Erntebilanz im Siebengebirge Landwirte hoffen auf den Spätsommer

SIEBENGEBIRGE · Bei der Getreideernte im Siebengebirge gibt es Einbußen von bis zu 25 Prozent. Doch trotz der schlechten Ernte sind Obstbauern und Winzer optimistisch.

 In den vergangenen Wochen im Dauereinsatz: Ein Mähdrescher auf einem Feld im Siebengebirge.

In den vergangenen Wochen im Dauereinsatz: Ein Mähdrescher auf einem Feld im Siebengebirge.

Foto: Frank Homann

„Die Sonne ist einfach zu spät gekommen.“ Kurz und bündig analysiert Landwirt Willi Quink die Situation. Zwar steht der Mais vielerorts noch auf den Feldern, doch ist für die Landwirte in der Region die diesjährige Ernte weitestgehend gelaufen – und die Bilanz sieht ausgesprochen mager aus.

„Sehr bescheiden“ seien die Erträge beim Getreide gewesen, sagt Willi Quink, Bauer in Quirrenbach. „Schon die Gerste war enttäuschend.“ Beim Weizen habe er sogar Einbußen von rund 25 Prozent hinnehmen müssen. „Schlecht“ sei die Ernte gewesen, bestätigt der Bad Honnefer Landwirt Helmut Linnig. Auch er hat Ertragseinbußen von rund 20 Prozent zu beklagen. Der Grund: Es gab einfach zu viel Niederschlag, der den Landwirten die Bilanzen im wahrsten Sinne des Wortes verregnet hat.

Anhaltende Nässe und Kälte haben nicht nur für geringere Erntemengen gesorgt, auch die Qualität des Getreides hat gelitten. So kann ein Großteil des geernteten Weizens, der in der Region hauptsächlich angebaut wird, nicht als Brotweizen, sondern nur noch als Futterweizen verkauft werden, wie Linnig berichtet. Und der erzielt auf dem Großmarkt deutlich niedrigere Preise.

Etwa zwei Drittel seiner gesamten Ernte werde wohl in den Futterkrippen landen, rechnet Quink vor. Die Stimmung ist bei ihm, wie auch bei vielen anderen Kollegen, entsprechend düster: „Dieses Jahr hat es uns richtig erwischt.“ Das Wetter hatte den Bauern schon 2015 schwer zugesetzt: damals war die anhaltende Trockenheit im Frühsommer für Ertragseinbußen von zehn bis 15 Prozent beim Getreide verantwortlich. Vor dem Hintergrund der aktuellen Preispolitik befürchtet Quink nun Opfer: „Die Betriebe werden weniger werden“, lautet seine Prognose.

Vor allem für die kleineren Familienbetriebe werde es immer schwieriger, kostendeckend zu wirtschaften, zumal auch an der Milch nichts mehr zu verdienen sei: „Da tun wir noch Geld dabei.“ Immerhin konnten die Landwirte im Siebengebirge in diesem Jahr genügend Heu als Tierfutter für den Winter einlagern: das konnte witterungsbedingt zwar deutlich später eingebracht werden, „gewachsen ist das Gras bei dem Wetter aber genug“, so Linnig. Für die Rüben, die noch im Boden stecken, hofft er nun auf warme Tage: „Da müssen wir abwarten, was der Herbst bringt.“

Eine Woche später als im vergangenen Jahr, aber vergleichsweise optimistisch sind die heimischen Obstbauern in die Erntesaison gestartet: „Das, was wir bereits an Frühsorten geerntet haben, sieht bislang gut aus. Es wird zwar wohl kein Rekordjahr, aber wir gehen von einem normalen Ertrag aus“, sagt Klaus Reuter vom Obsthof Siebengebirge in Thomasberg.

Im Gegensatz zu manchem Kollegen von der linken Rheinseite sei man im Siebengebirge wettermäßig mit einem blauen Auge davon gekommen: „Wir hatten zum Glück keine Verluste durch Hagel oder Frost.“ Apfel-Frühsorten wie der Delbar sind bereits abgeerntet, nun stehen die Obstbauern in den Startlöchern, um unter anderem auch den beliebten Elstar vom Baum zu holen. „Die Fruchtgröße sieht da jedenfalls schon vielversprechend aus.“

Kam die Sonne für die Landwirte zu spät, scheint sie für die Winzer genau zum richtigen Zeitpunkt. „Das sind rosige Aussichten“, freut sich der Rhöndorfer Winzer Karl-Heinz Broel über die angekündigte Spätsommerhitze: „Für uns kommt das jetzt wie gerufen.“ Ohnehin ist für den Weinjahrgang die Herbstwitterung ausschlaggebender als das Sommerwetter, denn die Lese beginnt in den Siebengebirgslagen frühestens in drei Wochen. Allerdings hatten auch die Winzer schon mit den Folgen des launischen Wetters zu kämpfen: „Bedingt durch den Starkregen hatten wir einen hohen Infektionsdruck durch Pilzerkrankungen“, so Broel. Glücklicherweise wurde die Ausbreitung aber durch das dann folgende trockene Wetter gestoppt.

Abhängig vom Wetter und vom Weltmarkt

Trockenheit, Starkregen, zu wenig Sonne: Unterm Strich haben die Getreidebauern im Rhein-Sieg-Kreis Ertragseinbußen von 15 bis 20 Prozent, so Theo Brauweiler, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Bonn/Rhein-Sieg.

Unter den Wetterkapriolen mit trockenen Phasen und darauf folgendem Starkregen ohne Sonneneinstrahlung hat auch die Qualität der Körner gelitten. Die wirtschaftliche Lage der Getreidebauern im Rheinland hat sich laut dem Kreisbauernchef durch die deutlich hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Erträge und niedrige Preise verschlechtert. Seit Jahren werde auch die hiesige Landwirtschaft zunehmend vom Weltmarkt bestimmt.

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