Neues Kulturprojekt Künstler zeigen in Königswinter Arbeiten zum Thema Wald und Sturm

Königswinter · Eine Künstlergruppe zeigt ab sofort in Königswinter Arbeiten rund ums Thema „Wald und Sturm“. Sie befasst sich künstlerisch mit der Zerstörung des Waldes durch Stürme und die schwindende Widerstandskraft der Bäume als Folge des Klimawandels.

 Der Sturm „Friederike“ (hier eine Aufnahme aus Düsseldorf) hatte 2018 zur Gründung der Künstlergruppe „Wald und Sturm“ geführt. Die Gruppe beteiligt sich nun an einem Kulturprojekt in Königswinter.

Der Sturm „Friederike“ (hier eine Aufnahme aus Düsseldorf) hatte 2018 zur Gründung der Künstlergruppe „Wald und Sturm“ geführt. Die Gruppe beteiligt sich nun an einem Kulturprojekt in Königswinter.

Foto: David Young/dpa

Es weht ein frischer Wind durch die ehemalige WWG-Villa an der Hauptstraße in Königswinter, und er riecht nach Wald und nach Holz. Wo einst die Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft ihren Sitz hatte, sind nun im Rahmen der Kulturprojekts „Hotspot KW“ zehn Künstler der Gruppe „Wald und Sturm“ eingezogen, die für vier Monate in dem Haus arbeiten und ausstellen werden. Zum Auftakt gab es jetzt eine Vernissage.

Zwei große, knorrige Äste, die an Fahnenstangen die Eingangstür flankieren, weisen darauf hin, dass mit den Künstlern, die aus der Region Köln und dem Bergischen Land kommen, auch eine Menge Natur in den neuen Kulturort eingezogen ist. Ob mit Pinsel und Farbe, mit der Kamera oder allein mit den Händen und jeder Menge Kreativität – sie alle setzten sich künstlerisch mit der Zerstörung des Waldes durch Stürme und die schwindende Widerstandskraft der Bäume als Folge des Klimawandels auseinander.

Sturm „Friederike“ führt zur Gründung der Künstlergruppe

Der Sturm „Friederike“ hatte 2018 zur Gründung der Künstlergruppe geführt. Künstlerin Christine Burlon begann damals ihrer Betroffenheit über die Zerstörungen in „ihrem Wald“ künstlerisch Ausdruck zu verleihen. Weitere Künstler wie Isabel Oestreich, Beatrix Rey, Margret Schopka, Eva Wal und Katja Wickert kamen hinzu. Drei gemeinsame Ausstellungen haben die Zehn bereits bestritten. Gelegenheit, gemeinsam unter einem Dach zu arbeiten, hatten sie aber noch nie. „Darauf freuen wir uns sehr“, betont Burlon. Derzeit ist zu sehen, „was wir mitgebracht haben“, und eine Menge „Work in Progress“, also Arbeiten, die noch im Entstehen begriffen sind. Wie zum Beispiel die Landschaft, die Andréa Bryan unter anderem aus Ton bauen möchte. Die verpackten Tonblöcke liegen wie ein Stillleben sorgsam aufeinandergeschichtet auf dem Fußboden. Dazwischen sind ein umgekippter Hocker und ein Eimer mit vertrockneten Ästen zu sehen. Die gebürtige Brasilianerin möchte zum Ausdruck bringen, dass die Erde den Eingriff der Menschen nicht mehr verkraftet, „durch die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes wird alles unfruchtbar“.

 Das Kulturprojekts „Hotspot KW“ ist jetzt in der ehemaligen WWG-Villa an der Hauptstraße in Königswinter musikalisch eröffnet worden.

Das Kulturprojekts „Hotspot KW“ ist jetzt in der ehemaligen WWG-Villa an der Hauptstraße in Königswinter musikalisch eröffnet worden.

Foto: Frank Homann

Im Werden ist auch noch die Skulptur, an der Veronika Moos arbeitet. Hunderte von Zapfen einer mächtigen Atlas-Zeder, die vom Sturm umgebrochen wurde, hat sie gesammelt. „Für mich sind das Baumflügel“, sagt sie. Hätte der Baum den Sturm überlebt, wären seine Samen irgendwann vom Wind davongetragen worden. „Aus Respekt vor dem Baum, der in die Welt geht, obwohl er sich nicht bewegen kann“, möchte sie die Zapfen zu zwei großen Flügeln zusammenlegen.

„Es ist jetzt schon eine unglaublich schöne Ausstellung“

Ein Gemeinschaftsprojekt sind die Arbeiten von Markus Bollen und Christian von Grumbkow. Fotograf Bollen zeigt in seinen Bildern das Werden und Vergehen im Wald: vom Sturm umgeknickte und entwurzelte Bäume, dazwischen junge Triebe und zarte Pflanzen, die sich zur Sonne recken, und grüne Blätter als Boten des Lebens. Von Grumbkow wiederum hat mit Pinsel und Farbe den Wind und die bedrohliche Sturmatmosphäre in die Fotografien gezaubert und lässt die Naturgewalten für den Betrachter geradezu spürbar werden – ganz so, als würdige man sich im Unterholz niederkauern, während der Sturm die schweren Regenwolken unbarmherzig über den schwarzgrauen Himmel bläst.

„Es ist jetzt schon eine unglaublich schöne Ausstellung“, sagt Franka Perschen vom „Kulturbüro Nummer 5“. Sie ist begeistert von dem, was in der Residenz bereits zu sehen ist. Sie hatte das Projekt „Hotspot KW“ gemeinsam mit ihrem Mitstreiter Helmut Reinelt sowie Verianos Real Estate als Eigentümer der Gebäude angestoßen. Sie wünsche sich, so Perschen, dass die Menschen in Königswinter über die Sprache der Kunst zum Nachdenken angeregt werden, dazu gebracht werden, achtsam zu sein, aber auch mutig zu werden, etwas zu tun. „Denn unser Globus ist in unglaublicher Aufruhr.“

Die „Hotspot KW Residenz“ in der Hauptstraße 497 ist samstags von 14 bis 16 Uhr und sonntags von 12 bis 16 Uhr geöffnet, ebenso nach Vereinbarung. Weitere Informationen gibt es unter www.hotspotkw.de und per E-Mail an info@hotspotkw.de.

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