Altstadt soll wiederbelebt werden Kunst für leer stehende Ladenlokale

KÖNIGSWINTER · Erst zelebrierten sie Kunst im Krankenhaus. Jetzt operieren die "Endstation"-Macher an anderer Stelle in der Altstadt. Sie riefen zunächst den Kunstverein "antiform" ins Leben und eröffneten am Samstag die "galerie.1" an der Hauptstraße 362.

 Wo früher die "Königswinterer Stuben" waren, gibt es nun Kunst zu sehen.

Wo früher die "Königswinterer Stuben" waren, gibt es nun Kunst zu sehen.

Foto: Frank Homann

Hier befand sich früher das Restaurant "Königswinterer Stuben" und vormals der Verkauf der Weinbrennerei Richarz. Nun hängen dort Werke von sieben der zehn Vereinsgründer. Dass darunter auch Arbeiten sind, die während des Kunstprojektes im ehemaligen Cura-Krankenhaus entstanden, unterstreicht die Verbindung zu der Aktion in der Klinik, die bundesweit über Monate Aufmerksamkeit erregte.

Einen Unterschied gibt es: Das Krankenhaus steht zum Abriss bereit, das Haus in der Altstadt soll natürlich bleiben. "Die 'galerie.1' ist das Aushängeschild unseres Gesamtprojektes", so Helmut Reinelt, der die "Endstation" initiierte und mit einer Gruppe von Mitstreitern umsetzte.

Worum geht es den Künstlern? Sie möchten die zahlreichen leer stehenden Ladenlokale und Gaststätten in der Altstadt wiederbeleben. So quasi nach dem Motto: Achtung, Chefarzt übernehmen Sie! Einen Herzschrittmacher für die Altstadt! Die Fußgängerzone soll zur "KulturzoneKW" werden, zu einem Ort der kulturellen Begegnung. Wie funktioniert es? Solange ein Lokal oder Laden keinen neuen Mieter hat, ziehen die Künstler ein.

So hat Werner Melchor, der Verwalter von Nummer 362, den Künstlern das Erdgeschoss freundlicherweise überlassen, ohne dafür einen Cent Miete zu nehmen. Das Ergebnis: Das Restaurant beherbergt nun Kunst und ist von Leben erfüllt. "Es existiert eine große Bereitschaft, uns Räume zur Verfügung zu stellen", sagt Reinelt, der Vorsitzende des Vereins, der dabei mit der Stadt, der Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft und der Wohnungsbaugesellschaft zusammenarbeitet.

Über zukünftige Projekte wurde bei Ausstellungsbeginn ebenso gesprochen wie über die präsentierten Werke. "Über das Ankommen" heißt der beziehungsreiche Titel des Bildes mit einem Dampfer von Andreas Rein. Helmut Reinelt hat sein "Endstation"-Bild "Es ist angerichtet" beigesteuert. Es erinnert an das Abendmahl, nur dass hier die Mahlzeit aus einem Patienten besteht und die Halbgötter in Weiß ihn umstellen.

Franca Perschen hat ihre Wandzeichnungen auf Tapete vom Ärztezimmer abgenommen und in der "galerie.1" ausgestellt. Arbeiten von Irene Eigenbrodt, Herbert Höcky, Günter Karl und Harald Priem sind außerdem zu sehen.

Die Öffnungszeiten der "galerie.1", Hauptstraße 362 sind donnerstags bis samstags von 14 bis 18 Uhr sowie sonntags von 12 bis 18 Uhr.

Kurz gefragt:
Franca Perschen kniete sich mit in das Projekt "Endstation" hinein. Sie ist zweite Vorsitzende, Zeichnerin und Kunstvermittlerin.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, leer stehende Läden der Kunst zu widmen?
Perschen: Wir möchten die "Endstation" in Kleinformat weiterführen, an alternativen Plätzen Kunst und Kultur machen.

Die Bereitschaft, Flächen zur Verfügung zu stellen, ist groß. Was passiert noch?
Perschen: In einem ehemaligen Friseurgeschäft spielt womöglich das "Theatre Bohemien", das schon im Krankenhaus die Serie "Drachenfelsklinik" aufführte, wöchentlich unter dem Motto: "Gala". Das steht allerdings noch nicht ganz fest.

Das kann ja haarig werden.
Perschen: Das würde interessant. Dem "Friseur" dürfte der Gesprächsstoff nicht ausgehen, garantiert. Auch ein Kunstkino ist geplant. An Kinder- und Jugendarbeit auf dem Sektor Kunst ist gedacht. Wichtiger Grundsatz bei allen Einzelkonzepten ist die Offenheit nach außen. Besucher der Kulturzone sollen sehen können, was in den Räumen passiert. Sie sollen Künstler bei ihrer Arbeit beobachten können und auch mit ihnen sprechen dürfen. Ein Außenprogramm in den Sommermonaten soll dann für zusätzliche Belebung sorgen. Musiker, Tänzer, Performer und Theaterleute werden mitten unter den Touristen auftreten.

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