band "Artdefekkt" um Benjamin Ried (2. v. r.).

Bietet Rap-Musik made in Königswinter: Die Band "Artdefekkt" um Benjamin Ried (2. v. r.).

Foto: Johannes Bock

Herr Ried, zwei Lieder haben Sie und Ihre Band kürzlich aufgenommen. Was kostet so etwas?
Benjamin Ried: Kommt drauf an, was man will. Wir sind Rapper. Wenn wir etwas aufnehmen, machen wir ein Video draus. Alleine eine anständige Kamera zu leihen, kostet für zwei Tage 800 Euro. Da ist der Kameramann noch nicht mit drin. Das Studio kommt noch dazu.

Heißt: Sie kommen auf ein paar Tausend Euro, die alle gemeinsam aufbringen müssen?
Ried: Richtig. Die beiden Lieder kosteten uns 2800 Euro.

Wie finanzieren Sie das?
Ried: Einmal im Monat verkaufen wir Bandmitglieder alles mögliche auf dem Flohmarkt. Da kommt was in die Kasse. Der Rest kommt aus der eigenen Tasche.

Wo üben sieben wilde Musiker aus Königswinter eigentlich Ihre Stücke ein? gibt es da überhaupt ausreichende Möglichkeiten?
Ried: Das ist ein Problem. Wir haben jetzt nach langem Suchen einen Proberaum gefunden, der uns aber auch 200 Euro im Monat kostet. Mit diesen Problemen stehen wir nicht allein da. Und das finde ich ziemlich schade.

Wie meinen Sie das?
Ried: Es gibt bestimmt drei oder vier Bands in Königswinter, die gute Musik machen. Ich meine auf einem Niveau, mit dem sie im Vergleich zu guten Bonner Bands durchaus mithalten können. Wir erfahren aber nur sehr wenig Unterstützung. Als meine Band und ich auf der Suche nach einem Proberaum waren, haben wir die Stadt angerufen: 'Könnt ihr uns helfen?' Die haben uns den Namen einer Stiftung genannt, die aber kein Interesse hatte. Sonst kam da nichts. Keine Hilfe, keine Ideen.

Wie könnte eine solche Unterstützung Ihrer Ansicht nach aussehen?
Ried: Auf eine Band kommen in viele Kosten zu: der Proberaum, Aufnahmen, die Produktion einer CD. Das läppert sich. Wir wollen kein Geld erbetteln. Ich finde aber, junge Bands können etwas bewegen. Das wird nicht genügend geschätzt. Es ist fast unmöglich, ein Sponsoring-Geschäft mit Firmen oder Unternehmen einzugehen. Die bekommen ja auch Gegenleistungen in Form von professioneller Werbung. Sportvereine werden schließlich auch unterstützt. Man könnte sich Gedanken machen, ob städtische Räume als Proberäume dienen können. Vielleicht einen städtischen Mitarbeiter als Ansprechpartner für Bands benennen, der auch selbst Ideen entwickelt. So wie das jetzt mit einem Popbeauftragten in Bonn gemacht wird. Der Eindruck, der sich Musikern zurzeit aufdrängt, ist, dass Königswinter für Kreativität keinen Raum findet.

Zur Person

Benjamin Ried ist 30 Jahre alt und arbeitet als Erzieher im Kindergarten Drachenkinder in Thomasberg. Seit acht Jahren musiziert er als Toni Benoni in Bands. Angefangen hat der Rapper bei "DorfMusic".

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